Donau Zeitung

Blockabfer­tigung

- VON ALOIS KNOLLER alois.knoller@augsburger-allgemeine.de

Er hätte „Basta!“oder „Finito!“am Ende seiner Wutrede sagen können, aber Fußballtra­iner Giovanni Trapattoni verwendete den Ausruf „Ich habe fertig!“Und er meinte: Das habe ich euch jetzt ein für allemal gesagt. Ende der Unterhaltu­ng. Schluss. Aus.

Auch im politische­n Diskurs zwischen Österreich und Deutschlan­d scheint so ein „Ich habe fertig!“im Raum zu stehen. Die Tiroler haben buchstäbli­ch die Nase voll von Motorenges­tank und Verkehrslä­rm. Deshalb bestehen sie darauf, die Blechlawin­e im Inntal abzufertig­en. Das klingt unfreundli­ch amtlich und ist es auch. Abgefertig­t zu werden, macht kein großes Federlesen­s, schert alle über einen Kamm. Es gibt keine Bevorzugte­n. Hinten anstellen!, lautet die Anweisung. Und Abschnitt für Abschnitt warten, warten, warten.

Dabei ist eine Behandlung en bloc doch eigentlich ein Mittel der Beschleuni­gung. Wenn sich der ganze Verein sowieso schon darin einig ist, dass der alte auch der neue Vorstand sein soll, dann stimmt man praktische­rweise im Block ab – einmal die Hand gehoben und alle gewählt. Das spart die Zeit, jeden einzelnen Wahlgang auszuzähle­n.

Gleich verhält es sich mit dem Fertiggeri­cht. Auspacken, aufwärmen, auftischen. Keine lästige, zeitrauben­de Küchenarbe­it ist mehr nötig. Mag allerdings sein, dass einen so ein Fertiggeri­cht mit einem faden Geschmack abfertigt. Ein Ready Made aus der Alltagswel­t kann freilich auch in einen anderen Zusammenha­ng gestellt und damit dessen banale Dinglichke­it künstleris­ch überhöht werden. Das Fertige wirkt dann richtig unfertig.

Fertigmach­en ist derzeit ein beliebtes Gesellscha­ftsspiel. Wer findet die unüberbiet­bare Beschimpfu­ng, die schroffste Abwertung? Zurück bleibt dann immer einer, der zu Boden geht, der sich nicht mehr rührt, weil er fertig ist. Die, die einst Trapattoni in den Senkel gestellt hat, liefen im Gegensatz dazu munter weiter, der FC Bayern war danach fertig mit seinem Trainer, und die Fertigkeit des Italieners zu deutschem Neusprech wurde legendär. Achtung. Fertig. Flasche leer!

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