So digitalisiert man alte Videofilme
Viele haben noch VHS-Kassetten herumliegen. Doch um die Filme in Zukunft genießen zu können, zieht man sie lieber auf PC oder DVD. Welche Methode ist am besten?
Der alte Western, der Bond-Blockbuster mit Sean Connery oder die Urlaubsaufnahmen aus den 1970ern: Auf VHS-Kassetten verbergen sich manche Schätze, die man nicht missen möchte. Doch was müssen Verbraucher tun, um die alten Fundstücke auch am PC oder über den DVD-Player schauen zu können?
Wer nicht in Eigenregie digitalisieren möchte, kann einen Dienstleister beauftragen. Dafür schickt man die Bänder per Einschreiben mit Rückschein an den entsprechenden Service. „Dann bekommen Verbraucher den Film auf eine DVD gebrannt und müssen für eine Digitalisierung von einer Kassette etwa zehn Euro einplanen“, sagt Andreas Hentschel von der Fachzeitschrift Chip.
Die Kosten werden oft pro angefangener Minute berechnet. Der Minutenpreis sinkt bei großen Mengen VHS-Material und hängt auch davon ab, ob es in SD- oder FullHD-Qualität umgewandelt wird. Manche bieten neben dem Transfer auf DVD auch Blu-ray, MPEG oder DV-Avi an und offerieren weitere Leistungen, zum Beispiel die Reparatur von gerissenen Videobändern.
Einen Dienstleister zu beauftragen, das ist vor allem bei selbst gedrehtem Material – wie einer Goldenen Hochzeit oder Urlaubsaufnahmen – sinnvoll. Die Profis könnten aus einer VHS-Kassette das Maximum herausholen, erklärt Ulrich Hilgefort von der Zeitschrift c’t. Wenn Verbraucher einen Spielfilm auf DVD oder Blu-ray bekommen können, rät er aber davon ab, eine Videokassette zu digitalisieren. „Der Aufwand ist einfach zu hoch.“
alte Aufnahmen selber digitalisieren möchte, kann dafür einen Videorekorder nutzen. Der wird über den Scartanschluss mit einem Zwischengerät verbunden, das man Digitizer oder Video Grabber nennt. Das Zwischengerät wird via USB mit einem PC verbunden. Video Grabber mit Software sind bereits ab zehn Euro zu haben.
Die Hauptarbeit erledigt diese Software, die mit dem Digitizer geliefert wird und auf dem PC läuft, beschreibt Hilgefort. Der dabei verwendete Rechner sollte nicht älter als rund fünf Jahre sein, weil er die Voraussetzungen der beigelegten Software erfüllen muss.
Idealerweise überspielen Nutzer die VHS-Kassetten in einem Stück. Denn jeder Wiedergabevorgang erzeugt Reibung – dadurch steigt das Risiko, dass sich die Magnetschicht auf dem Videoband löst.
Beim Prozess der Digitalisierung entsteht eine AVI-Datei. „Diese sollten Verbraucher in eine MPEGDatei umwandeln, um sicherzugehen, dass das Format auch überall abspielbar ist. Für die Umwandlung gibt es kostenlose Programme, die das erledigen“, so Andreas Hentschel.
Ein Vorteil: Mehrere Aufnahmen können in einem Film zusammengefasst werden. „Außerdem kann man einzelne Kapitel erstellen oder auch Teile herausschneiden“, erklärt Marinus Martin vom IT-Portal Netzwelt.de. Dazu kommt, dass sowohl Bild- als auch Tonfehler einfach korrigiert und die Qualität insgesamt verbessert werden können.
Ebenfalls praktisch: Der digitalisierte Film kann im Anschluss einfacher mit Freunden geteilt, vervielfältigt und gesichert werden als eine einzelne DVD.
Das Vorgehen in Eigenregie hat aber auch kritische Punkte. Ein Aspekt: die zeitaufwendige Nachbearbeitung. Hentschel schätzt, dass bei vier Stunden Material auf Videokassette etwa zehn Stunden Arbeit nötig sind. „Meiner Meinung nach ist der gesamte Prozess eher etwas für Bastler“, findet der Experte.
Wer am entstandenen Material noch feilen möchte, der kann beispielsweise am Kontrast und an der Helligkeit, aber auch an der Tonspur noch einiges verbessern – das Nachschärfen von VHS-Material ist jedoch oft wenig erfolgreich.
„Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei der Reduzierung oder BeseitiWer gung von Störungen wie Rauschen oder Übernahmefehlern einfach an einem kurzen Filmschnipsel auszuprobieren, wie der Film nach der Bearbeitung aussieht“, erklärt Hilgefort. Dazu legt man am besten eine zweite Dateiversion des überspielten Materials an. An dieser Kopie lässt sich dann bedenkenlos herumtesten.
Eine weitere Option ist es, sich ein Kombigerät aus DVD- und VHS-Rekorder zuzulegen. Mit einem solchen Apparat lässt sich die Aufnahme auf eine DVD überspielen. Nutzer sollten hier aber unbedingt prüfen, in welchem Format die DVD ausgegeben wird. Es kann passieren, dass die DVD am PC noch gebrannt werden muss, um das Format anpassen zu können, schildert Hentschel.
Es geht für Pragmatiker übrigens auch ganz simpel: Wer sich den Aufwand mit Überspielen oder Digitalisieren nicht machen möchte, filmt die alten Aufnahmen einfach mit Camcorder oder Smartphone ab. Hierzu braucht es eine Leinwand und einen dunklen Raum. Allerdings leidet die Tonqualität sehr stark, da das Audiosignal über das Kameramikro von den Fernseherlautsprechern abgegriffen wird, wie Marinus Martin erklärt.
Beim Bild kann es zu einem Flimmern oder flackernden Balken kommen, wenn sich die Bildwiederholfrequenz des Fernsehers von der der Kamera unterscheidet. Zudem könnten falsche Belichtungen oder Fokussierungen auftreten, wenn der Camcorder diese automatisch nachjustiert, erklärt Martin. Er hält diese Methode insgesamt für nicht ratsam.