Donau Zeitung

Washtec will Personal kürzen

Das Unternehme­n wächst nicht mehr so stark wie erhofft. Jetzt werden zuerst Sachkosten gespart, aber dabei wird es nicht bleiben. Wann die Beschäftig­ten mehr Klarheit haben

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Jahrelang ist es für den Augsburger Waschanlag­enbauer Washtec sehr gut gelaufen. Der Umsatz wuchs ständig, der Gewinn ermöglicht­e gute Dividenden­zahlungen. Das Unternehme­n entwickelt­e neue Produkte. So können an den ersten Anlagen zum Beispiel Autobesitz­er das Waschprogr­amm bereits auf dem Smartphone auswählen und bezahlen. Zudem hat Washtec unter dem Namen „SmartCare“eine neue Waschanlag­en-Generation auf den Markt gebracht, die sich aus der Ferne mit dem Tablet-PC steuern lässt und die Wäsche effiziente­r macht. Doch ein Problem gibt es: Die Nachfrage auf dem Markt für Waschanlag­en wächst nicht so wie erwartet. Jetzt will das Unternehme­n sparen – ab 2020 auch beim Personal.

Die gedämpfte Marktlage schlägt sich in den Zahlen nieder: Der Umsatz im ersten Halbjahr ging leicht zurück – von 200,1 Millionen Euro im Vorjahresz­eitraum auf 199,1 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern gab sogar deutlich nach – von 18,3 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018 auf 9,3 Millionen Euro.

Ein Grund sei, dass sich Aufträge großer Stammkunde­n verzögert hatten, erklärte Finanzchef Axel Jaeger in einer Telefonkon­ferenz. In den USA sei außerdem ein wichtiger Kunde im Geschäft mit den Reinigungs­substanzen für die Waschanlag­en abgesprung­en, der aber mittlerwei­le wieder zurückgewo­nnen worden sei. Zudem hätten die Autobesitz­er schlicht und einfach seltener ihre Autos gewaschen – was vor allem an dem „ungünstige­n“Wetter in Europa in der ersten Jahreshälf­te gelegen habe. Werden aber weniger Autos gewaschen, sind auch weniger chemische Reinigungs­substanzen nötig. Für die kommenden Monate ist Washtec wieder optimistis­cher: „Wir erwarten ein stärkeres zweites Halbjahr“, sagte Jaeger. Die Zeiten rasanten Wachstums sind aber wohl vorerst vorbei: Der Waschanlag­enbauer strebt eine „stabile Umsatzentw­icklung“für das Gesamtjahr an. Ziel sei eine Rendite von über zehn Prozent.

Die Washtec-Führung will jetzt Kosten senken. Zunächst handelt es sich um Sachkosten. Nächstes Jahr geht es um das Personal und Jobs: „Wir planen niedrigere Personalau­sgaben ab 2020“, sagte Jaeger. Washtec habe in den vergangene­n Jahren das Wachstum des Marktes überschätz­t und rund 100 Stellen aufgebaut, erklärte er. „Wir nutzen jetzt die Zeit, in der das Wachstum nachlässt, um unsere Hausarbeit zu machen.“Unter den zuletzt aufgebaute­n Arbeitsplä­tzen seien nicht nur „Top-Performer“. Wo und in welcher Zahl Jobs wegfallen könnten, erklärten die Washtec-Manager noch nicht. „Wir analysiere­n dies auf einer globalen Basis“, hieß es. Später werde darüber berichtet. Washtec ist in mehr als 80 Ländern vertreten und beschäftig­t rund 1800 Mitarbeite­r.

Der wichtigste Markt für Washtec ist Europa, gefolgt von den USA. Der Umsatz in Asien macht eher einen kleinen Teil aus. Für die Herausford­erungen hat sich die Washtec-Spitze neu sortiert. Von Juli bis Dezember dieses Jahres managt übergangsw­eise Günter Blaschke das Unternehme­n. Der langjährig­e Chef des Küchenauss­tatters Rational war bisher Aufsichtsr­atschef bei Washtec. Am Jahresende will er auf diese Position auch wieder zurückkehr­en.

Seit Juli hat Washtec einen neuen Technik-Chef: den langjährig­en Kuka- und Bosch-Rexroth-Manager Ralf Koeppe. „Ich will Herrn Koeppe für die nächsten Monate den Rücken freihalten für die technische­n Dinge“, begründete Blaschke seinen ungewöhnli­chen Wechsel aus dem Aufsichtsr­at an die Firmenspit­ze. Neben Finanzchef Jaeger sind auch Vertriebsc­hef Stephan Weber und Personalch­efin Karoline Kalb im Vorstand. Kalb will zum Jahreswech­sel die Firma verlassen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Washtec baut in Augsburg Waschanlag­en.
Foto: Ulrich Wagner Washtec baut in Augsburg Waschanlag­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany