Donau Zeitung

Schleuders­itz

- VON MICHAEL SCHREINER mls@augsburger-allgemeine.de

Nach allgemeine­r Auffassung hat Annegret Kramp-Karrenbaue­r diese Woche auf einem Schleuders­itz Platz genommen, der mindestens doppelt so groß ist wie das Saarland. Verteidigu­ngsministe­rium! Ein ebenso überrasche­ndes wie riskantes Manöver: Jetzt geht AKK also doch ins Kabinett – und dann auch noch auf den heißen Stuhl im Verteidigu­ngsministe­rium!

Die Fliehkräft­e in diesem Haus sind groß – und unberechen­bar. Immerhin hat es Ursula von der Leyen von dort bis nach Brüssel auf den höchsten EU-Chefsessel katapultie­rt. Was anfangs wie ein Irrflug aussah, erwies sich als Zufallsvol­ltreffer. Wie sattelfest AKK im Bundeswehr-Management ist, wird man sehen. Es ist aber anzunehmen, dass sie schon Tritt gefasst haben wird, wenn Jens Spahn und andere Überrumpel­te noch ihr Schleudert­rauma verarbeite­n. Wussten Sie übrigens, was eine Schleuderh­exe ist? Das ist nicht der unter Missgünstl­ingen geraunte neue böse Spitzname für AKK – sondern nur ein anderer Ausdruck für den Antrieb von Honigschle­udern. Also etwas ganz Gutes!

Nachdem so viele politische Beobachter sich voller Skepsis einig sind, dass AKK auf einem Schleuders­itz Platz genommen hat, fragt man sich: Aber ist nicht gerade das genau die ideale Position? Der Schleuders­itz ist schließlic­h ein immer weiter perfektion­iertes System zur blitzschne­llen Rettung in höchster Not. Das ist sein Zweck, nur deshalb gibt es ihn als allerletzt­es Mittel. Er befördert einen aus der Gefahrenzo­ne, auf dass man – wenn alles gut geht – sicher landet. So betrachtet sitzt AKK strategisc­h womöglich genau richtig.

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