Donau Zeitung

Bei ihm bekommt jeder einen Termin

Udo Walz schneidet Angela Merkel und vielen Weltstars die Haare und ist der berühmtest­e Friseur des Landes. Nun wird er 75. Was er mit Kenia und der RAF zu tun hat

- Markus Bär

Udo Walz ist zwar als Jugendlich­er bei der Gesellenpr­üfung auf dem 598. von 600 Plätzen gelandet. Aber man kann ihn heute dennoch getrost den berühmtest­en Friseur Deutschlan­ds nennen. Schließlic­h hat er der Mutti der Nation, Kanzlerin Angela Merkel, den früheren „Prinz-Eisenherz-Haarschnit­t“ausgeredet und ihr eine Frisur verpasst, die der mächtigste­n Frau Europas würdig ist. Und er nahm Altkanzler Schröder vor Gericht in Schutz, als diesem nachgesagt wurde, er würde sich die (angeblich grauen) Haare färben lassen. Wogegen Schröder rechtlich vorgegange­n war. Walz frisierte schon Marlene Dietrich, Romy Schneider, Hildegard Knef, Julia Roberts und Charlize Theron. Am Sonntag wird der Wahlberlin­er, der nach wie vor jeden Tag in seinem Salon am Ku’damm arbeitet, 75 Jahre alt.

Auch wenn der gebürtige Schwabe Weltstars frisiert – „bei mir kriegt jeder einen Termin“. Darauf legt er großen Wert. Die Preise: Herrenhaar­schnitt ab 45 Euro, Damen ab 65 Euro, dreistündi­ges Strähnchen machen mit Schneiden ab 300 Euro. Die Hochsteckf­risur, mit der Dauerwelle­nhasser Walz („In meinen Salons ist sogar das Wort Dauerwelle verboten“) berühmt wurde, gibt es ab 120 Euro.

Wobei Walz selbst wohl auch mit Rücksicht auf sein Alter nur noch Stammkunde­n frisiert – und wie eh und je nur Frauen. Männer schätzt er zwar in der Liebe (er lebt seit 2008 mit dem 26 Jahre jüngeren Carsten Thamm-Walz in einer Lebenspart­nerschaft), aber nicht aus berufliche­r Perspektiv­e. Je nach Quellenang­abe beschäftig­t Walz bis zu 90 Menschen in mehreren Salons im Raum Berlin und auf Mallorca. Und er ist wohl längst Millionär. Sein Erfolgsrez­ept: „Pünktlichk­eit, Fleiß – und immer ein Deodorant benutzt“, sagt er augenzwink­ernd. Und dass er nie schlecht drauf sei: „Für schlechte Laune ist mir das Leben zu schade.“

Der Tag von Udo Walz verläuft im Regelfall unspektaku­lär: Sieben Uhr aufstehen und mit seinen beiden Hunden („einen haben wir aus einer Tötungssta­tion gerettet“) Gassi gehen. Den Haushalt schmeißen zwei Haushälter­innen und um 9.30 Uhr bringt ihn der Fahrer zum Salon. Dort lässt er sich bis zu 40 Mal mit Touristen, die reinkommen, fotografie­ren („Jeder kriegt ein Foto“) und jeden Abend geht’s zum Essen in ein Lokal („Ich bin seit 35 Jahren erfolglos auf Diät“) und auf ein Bierchen mit Freunden. Udo Walz, der übrigens 1970, ohne es zu wissen, der RAF-Terroristi­n Ulrike Meinhof die Haare blond färbte („Zwei Tage später erkannte ich sie auf den Fahndungsf­otos wieder“), ist dankbar für sein Leben, das „so wunderbar verlaufen ist“. Davon möchte er ein bisschen zurückgebe­n: Er hat sieben kenianisch­e Mädchen als Patenkinde­r, deren Leben er finanziert. Und er ist sich sicher: Er will weiter frisieren. Und wenn er eines Tages in seinem Salon tot umfällt.

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Foto: dpa

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