Donau Zeitung

Klima-Demo zieht durch Dillingen

100 Aktivisten, darunter vor allem Jugendlich­e, demonstrie­ren in der Innenstadt für mehr Klimaschut­z. Unter die Teilnehmer mischen sich auch einige Ältere. Insgesamt ist der Zuspruch geringer als gedacht

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Die Klima-Demo „Fridays for Future“hat Dillingen erreicht. Am Freitagnac­hmittag zogen rund 100 Menschen, unter ihnen vornehmlic­h Jugendlich­e, durch die Innenstadt und demonstrie­rten für mehr Klimaschut­z. Initiiert hat den Protestzug der 18-jährige Höchstädte­r Niklas Zöschinger, der zuvor bereits in Wertingen „Fridays for Future“ins Leben gerufen hatte.

In Dillingen versammeln sich die Teilnehmer zunächst vor dem Stadtsaal. Die Organisato­ren geben das Motto aus: „Werdet zu Helden eurer Enkel.“Philipp Kaltenegge­r (SPD), Unterstütz­er der Demo, ruft über ein Mikrofon der Menge an jungen Klimaaktiv­isten zu: „Lasst euch nicht einreden, dass ihr eh nichts ändern könnt.“Heidi Terpoorten (Grüne) appelliert: „Geht weiter auf die Straße und zeigt, dass es euch nicht egal ist, was mit der Welt passiert.“

Dann zieht der Klima-Zug durch Dillingen. Vom Stadtsaal über die Rosenstraß­e, die Kapuziners­traße, die Königstraß­e, die Kardinal-vonWaldbur­g-Straße, die Prälat-Hummel-Straße und die Regens-Wagner-Straße zurück zum Stadtsaal. Dabei skandieren die Teilnehmer immer wieder „Kohlestopp – hopp, hopp, hopp“oder den Satz: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“Auch Trillerpfe­ifen und Ratschen schallen durch die Straßen, die zum Teil durch die Polizei abgesperrt werden. Viele Menschen am Straßenran­d schauen auf, drehen sich um oder machen Fotos. Manche winken solidarisc­h, manche schauen kritisch.

Einige der jungen Demonstran­ten halten Schilder hoch. So auch Leonie Herdin aus Dillingen. Die 17-jährige Schülerin des SailerGymn­asiums hat ein Plakat in der Hand, auf dem steht: „Eure Kinder können Schnee noch erleben. Doch was ist mit unseren Kindern?“Sie finde es wichtig, gemeinsam auf die Straße zu gehen, um etwas zu erreichen. „Jetzt haben wir noch die Chance zu handeln“, sagt Herdin. Sie und ihre Freundin seien zuvor bereits bei „Fridays for Future“in Augsburg und München gewesen.

Beim Klima-Zug in Dillingen sind auch Marie Jaumann aus Blindheim und Lenja Friese aus Finningen dabei, beide 13 Jahre alt. Sie haben ein Schild dabei, auf dem übersetzt steht: „Es ist nur ein Strohhalm – sagten 7,6 Milliarden Menschen.“ Friese sagt: „Wenn jeder nur einen kleinen Beitrag leisten und etwa seinen Plastik-Verbrauch senken würde, könnten wir sehr viel bewegen, auch im Landkreis Dillingen.“Ihre Mitstreite­rin Marie Jaumann sagt: „Wenn jeder denkt, dass er eh nichts erreicht, geht nichts voran.“

Unter den Aktivisten befinden sich nicht nur Jugendlich­e, sondern auch kleine Kinder, Erwachsene und Senioren. Auch Lehrer sind dabei. Eine ältere Frau sagt: „Die Demo kommt sehr spät nach Dillingen.“Es sei aus Sicht des Klimaschut­zes „fünf nach zwölf“, man müsse dringend etwas tun, sagt die Frau aus einem Dorf im Landkreis Dillingen. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. „Im ländlichen Bereich ist es schwierig, das Thema Klimaschut­z anzusprech­en, die Menschen sind konservati­ver. Viele halten von dieser Diskussion nicht viel“, bedauert die Frau.

Auch ein anderes, älteres Ehepaar aus dem Landkreis, das die Demonstrat­ion begleitet, möchte lieber anonym bleiben. Die Probleme, die die junge Generation auf die Straße bringt, seien in den 70er-Jahren beLenja reits absehbar gewesen, erinnert sich der Mann. „Aber obwohl man es gewusst hat, ist in der Vergangenh­eit vieles versäumt worden.“Woran lag das? Die Frau erklärt: „Man hat so etwas einfach nicht hören wollen. Für eine Demo wie hier wäre man früher belächelt und beschimpft worden.“Nun sei Solidaritä­t gefragt – generation­sübergreif­end. Die Anzahl der Demo-Teilnehmer in Dillingen habe die beiden jedoch enttäuscht. „Es gibt offenbar immer noch genügend Menschen, die die Probleme ignorieren.“Auch Organisato­r Niklas Zöschinger gibt zu, dass man mit etwas mehr Zuspruch gerechnet habe. Ein Faktor könnte das Wetter gewesen sein – die Demo war immer wieder begleitet von Regenschau­ern. Aber auch so ist Zöschinger zufrieden. Als die Demonstran­ten wieder am Stadtsaal ankommen, ruft er ihnen zu: „Wir haben ein Zeichen gesetzt.“

Anschließe­nd ziehen manche Teilnehmer noch weiter in den Taxispark – zum Müllsammel­n. Die Klima-Demo soll sich laut Zöschinger in Dillingen etablieren und zukünftig im Wechsel mit Wertingen dort stattfinde­n.

 ?? Fotos: Andreas Schopf ?? Rund 100 Demonstran­ten, darunter vor allem Jugendlich­e, zogen am Freitagnac­hmittag im Rahmen von „Fridays for Future“durch die Dillinger Innenstadt. Sie forderten mehr Klimaschut­z, unter anderem durch einen schnellen Ausstieg aus der Kohleenerg­ie.
Fotos: Andreas Schopf Rund 100 Demonstran­ten, darunter vor allem Jugendlich­e, zogen am Freitagnac­hmittag im Rahmen von „Fridays for Future“durch die Dillinger Innenstadt. Sie forderten mehr Klimaschut­z, unter anderem durch einen schnellen Ausstieg aus der Kohleenerg­ie.
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Einige Schüler hatten bei der Demonstrat­ion Plakate dabei, um ihren Forderunge­n Nachdruck zu verleihen.
 ??  ?? Marie Jaumann (links) und Lenja Friese wiesen auf das Plastik-Problem hin.
Marie Jaumann (links) und Lenja Friese wiesen auf das Plastik-Problem hin.
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Vor dem Stadtsaal fand zunächst eine Kundgebung statt.

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