Stets zu Diensten
Angela Merkel nimmt Urlaub, bleibt aber erreichbar
Nie verreist man so ganz allein, als Kanzlerin der Bundesrepublik. Auch nicht in den Urlaub. Zwölf deutsche Personenschützer und 15 spanische Leibwächter sollen Angela Merkel bei einer Auszeit auf La Gomera einmal begleitet haben. Hinzu kommen Techniker, Referenten, Kräfte des Bundesnachrichtendiensts. So wird der Individualurlaub zur staatlichen Pauschalreisegruppe. Das Kanzleramt verrät indessen kaum etwas über diese Urlaubsentourage und nie, wohin die Chefin reist. Das bleibt ein Geheimnis – bis kurz nach Abreise Fotos in den Klatschspalten erscheinen. Potz Donner, schon wieder Ischia. Oder: Südtirol. Wie in den Jahren zuvor.
„Ich bin immer im Dienst. Wenn was ist, dann bin ich erreichbar“, versicherte Merkel nun der Hauptstadtpresse kurz vor Urlaubsantritt. Und wenn sie sich Ferien nimmt, verreist sie absolut anspruchslos. Denn für sie gilt das Bundesministergesetz – und laut diesen Statuten hat sie gar keinen geregelten Anspruch auf Urlaub. Bei wem sollte sie auch Urlaub beantragen? Bei wem müsste sie sich abmelden? Olaf Scholz übernimmt den Regierungsbetrieb im Sommerloch und die Paparazzi finden die urlaubende Kanzlerin auch ohne Wegbeschreibung. Sie liefern dann wie jedes Jahr jene Bilder, die auch für das Familienalbum Merkel-Sauer taugen könnten. Urlaubsszenen einer Kanzlerin: Merkel mit lässiger Mütze, Merkel im Thermalbad, Merkel mit Gatte, Wanderstock und Softshell-Jacke. „Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael“, sang einmal Nina Hagen und beklagte damit, dass niemand auf Fotos festgehalten hat, wie schön doch der Urlaub war. Darum muss sich eine Kanzlerin keine Sorgen machen.