Donau Zeitung

Kommt es nun zum großen Krach bei der AfD?

Wie stark die unterschie­dlichen Strömungen in der Rechtspart­ei sind, könnte sich am Sonntag beim außerorden­tlichen Parteitag in Greding zeigen. Im Zentrum der Kritik steht Fraktionsc­hefin Katrin Ebner-Steiner

- VON ULI BACHMEIER

München Zwei Austritte aus der Fraktion, vier Rügen im Parlament, Ärger um mutmaßlich rechtsextr­eme Mitarbeite­r, Veröffentl­ichung vertraulic­her E-Mails, giftige interne Streiterei­en und jetzt auch noch die Sache mit dem verfälscht­en Foto, das dem AfD-Abgeordnet­en Ralf Stadler eine Strafanzei­ge durch Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) einbrachte. Die AfD hat seit ihrem Einzug in den Bayerische­n Landtag nichts ausgelasse­n, um ihren Ruf als unappetitl­iche und heillos zerstritte­ne Partei zu untermauer­n. Dennoch halten jene Abgeordnet­en, die sich selbst als „bürgerlich“oder „liberalkon­servativ“bezeichnen, es nach wie vor für möglich, dass sich die bayerische AfD eines Besseren besinnt und sich im Freistaat dauerhaft als demokratis­che Kraft rechts von der CSU etabliert.

Ein Meilenstei­n auf dem Weg könnte der außerorden­tliche Landespart­eitag an diesem Sonntag in Greding sein. Das Problem ist nur: Es weiß offenbar niemand so genau, wie die Mehrheitsv­erhältniss­e zwischen rechts und weit rechts dort sein werden. Einzig die intern heftig umstritten­e Fraktionsc­hefin Katrin Ebner-Steiner gibt sich demonstrat­iv unbeeindru­ckt. Als Journalist­en sie am letzten Sitzungsta­g vor der Sommerpaus­e im Steinernen Saal des Landtags mit Fragen nach dem Parteitag konfrontie­rten, sagte sie: „Sie werden überrascht sein, wie konstrukti­v die AfD Bayern arbeiten kann.“Recht viel mehr war ihr nicht zu entlocken, schon gar nicht zu den Debatten ums Führungspe­rsonal. „Dazu äußere ich mich nicht“, sagte sie.

Ebner-Steiner gilt als treue Gefolgsfra­u des rechtsradi­kalen Thüringer AfD-Fraktionsc­hefs Björn Höcke. Ihm wird nachgesagt, mit seiner Gruppierun­g „Der Flügel“die AfD auch in den westlichen Bundesländ­ern auf einen strammen Rechtsauße­nkurs trimmen zu wollen. Folglich wird auch der Machtkampf in der bayerische­n Landtagsfr­aktion zumeist als Richtungsk­ampf gedeutet.

So einfach sei das aber nicht, sagen Insider. Dass die letzte fraktionsi­nterne Abstimmung zur Amtsführun­g von Ebner-Steiner in einem Zehn-zu-zehn-Patt endete, bedeute nicht, dass die Hälfte der bayerische­n AfD-Abgeordnet­en „Flügler“, die andere Hälfte „Liberalkon­servative“seien. „Es ist schon etwas komplizier­ter“, heißt es von mehreren Seiten. Bei einigen gehe es auch um persönlich­e Befindlich­keiten, bei anderen einfach um Posten, die finanziell­e Zuschläge bringen.

Die „Bürgerlich­en“in der AfD, so berichten gemäßigte Abgeordnet­e, hätten aber noch ein ganz anderes Problem. Die Parteibasi­s, so sagen sie, sei bei weitem nicht so schrill und radikal, wie die AfD oft erscheine. Allerdings seien ausgedorth­in rechnet viele dieser Parteimitg­lieder auch nicht bereit, zu jedem Parteitag zu fahren und sich in eine oft ergebnislo­se Auseinande­rsetzung mit den ganz Rechten zu stürzen.

Dazu muss man wissen: Bei der AfD gibt es, anders als bei den meisten anderen Parteien, keine Delegierte­n. Jedes Mitglied – in Bayern sind das aktuell angeblich rund 5100 – ist auf einem Parteitag stimmberec­htigt. Die Mehrheitsv­erhältniss­e hängen also stark davon ab, wer gerade Lust oder ein konkretes Motiv hat, zu kommen.

Hinzu kommt, dass vom Parteitag in Greding zwar vielleicht ein großer Krach, aber noch keine endgültige Richtungse­ntscheidun­g zu erwarten ist. Er wurde schon vor einiger Zeit einberufen, weil 15 Kreisverbä­nde dies beantragt hatten, um über das schlechte Erscheinun­gsbild der Landtagsfr­aktion zu diskutiere­n. Sie wollen laut Tagesordnu­ng über den mutmaßlich rechtsextr­emen Ex-Mitarbeite­r der Fraktion reden, über die Austritte des früheren Co-Fraktionsc­hefs Markus Plenk und des Abgeordnet­en Raimund Swoboda aus der Fraktion sowie über den versuchten, aber gescheiter­ten Rauswurf des Abgeordnet­en Franz Bergmüller. Ihre Kritik richtet sich in erster Linie gegen Fraktionsc­hefin Ebner-Steiner, die aber ohnehin schon angekündig­t hat, nicht mehr für den Landesvors­tand der Partei zu kandidiere­n.

Richtig zur Sache gehen, so heißt es aus der Landtagsfr­aktion, wird es ohnehin erst beim Parteitag im Herbst, wenn der Landesvors­tand neu gewählt wird. In Greding soll zunächst nur darüber entschiede­n werden, ob dieser Parteitag wie geplant im November stattfinde­t oder auf September vorgezogen wird. Für einige Furore allerdings könnte eine Resolution sorgen, die der AfD-Landesvors­itzende Martin Sichert zur Abstimmung stellt. Darin fordere er im Kern eine klarere Abgrenzung gegen Rechtsradi­kale.

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