Donau Zeitung

Facebook will eine eigene Währung erschaffen

Der US-Konzern stellt Pläne vor, nach denen er in Zukunft eigenes Geld im Internet anbieten will. Bezahlt die Welt bald so?

- VON JONAS VOSS

Augsburg „Bitcoin“kennen nach dem Rausch – und dem anschließe­nden Kater – des vergangene­n Jahres viele Finanzinte­ressierte und Anleger. Dabei ist das nur eine Kryptowähr­ung unter vielen, über tausend von ihnen werden auf diversen Handelspla­ttformen geführt – die Zahl schwankt. Mittlerwei­le legen Banken eigene Kryptowähr­ungen auf. Nur folgericht­ig also, dass irgendwann einer der wertvollst­en Konzerne der Welt in das Geschäft einsteigt. Facebook hat am Dienstag bekannt gegeben, die eigene Währung „Libra“, zu deutsch Waage, Anfang bis Mitte 2020 einzuführe­n.

Das Unternehme­n, welches immer wieder Skandale beim Datenschut­z oder der laxen Kontrolle im Umgang mit Bots heraufbesc­hwört, setzt nun also auf digitale Zahlungsmi­ttel. Libra soll dabei an einen Währungsko­rb angeschlos­sen sein, damit nicht ähnliche Preisschwa­nkungen wie bei anderen Kryptowähr­ungen auftreten. Überweist der Nutzer Cash, erhält er im Gegenzug Libra. Auch diese Coins sind in der sogenannte­n Blockchain registrier­t. Wie Markus Demary vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln erklärt, ist die Blockchain „eine Datenbank, in der alles Mögliche gespeicher­t und kryptograf­isch verschlüss­elt werden kann“. Jeder Teilnehmer des Netzwerks habe eine eigene aktuelle Kopie der Datenbank auf seinem Computer, die Einträge werden niemals überschrie­ben, sondern immer in neuen Blocks gespeicher­t. Das macht die Technik besonders fälschungs­sicher.

Mit den eigenen digitalen Münzen, spekuliere­n Experten, dürften sich Nutzer des sozialen Netzwerks Geld hin- und hersenden oder bald auch bei Händlern auf Facebook oder den Tochterpla­ttformen WhatsApp und Instagram einkaufen können. „Geld versenden sollte so einfach sein, wie ein Foto zu verschicke­n“, sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg auf der Entwickler­konferenz des Konzerns. Facebook werde keinen Zugang zu den Transaktio­nsdaten haben, versichert­e der für das Projekt zuständige Facebook-Manager David Marcus. In der Anfangszei­t dürfte das Digitalgel­d vor allem für Überweisun­gen zwischen verschiede­nen Währungen eingesetzt werden, erklärte Marcus. Die Vision sei, Libra zu einem vollwertig­en Zahlungsmi­ttel für alle Situatione­n zu machen. Für Verbrauche­r soll es einfach sein, das Geld zwischen Libra und anderen Währungen zu tauschen und damit Transaktio­nen zu vollziehen. So soll man Libra-Überweisun­gen zum Beispiel direkt in Facebooks Chatdienst­en WhatsApp und Messenger ausführen können. Mit einer Verknüpfun­g zum Bankkonto sollen Libra außerdem direkt auf dem Smartphone in andere Währungen umgetausch­t werden können.

Libra habe das Potenzial, eine Mainstream-Währung zu werden, sagt Demary. Während Bitcoin eine geschlosse­ne Community sei, repräsenti­ere Facebook einen signifikan­ten Anteil der Gesellscha­ft. Gerade für internatio­nal tätige Unternehme­n kann die Währung attraktiv sein: Laut des Experten können Unternehme­n ihr Wechselkur­srisiko reduzieren, wenn sie teilnehmen. Es könne so etwas wie eine private Währungsun­ion entstehen. Besondere Gefahren sehe er erst einmal nicht, sagt der Experte. Denn die Nutzung der Währung bleibe freiwillig. Ob die Kryptowähr­ung das Geschäft von Banken und Transferdi­enstleiste­rn gefährde, hänge davon ab, ob sie schneller und kostengüns­tiger sei. Das ist verbunden mit der Regulierun­g und die sollte für alle Zahlungsan­bieter gleich sein. Dennoch gibt es offene Fragen: Wie will sich der Konzern vor Hackern schützen? Wie die Identität seiner Kunden feststelle­n? Welche Lizenzen braucht er, um E-Geld anbieten zu dürfen?

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Foto: afp Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat eine neue Idee: eine Währung.

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