Alle Wege führen zum Dom
Bamberg hat schöne Häuser und Kirchen – und ein ganz besonderes Bier
Die historische Augsburger Wasserversorgung ist nun Unesco-Welterbe. Wir stellen in einer Serie alle acht historischen Stätten in Bayern vor, die sich mit diesem Titel schmücken dürfen. Augsburg Sie alle waren schon da: der Oilnschbiigl, der Fausd, Düürä, Gööde, Hegl und der Hoffmoo. Noch einmal für Nichtfranken: Eulenspiegel, Faust, Dürer, Goethe, Hegel und E.T.A. Hoffmann. Der Mundartdichter Gerhard C. Krischker, eine lebende Institution der Stadt, zählt all diese berühmten BambergBesucher auf. Er schließt sein Gedicht „bambärch“allerdings mit den eher ernüchternden Zeilen: „obbä/gäbliim is/kannä“(aber geblieben ist keiner).
Immerhin verweilten einige der Genannten längere Zeit, der Hoffmoo als Musikdirektor beispielsweise von 1808 bis 1813. Seine bittere Bilanz: „Lehr- und Marterjahre“.
Touristen von heute kommen oft nur für einen Tag vorbei. Ihre Zahl geht in die Millionen. Aber auch die Übernachtungen legen zu (über 708000 im vergangenen Jahr). Es wird, zumal an Wochenenden, eng in den ohnehin beengten und verwinkelten Sträßchen. Aber das 1993 verliehene Prädikat „Unesco-Weltkulturerbe“für die sich wunderbar ins hügelige Auf und Ab schmiegende barocke Altstadt (mit mittelalterlichem Kern) ruft gleich einem Fanfarenstoß die Gäste herbei. „bambärch is foll fo schööna Hoisä un kärng“, heißt es bei Krischker.
Der touristische Weg durch die 76000-Einwohner-Stadt ist so gut wie vorgezeichnet. Er führt vom Grünen Markt zur Oberen Brücke – einem wahrhaft erhebenden Ort: Man steht über den Wassern. Zur einen Seite liegen Schloss Geyerswörth und unweit davon das kürzlich eröffnete Besucherzentrum Welterbe. Zur anderen erstreckt sich „Klein Venedig“mit seinen windschiefen Fischer- und Gerberhäusern. Das Alte Rathaus, einst auf eine künstliche Insel mitten in die Regnitz gesetzt, hat sich als eines der meist reproduzierten Wahrzeichen derart eingeprägt, dass es, seiner Stilmischungen zum Trotz, als bruchlose Einheit vor Augen steht. Vorbei an einem erlesenen Händlerkreis, der heuer zum 24. Mal die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen ausrichtet (bis 23. August), strebt man schließlich bergan dem Höhepunkt zu. Überwältigend, wie sich plötzlich der Domplatz öffnet, eingefasst vom viertürmigen Kaiserdom, der Alten Hofhaltung und der Neuen Residenz.
Über eine Million Menschen im Jahr schauen zum edlen Bamberger Reiter auf, kreisen um das von Tilman Riemenschneider gemeißelte Grab des Bistumsgründers Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde (des einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaares), verharren vor dem „Marienaltar“des Veit Stoß.
Von der geistlichen Höhe geht es über den Katzenberg treppab in die Genusszone, zu Schweinsknöchla und Schäuferla – und zum Schlenkerla. Da verreißt es dann so manchem Rauchbier-Neuling beim ersten Schluck das Gesicht. Mit dem Rauchbier ist es nämlich wie mit dem Franken: Beide wollen durch stetigen Zuspruch erobert werden.
Wen es eher nach einem Kaffee verlangt, dem sei die Austraße empfohlen. Hier taucht man sogleich mitten ins studentische Treiben. Unübersehbar bringen die 13000 Studierenden frisches Leben ins historische Gemäuer. Das tut auf seine Art auch der herausragende Bamberger Skulpturenweg. Initiiert hat ihn Bernd Goldmann, vormals Direktor des Künstlerhauses Villa Concordia. Fernando Botero machte mit seinem weiblichen Wonneproppen am Heumarkt den Anfang. Der Apoll des Markus Lüpertz steht an der Elisabethenkirche, die Bronze von Erwin Wortelkamp vor der Konzerthalle der Bamberger Symphoniker. Als Magnet für Fotografen erweist sich vor allem der „Centurione“von Igor Mitoraj am Kranen vor der Kulisse der (zur Zeit wegen Renovierung geschlossenen) Michaelskirche.