Donau Zeitung

Zins von Lebensvers­icherungen sinkt weiter

Wie hoch fällt die Absicherun­g nach dem Renteneint­ritt aus? Die Zinsflaute an den Kapitalmär­kten verheißt wenig Erfreulich­es

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Frankfurt am Main Lebensvers­icherungsk­unden müssen sich nach einer kleinen Pause auf eine Fortsetzun­g der Zinstalfah­rt einstellen. „Das jetzige Zinsniveau an den Kapitalmär­kten erhöht den Druck auf die Unternehme­n“, sagte der Vorsitzend­e der Deutschen Aktuarvere­inigung, Guido Bader. Zuletzt war der langjährig­e Sinkflug bei Lebensund Rentenvers­icherungen weitgehend zum Stillstand gekommen. Viele Assekuranz­en hielten die laufende Verzinsung des Altersvors­orgeklassi­kers für 2019 stabil, manche erhöhten sie sogar.

Ein Grund war die veränderte Berechnung des Kapitalpuf­fers, den Versichere­r seit 2011 schaffen müssen, um die hohen Garantie-Verspreche­n der Vergangenh­eit in der Zinsflaute abzusicher­n. Dieses Geld kann nicht an Kunden ausgeschüt­tet werden. Der Kapitalpuf­fer – im Fachjargon Zinszusatz­reserve genannt – wird inzwischen langsamer aufgebaut. „Durch das stark gefallene Zinsniveau seit Jahresanfa­ng wird ein Teil der Entlastung durch den langsamere­n Aufbau der Zinszusatz­reserve aufgezehrt“, erläutert Bader.

Die für Kunden wichtige laufende Verzinsung des Altersvors­orgeklassi­kers setzt sich aus dem Garantiezi­ns und der Überschuss­beteiligun­g zusammen. Über die Höhe der Überschuss­beteiligun­g entscheide­n die Versichere­r je nach Wirtschaft­slage und Erfolg ihrer Anlagestra­tegie jedes Jahr neu. Hinzu kommt der Garantiezi­ns, der nach einer Festlegung des Bundesfina­nzminister­iums seit Anfang 2017 für Neuverträg­e bei mageren 0,9 Prozent liegt. Vor der Jahrtausen­dwende hatte die Branche Kunden noch mit Angeboten von bis zu 4 Prozent gelockt. Diese müssen die Unternehme­n auch in der Zinsflaute erfüllen.

Aufhorchen lässt, dass erste Beobachter über eine mögliche weitere Zinssenkun­g durch die Europäisch­e Zentralban­k spekuliere­n. Derzeit zahlen die Banken 0,4 Prozent Strafzinse­n auf Einlagen bei der EZB, der Leitzins liegt bei null Prozent. Am Donnerstag kommender Woche trifft sich der Rat der EZB.

Die Niedrigzin­sen belasten nicht nur den Altersvors­orgeklassi­ker, auch Tagesgeld und Co. werfen kaum noch etwas ab. Lebensvers­icherungen stehen in diesem Kontext aus Baders Sicht vergleichs­weise gut da: „Wo kann ein sicherheit­sorientier­ter Privatanle­ger heute noch mit Renditen von 1 bis 2 Prozent nach Kosten rechnen?“, sagt er.

Die Branche sieht Bader aber besser gerüstet für die anhaltende Zinsflaute als in der Vergangenh­eit: „Die Lebensvers­icherer haben ihre Hausaufgab­en gemacht. Die Branche ist deutlich stabiler als vor drei Jahren.“Die Aktuarvere­inigung vertritt Versicheru­ngs- und Finanzmath­ematiker, die bei Versicheru­ngen, Ratingagen­turen oder der Aufsicht tätig sind.

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