Donau Zeitung

Nach Badeunfall: Ärzte nähen Buben Arm an

Gliedmaße durch Seil abgerissen

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Raubling/München Die ganze Nacht über kämpften die Ärzte um ihren jungen Patienten: In einer fast zehnstündi­gen Operation hat in München ein Team aus einem Dutzend Medizinern einem 13-Jährigen nach einem Badeunfall einen abgerissen­en Unterarm wieder angenäht. Der Bub war mit Freunden am Hochstraße­r See nahe Raubling (Landkreis Rosenheim) beim Baden gewesen. „Der Junge hat sich wohl mit einem um den Arm geschlunge­nen Seil auf den See geschwunge­n, wollte loslassen, aber das Seil hat sich nicht gelöst. Und durch sein eigenes Körpergewi­cht ist der Unterarm ausgerisse­n“, sagt Riccardo Giunta, Leiter des Hand-Trauma-Zentrums am Klinikum der Uni München (LMU). „Als Handchirur­gen warnen wir davor, Schwingsei­le um Hände oder Arme zu wickeln.“

Ersten Berichten zufolge reagierten der Junge und seine Freunde nach dem Unfall in fast unglaublic­her Weise geistesgeg­enwärtig. Der Junge soll sogar noch selbst zu einem Kiosk gegangen sein. Freunde trugen den abgerissen­en Arm hinterher. Dann kam der Rettungshu­bschrauber.

„Bei uns hängen an vielen Seen solche Schwungsei­le, aber glückliche­rweise ist es bisher nicht zu schwerwieg­enden Vorfällen gekommen“, sagt auch Jürgen Thalmeier, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Süd. Allerdings hatte es dieses Jahr in Paderborn schon einmal einen vergleichb­aren Unfall gegeben.

Noch ist nicht klar, ob bei dem 13-Jährigen alles geklappt hat, aber: „Derzeit haben wir eine sehr gute Durchblutu­ng des replantier­ten Arms“, sagte Giunta, der auch Präsident der Deutschen Gesellscha­ft der Plastische­n, Rekonstruk­tiven und Ästhetisch­en Chirurgen ist. „Im Moment sieht es sehr gut aus. Aber es wird weitere Operatione­n brauchen.“

Die Ärzte hatten Gefäße und Nerven aus dem Bein ihres Patienten transplant­iert, um den Arm wieder anzunähen. Er wird allerdings verkürzt bleiben. Und auch wenn alles gut geht, könnte es ein Jahr dauern, bis die Nerven bis in die Finger wieder funktionie­ren. Derzeit liege der 13-Jährige noch auf der Intensivst­ation, hieß es am Freitagnac­hmittag. Seine Eltern seien bei ihm.

Er habe als Erstes gefragt, ob er nun eine Prothese habe, sagt Giunta. „Er war sehr glücklich, dass sein Arm noch dran ist.“Allerdings werden er und seine Eltern Zeit brauchen, das Geschehene zu verarbeite­n.

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