Training im Krater
Im Ries üben 1970 vier Astronauten, Gesteine zu unterscheiden – mit Folgen für die Post
Vier Astronauten im Ries. Der Nördlinger Oberbürgermeister kehrte aus seinem Urlaub zurück, doch die meiste Arbeit habe die Post, schrieben die am 12. August 1970: „Dort kommen haufenweise Briefe an, in denen Autogrammsammler den ‚Herrn Postdirektor von Nördlingen‘ bitten, ihnen die Unterschriften der vier Mondfahrer zu besorgen.“
Alan Shepard, Edgar Mitchell, Eugene Cernan und Joe Engle kamen in besonderer Mission nach Nördlingen. Die Astronauten von Apollo-14, die 1971 ins Weltall flogen, sollten lernen, welches Gestein sie vom Mond mitzubringen hatten.
„Die Amerikaner wollten bei der ersten Mondlandung zeigen, dass sie die führende technische Nation Als dieser Punkt erledigt war, dachte man an die Wissenschaft“, erklärt Professor Stefan Hölzl, Leiter des Rieskratermuseums in Nördlingen. Bei den Gesteinen, die die Astronauten sammeln sollten, ging es um sogenannte Impaktbrekzien, die unter hohem Druck entstünden. Minerale verändern sich, wenn Druck auf sie wirke, sagt Hölzl und führt aus: „Diesen Druck findet man nicht an der Erdoberfläche, der entsteht durch kosmische Energie.“Diese Gesteine gebe es eben im Rieser Asteroidenkrater.
Wulf-Dietrich Kavasch war damals Anfang 20 und mit den Astronauten im Steinbruch, denn sein Vater war im Team der Wissenschaftler, die die Astronauten begleitet haben. „Das war ein gewaltiger Presserummel, das kann man sich nicht vorstellen. Man hat mit ihnen ein touristisches Programm gemacht, ich glaube, das war ihnen wichtiger.“Von einem der Astronauten hat Kavasch eine Gürtelschnalle bekommen: „Da war ich sehr stolz.“Trotz des Programms war die Lehrstunde erfolgreich, sagt Museumsleiter Hölzl: „Sie haben die richtigen Sachen mitgebracht.“
Im August 1970 sprachen die Rieser
noch mit der Post über die Autogrammwünsche: „Mürrisch meint dazu ein Postbeamter: ,Wenn die Leute glauben, wir haben nichts anderes zu tun, dann leben sie auf dem Mond.‘“