Zwei Ausreißer wieder glücklich zu Hause
Beim Countryfest in Fultenbach sind auch Roland Baindl aus Laugna und sein Quarter Horse „Pepper“. Dann hat der Wanderritt unvorhergesehene Folgen
Laugna Am Tag danach herrscht wieder Idylle pur auf dem Eiselehof in Laugna. Aufgeräumt grasen die Pferde auf dem Geistberg, stupsen Besucher mit ihrer Nase und folgen dem Lockruf von Anita Baindl. Auch „Pepper“kommt neugierig angetrabt – meist gibt es ein Leckerli, wenn die Chefin eintrifft. Der Bursche hat ein gehöriges Abenteuer hinter sich, und die Baindls eine aufregende, schlaflose Nacht.
Es war am vergangenen Samstag, als Roland Baindl seinen Pepper sattelte und sich mit ihm über Stock und Stein aufmachte nach Fultenbach. Es ist immer ein bisschen wie Urlaub für den Biolandwirt aus Laugna, wenn er mit seinem Quarter Horse einen Wanderritt unternimmt. Ziel an diesem Sonntag ist Fultenbach. Der TSV Ellerbach und die Bogenschützen laden ein: „It’s Countrytime“, heißt es dort, Western-Stimmung mit Pfeil, Bogen, Steak und „Trapperschnaps“ist angesagt. Baindl liebt solche Feste, bei denen er seinem Hobby frönen kann. Er trifft seinen Freund Franz Schweiger aus Augsburg und dessen Pferd „Shadow“, kein Quarter Horse, wie „Pepper“, sondern ein Appaloosa. Beide Rassen sind im Westernbereich sehr beliebt.
In Fultenbach tummeln sich viele Countryfans – es herrscht beste Stimmung bis in die Nacht hinein. Es ist kurz vor 23 Uhr, als ein heftiges Gewitter ausbricht. Starkregen platzt herunter, Sturmböen treiben die Menschen auseinander und reißen an Zeltplanen. Baindls Pferd und das seines Freundes schrecken auf und gehen durch. Selbst ein Elektrozaun hindert sie nicht daran, Reißaus zu nehmen. Weg sind sie. Die Westernfreunde alarmieren die Polizei.
Im strömenden Regen suchen Polizisten und Pferdehalter nach den Tieren. Baindl ruft seine Frau Anita in Laugna an. Beide suchen mit dem Auto die Strecke mehrmals ab, die Baindl am Morgen mit Pepper nach Fultenbach geritten ist. Auch die Polizei lässt nicht locker, leuchtet bis ein Uhr überall mit ihren Scheinwerfern den Wald aus – nichts. „Pepper“und „Shadow“bleiben verschwunden.
Für Anita und Roland Baindl und ihren Freund Franz Schweiger bleibt die Nacht eine Zitterpartie. Deprimiert sitzen sie am Sonntagmorgen beim Frühstück auf dem Eiselehof in Laugna. Da kommt der erlösende Anruf: Die Pferde wurden in Laugna nahe ihrer Koppel gesichtet. Nichts wie hin… Überglücklich sind die Baindls – die Tiere haben den zwölf Kilometer langen Weg zurück alleine gefunden und sind unversehrt. „So ein Glück!“, sagt Roland Aber er weiß auch: „Mein Pferd ist nicht auf den Kopf gefallen.“
Pepper und Shadow sind erfahrene Wanderreitpferde und kennen die Gegend. Und sie sind schon etwas ältere Herren – 22 und 25 Jahre alt, was ihren Erfahrungsschatz noch steigert. Immer wieder sind Baindl und Schweiger mit ihren Lieblingen unterwegs. „Wir haben schon große Wanderritte gemacht. Jetzt, wo die Tiere älter sind, unternehmen wir kürzere Touren.“
Bei Baindls in Laugna stehen derzeit rund 20 Pferde im Stall, darunter viele Pensionspferde und Senioren, die auf dem Hof das GnaBaindl. denbrot bekommen. Bekannt sind die Baindls durch ihre besonders einfühlsame und nachhaltige Tierhaltung. Das betrifft nicht nur Pferde, sondern auch Rinder und andere Tiere, die den Hof bevölkern. Unter anderem auch immer wieder Rehe – verwaiste Kitze oder beim Mähen verletzte Tiere.