Ein goldiges Quartett
Die Mixed-Staffel krault überraschend zum Titel. Anteil daran hat auch ein italienischer Olympiasieger
Yeosu Rob Muffels umarmte herzlich Trainer Bernd Berkhahn, dann bejubelte er mit den Staffelkollegen den nächsten großen FreiwasserSieg bei der WM in Südkorea. Lea Boy, Sarah Köhler, Sören Meißner und Muffels holten nach 4 x 1,25 Kilometern überraschend Gold vor Italien und den USA. „Alle vier Note 1 mit Stern“, sagte der euphorische Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz nach dem zweiten Gold und der vierten Medaille innerhalb von nicht einmal zwei Tagen.
Zwei WM-Titel hatte es für den Deutschen Schwimm-Verband zuletzt 2015 in Kasan gegeben, zweimal Gold im Freiwasser 2013 in Barcelona – damals noch mit Thomas Lurz. Der Rekordweltmeister freut sich in der Heimat über den in dieser Form nicht erwarteten FreiwasserAufschwung. „Die ganze Woche ist ein Wahnsinn!“, sagte dessen Bruder Stefan. „Die zweite Goldmedaille ist natürlich der Hammer!“
Sein Team zeigte eine grandiose Leistung. Und das, obwohl sich der WM-Champion über zehn Kilometer, Florian Wellbrock, fürs Becken schonte. „Wir haben uns als gesamte deutsche Mannschaft hier super präsentiert“, sagte Muffels. Er hatte im Einzel über die olympische Distanz Bronze geholt und sich sein Tokio-Ticket gesichert. Die WMLeistungen machen Lurz auch Mut für das ganz große Highlight: „Ich hoffe, dass wir den Aufschwung jetzt bis Tokio mitnehmen.“
Bei Regen legte WM-Debütantin Boy im nicht-olympischen Wettbewerb stark los und übergab als Fünfte an Köhler. Köhler, die wie ihr Freund Wellbrock auch im Becken startet, ließ sich auch von den neben ihr schwimmenden Männern nicht einschüchtern. Sie wehrte sich und handelte sich sogar eine Verwarnung ein. Meißner übernahm als Achter und schwamm Deutschland in Führung. „Die drei vor mir haben einen super Job gemacht. Ich hatte einfach nur die Aufgabe, den Italiener zu halten und im Endspurt dann vorbeizugehen“, sagte Schlussschwimmer Muffels, der nach 53:58,7 Minuten anschlug. Der Italiener war allerdings kein Geringerer als 1500-Meter-Olympiasieger Gregorio Paltrinieri. „Mann gegen Mann ist meine Stärke“, sagte Muffels. „Da habe ich Spaß dran.“Dass er sich – früher auch im Becken unterwegs – zum Freiwasser-Experten entwickelt hat, daran ist Paltrinieri nicht ganz unschuldig: Weil der Gleichaltrige 2011 in Rom bei einem Wettkampf über 1500 Meter laut Muffels „über ’ne Minute schneller“war als er, dachte sich der Deutsche: „Verdammt, ich bleib im Freiwasser!“Keine schlechte Entscheidung.
Die im Vergleich zu den Vortagen welligeren Bedingungen kamen dem 24-Jährigen gegen das Becken-Ass zusätzlich entgegen, zudem setzte er seinen Körper geschickt ein. Dem Bundestrainer war aber eines wichtig: „Alle vier haben denselben Anteil. Alle vier haben den i-Punkt auf diese WM gesetzt.“