Die Römer sind mitten unter uns
Hautnah kann man in Kempten, Augsburg und Weißenburg den antiken Alltag erleben
Von wegen tote Steine: Die Römerzeit ist gerade in unserer Region lebendiger denn je. In Kempten lockt der Archäologische Park Cambodunum (APC), durch die alte Römerstadt auf den Hügeln über der Iller zu spazieren. Der Tempelbezirk ist zum Teil wieder aufgebaut und vermittelt das Gefühl, direkt 2000 Jahre zurückversetzt zu sein. Wie die römischen Soldaten und Beamten und die keltischen Bewohner kann man Obst, Getreide oder Kräuter opfern, um die Götter gewogen zu stimmen.
In einer Parkanlage liegt das Forum mit seinen monumentalen Repräsentationsbauten. Wie groß es war und wie man sich dort fühlte, machen Grundrisse des Forums und der Basilika als niedrige Mauern im Gelände nachvollziehbar. Angrenzend an den Palast des Provinzstatthalters neben dem Forum erstrecken sich die Kleinen Thermen. Die antike Badeanlage ist noch gut erhalten, die Ausgrabungen sind unter dem Dach einer modernen Halle von allen Seiten zugänglich. Studieren lässt sich die technische Raffinesse römischer Ingenieure, wie die Heizung funktionierte und die Latrinenanlage mit Wasserspülung.
Projekte für Kinder und für die ganze Familie machen es möglich, das Römerleben hautnah zu erleben. Die Taberna und der Römerspielplatz laden zum Verweilen ein.
In Augsburg, wo zur Römerzeit bis zu 15000 Einwohner siedelten, ist sichtbar leider nicht mehr so viel von der Antike übrig geblieben. Die Steine wurden im Mittelalter weiterverwendet. Umso reichlicher sind die archäologischen Funde, die noch immer die Forscher bei Grabungen überraschen. Erst kürzlich kam eine Ladenzeile am Rand des Forums im Domviertel zum Vorschein. Es gab Kaufleute, die mit Wein, Stoffen, Schmuck, Glas, Keramik handelten. Eine riesige Markthalle zeichnet sich ab, auch eine Thermenanlage und ein Palast für den Statthalter.
Sogar eine Hafenanlage bestand. Die Mole wird im „Römerlager“im Zeughaus gezeigt – neben vielen anderen spektakulären Stücken. Es ist ein Übergangsquartier, denn Augsburgs Römisches Museum ist sanierungsbedürftig und fällt über Jahre aus. Es lohnt sich ein Stadtrundgang auf Römerspuren, denn archäologische Fenster erlauben einen Blick in die Vergangenheit. Etwa die Römermauer am Dom mit monumentalen Altären und erzählfreudigen Grabmälern oder im Domviertel der kleine archäologische Park.
Im mittelfränkischen Weißenburg schätzt man sich glücklich, seit 1977 eine römische Thermenanlage am Stadtrand ausgegraben worden ist. Sie war eine außergewöhnlich gut erhaltene Bäderanlage und gewährt einen spannenden Einblick in die angenehmste Seite antiker Kultur. Denn die Thermen waren nicht nur ein Ort, wo man sich reinigte und badete, es war eine Stätte der luxuriösen Entspannung und ein beliebter Treffpunkt, wo auch Sport und Spiel, Essen und Trinken nicht zu kurz kamen. Sogar Geschäfte schloss man dort ab. In Weißenburg liegen die Thermen unter Dach und das Doku-Drama „Macht, Pracht und Untergang“vermittelt den Besuchern einen Eindruck der einstigen Größe und des Aussehens der Thermen und des Kastells Biriciana.
Dieses ist zum Teil wiederaufgebaut worden. Mächtig steht das Nordtor mit seinen charakteristischen, nach außen gerundeten Türmen in der Landschaft. Weißenburg war nämlich ein wichtiger Truppenstand am Limes, der hier in der Gegend an vielen Stellen in seinem Verlauf noch nachvollziehbar ist. Näheres kann man dazu im bayerischen Limes-Informationszentrum beim Römermuseum erfahren.