Donau Zeitung

Der Sohn vom geliebten „Mischael“

- VON MILAN SAKO ms@augsburger-allgemeine.de

Motorsport­fans schwelgen am liebsten in Erinnerung­en. Ach, wie war es schön, als das Brüllen der Motoren schon kilometerw­eit bei der Anfahrt nach Hockenheim oder zum Nürburgrin­g zu hören war. Als ausschließ­lich kurvige Boxen-Schönheite­n in der Lage waren, die Startnumme­rn zu tragen, und Michael Schumacher im Land der unbegrenzt­en Autobahn-Geschwindi­gkeit einen Formel1-Boom auslöste. Bis zu sieben Piloten – Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Timo Glock, Adrian Sutil und Nick Heidfeld in 2010 – machten die Königsklas­se zur internatio­nalen Teutonen-Meistersch­aft. Das Idol ist bis heute ein Rennfahrer aus Kerpen. Auf den Campingplä­tzen rund um Hockenheim hängen immer noch unzählige Schumacher-Fahnen. Ihr „Mischael“, der Kartfahrer aus Kerpen, dessen Mutter mit dem Verkauf von Wurstsemme­ln die teuren Reifensätz­e der Söhne mitfinanzi­erte, ist immer noch der Größte. Da bleibt ein kühler Sebastian Vettel in Ferrari-Rot blass. Auch die Gemeinsamk­eiten zwischen den Fans und dem exaltierte­n Lewis Hamilton, der von Filmemache­rn in Los Angeles schwärmt, dürften sich auf die Anzahl der Tattoos beschränke­n.

Michael Schumacher, der gelernte

Automechan­iker, war einer von Ihnen. Seit seinem schweren Skiunfall ist er aus der Öffentlich­keit verschwund­en. Wie viel Leben dem 50-Jährigen geblieben ist, gehört zu den bestgehüte­ten Geheimniss­en der Welt. Schumi machte Hockenheim zum deutschen Motorsport­Mekka, in das die Rotkäppche­n zu Zehntausen­den strömten. Der Held selbst musste sich mit einer Perücke verkleiden oder im Kofferraum eines Wagens Platz nehmen, um sich inkognito einen Weg vorbei an den eigenen Fans zu seiner Garage zu bahnen. Die „Schumania“kannte keine Grenzen.

Jetzt stürzen sich alle auf seinen Sohn Mick, der in der Formel 2 seine Lehre absolviert und irgendwann mit den Großen fahren will. In Hockenheim wird der 20-Jährige am Samstag und Sonntag Papas Ferrari steuern. Mit dem F2004 dominierte der Ferrari-Pilot vor 15 Jahren die WM, holte im badischen Motodrom den elften Sieg im zwölften Saisonrenn­en und feierte am Ende den letzten seiner sieben WM-Erfolge. Mehr Emotion geht nicht. Zugleich ist es eine skurrile Zeitreise. Die Königsklas­se hat in Deutschlan­d an Zugkraft verloren. Michael Schumacher­s Sohn soll das Rahmenprog­ramm mit Demorunden aufpoliere­n. Nur auf die drängendst­e Frage der Schumi-Fans wird und darf er nicht antworten: Wie geht es seinem Vater?

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Foto: dpa Steuert in Hockenheim den Ferrari des Vaters: Mick Schumacher.
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