Gefallene Mädchen
Kommissar Mørck und Assistent auf der Spur eines dunklen Geschichtskapitels
Mit „Verachtung“geht es in die vierte Runde für das dänische Ermittlerteam Carl Mørck und seinen Assistenten Assad. Ihren Erfolg verdanken die Filme nicht allein der Popularität der Krimis von Bestsellerautor Jussi Adler-Olsen, sondern auch der idealen Besetzung des CopDuetts. Mit galligem Verve wirft sich Nikolaj Lie Kaas in die Rolle des garstigen Kriminalisten, der über untrügliche Ermittlerinstinkte, aber keinerlei Sozialkompetenz verfügt. Ihm gegenüber bildet als Assistent der wunderbare Fares Fares mit glaubwürdiger Warmherzigkeit den maximalen Kontrast. Das vertraute Unverständnis der beiden Partner sorgt für komische Konflikte, aber auch für eine sich gegenseitig ergänzende Menschenkenntnis bei der Lösung komplexer Kriminalfälle.
Diesmal finden sich eingemauert in einer Wohnung zwölf Jahre alte mumifizierte Leichen. Die Spuren führen noch weiter zurück in die Vergangenheit auf die Insel Sprogø. Dort wurden in einem Heim für „gefallene“Frauen und Mädchen bis 1961 Experimente, Abtreibungen und Zwangssterilisationen an über 10000 Patientinnen durchgeführt. Zu diesem dunklen Realkapitel der dänischen Geschichte stellt der Film eine fiktive Kontinuität bis in die heutige Gesellschaft her. Die Ärzte von damals haben einen Geheimbund gegründet, der junge Imigrantinnen heimlich sterilisiert.
Auf den ersten Blick mag der Plot überkonstruiert erscheinen, aber der erstarkende Rechtsradikalismus, der sich auf nordische Herrenrassen-Ideologien beruft, ist in ganz Skandinavien ein brennendes Thema. Sein großes politisches Sujet erdet der Film jedoch mit den aufbrechenden Beziehungskonflikten der beiden Ermittler. Die Frage, ob der grantige Kriminalist über seinen eigenen Schatten springen kann, ist hier genauso spannend wie die Lösung des komplizierten Falles.
Verachtung (1 Std. 59 Min.), Krimi, Dänemark/Deutschland 2019 Wertung ★★★★✩