Der neue Wettlauf zum Mond
Russland Der Sowjetunion ist 1966 mit der unbemannten Sonde „Luna 9“die erste Mondlandung gelungen. Im selben Jahr folgte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit „Surveyor 1“. Russland will nun mit der Fortsetzung des Luna-Programms fünf Sonden unter Beteiligung der europäischen Weltraumorganisation ESA zum Mond bringen. Im Jahr 2030 soll auch der erste Russe auf dem Mond landen. Dafür läuft bereits die Entwicklung des superschweren Trägers „Jenissej“. Nach 2031 soll es dann jedes Jahr bemannte Flüge zum Erdtrabanten geben. Russland will sich zudem an dem US-Projekt einer Raumstation beteiligen, die um den Mond kreisen soll. 2034 könnte der Bau beginnen.
China 2013 landete die chinesische Sonde „Chang’e-3“auf dem Mond und setzte Rover „Yutu“ab. Mit „Chang’e 4“landete Anfang Januar 2019 erstmals eine Sonde auf der Rückseite des Mondes. An Bord war neben dem Rover „Jadehase 2“zudem eine Art Mini-Gewächshaus, in dem ein Baumwollsamen aufgegangen ist – auch das eine Premiere. Nun sollen die Sonden „Chang’e-5“und „Chang’e-6“bei zwei großen und technologisch komplexen Missionen die Proben zurückholen. Als erste Nation überhaupt will das Land bis 2030 einen Menschen auf die Rückseite des Mondes bringen.
USA 2021 will die Nasa auf den Mond zurückkehren – ohne Menschen und mithilfe privater Raumfahrtunternehmen. Zahlreiche Firmen bewerben sich um die lukrativen Aufträge. 2024 sollen dann wieder US-Astronauten auf dem Mond stehen. Und zudem plant die Nasa eine neue internationale Raumstation mit dem Namen „Gateway“. Tesla-Chef Elon Musk möchte schneller zum Mond als der Staat: Mit seinem Unternehmen SpaceX will er schon 2023 den japanischen Milliardär Yusaku Maezawa ins All schicken. Als erster Weltraumtourist soll er den Mond umrunden, gemeinsam mit sechs bis acht Künstlern aus aller Welt. Europa Mit seinem Konzept des „Moon Village“hat der Chef der europäischen Raumfahrtorganisation Esa, Jan Wörner, vor einiger Zeit für Aufsehen gesorgt. Seine Idee: Nicht ein kurzer Hin- und Rückflug solle das Ziel sein, sondern eine international gemeinsam von Industrie, Raumfahrtagenturen und öffentlicher Hand geschaffene Mond-Basis. Bislang ist das nur eine Vision – was konkrete Missionen angeht, ist für Europa der Mond nur gemeinsam mit anderen Staaten erreichbar. Zumeist mit den Amerikanern.
Deutschland Sehr gefragt sind nach wie vor deutsche technische Beteiligungen an Missionen. Das greifbarste Mondprojekt unter deutscher Führung sieht aus wie ein Zylinder – vier Meter hoch, vier Meter Durchmesser – und hat den Namen „European Service Module“, kurz: ESM. Seit 2016 schraubt Airbus in Bremen im Auftrag der Esa an dem Modul, das der Antrieb für das neue „Orion“-Raumschiff der Nasa werden soll. Zudem möchte ein Berliner Team auf ihrer „Mission to the Moon“im Jahr 2020 zwei 30 Kilogramm leichte Solar- und Allradrover namens „Audi Lunar Quattro“auf den Mond bringen, die den Landeplatz von Apollo 17 erkunden sollen. Mit der Landesonde Alina, dem „Autonomous Landing and Navigation Module“, als Knotenpunkt zwischen Rover und Erde will Vodafone das erste 4G-LTE-Netzwerk auf dem Mond aufspannen. So sollen die Fahrzeuge via Steuerknüppel fast in Echtzeit gesteuert sowie wissenschaftliche Daten, Bilder, Videos übertragen werden. Indien Das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land will am kommenden Montag, 22. Juli, einen neuen Start seiner schon mehrfach verschobenen und zuletzt am vergangenen Montag kurz vor Zündung abgebrochenen Mondlandungs-Mission versuchen. Die unbemannte Raumsonde „Chandrayaan-2“soll mit einer Rakete vom südindischen Sriharikota aus ins All gebracht werden. Und zum Unabhängigkeitstag 2022, so versprach Premier Modi, soll dann „ein Sohn oder eine Tochter Indiens mit unserer Trikolore in der Hand ins All fliegen“. Israel Anfang April ist die israelische Sonde „Beresheet“kurz vor der Landung abgestürzt und auf dem Mond zerschellt. Es war die erste privat finanzierte Mission dieser Art. Der wichtigste Sponsor und Präsident der verantwortlichen Non-Profit-Organisation SpaceIL, Morris Kahn, kündigte an, einen zweiten Versuch zu unternehmen.