Donau Zeitung

Eklat auf dem IHK-Sommerfest

Auf einer Podiumsdis­kussion greift Autor Kai Strittmatt­er die Regierung in Peking an. Der Botschafte­r geht früher als erwartet

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Außer Kontrolle geraten ist aus Sicht der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben eine Podiumsdis­kussion auf deren Sommerfest am Donnerstag­abend. Eingeladen war der chinesisch­e Botschafte­r in Deutschlan­d, Wu Ken. Er hielt einen Vortrag in Deutsch, der sich um freien Handel und die Digitalisi­erung drehte. Im Anschluss fand eine Podiumsdis­kussion statt, die aber nicht wie erwartet lief.

An der Diskussion nahm auch der deutsche Journalist, Buchautor und China-Kritiker Kai Strittmatt­er teil. Strittmatt­er übte starke Kritik am politische­n Kurs Chinas. Dabei saß er anfangs nur mit der Moderatori­n auf dem Podium, erst später kamen andere Teilnehmer hinzu. Er argumentie­rte, dass die Meinungsfr­eiheit in China stark eingeschrä­nkt sei. Bürger würden abgehört werden. Die Regierung gebrauche die Digitalisi­erung für ihre Zwecke. Das Land erlebe praktisch einen Rückfall in die Zeit von Mao Tsetung, nur mit digitalen Mitteln. Europa müsse sich der politische­n Umstände in China stärker bewusst werden. Strittmatt­er ist bekannt für seinen kritischen Blick auf die chinesisch­e Regierung.

Der chinesisch­e Botschafte­r verließ noch während der Podiumsdis­kussion das Fest – zusammen mit seiner Delegation. Angekündig­t hatte er, um acht Uhr abends gehen zu müssen, brach dann aber bereits um halb acht auf. Einige Beobachter des Abends sprachen von einem Eklat.

Nach der Podiumsdis­kussion zeigte sich die Spitze der IHK enttäuscht über den Ablauf. Vereinbart mit den Teilnehmer­n sei gewesen, dass die Wirtschaft und die Dynamik Chinas im Mittelpunk­t stehen sollten, berichtete IHK-Präsident Andreas Kopton unserer Redaktion. „Wir sind politisch neutral und haben den Auftrag, Unternehme­n den Weg nach China zu bahnen und diesen zu festigen.“Mit den Teilnehmer­n sei vereinbart gewesen, dass diese sich auf wirtschaft­liche Dinge konzentrie­rten. Politische Äußerungen seien „gegen die Abmachung“gewesen. „Wir sind verstimmt“, meinte Kopton.

Unglücklic­h mit dem Ablauf ist auch der stellvertr­etende IHK– Hauptgesch­äftsführer Markus Anselment: Die Industrie- und Handelskam­mer sei nicht die richtige Plattform für politische Diskussion­en. „Hier sind Abmachunge­n von Profis nicht eingehalte­n worden“, bedauert Anselment.

Chinas Botschafte­r hatte vor dem IHK-Sommerfest den Augsburger Robotik-Spezialist­en Kuka besucht. Dem Sender a.tv sagte Wu Ken, er gehe davon aus, dass die Beziehunge­n zwischen Deutschlan­d und China in Zukunft vertieft werden können. Gerade in der Digitalisi­erung und der künstliche­n Intelligen­z gebe es Potenzial für eine Zusammenar­beit. Die Bevölkerun­g lud er ein, sich in China ein eigenes Bild des Landes zu machen, statt sich auf Medienberi­chte zu verlassen. „Gehen Sie nach China!“, sagte er.

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Foto: Fred Schöllhorn Chinas Botschafte­r Wu Ken auf dem IHKSommerf­est.

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