Dillingen hält den Hitzerekord in Schwaben
So heiß wie bei uns war es wohl am Donnerstag im ganzen Regierungsbezirk nicht. Landwirte haben Sorge, dass alles verdorrt. Auch Patienten klagen über die Bullenhitze
Landkreis Jetzt ist es also raus. Wir leben zwar nicht am heißesten Ort in Deutschland, denn da machte Lingen in Niedersachsen mit 42,6 Grad am Donnerstag das Rennen. Aber zumindest im Backofen von Bayerisch-Schwaben: Im Dillinger Stadtteil Fristingen hat der Deutsche Wetterdienst sagenhafte 36,1 Grad gemessen. Gedacht haben wir es uns ja, aber nun ist es sozusagen amtlich. So heiß war es offensichtlich im ganzen schwäbischen Regierungsbezirk nicht. Vermutlich dürfte dies auch der historische Hitzerekord in diesen Breiten seit den Wetteraufzeichnungen sein. Wer jetzt aber denkt, dass die Notaufnahmen in den Kreiskliniken Dillingen und Wertingen mit Menschen bevölkert sind, die einen Sonnenstich erlitten haben, irrt. Kreiskliniken-Geschäftsführer Uli-Gerd Prillinger sagt jedenfalls auf Anfrage: „Es gab keine Auffälligkeiten.“Weder Sonnenstiche noch Exsikkosen (also Menschen mit einer Austrocknung des Körpers) hätten behandelt werden müssen.
Der Aufenthalt in den Kreiskliniken sei angesichts der Hitze aber nicht alltäglich. „Es wird in den Zimmern sehr heiß“, sagt Prillinger. Deshalb habe es auch schon die ein oder andere Beschwerde von Patienten gegeben. Ihm gehe es ja in seinem Büro in Dillingen selbst so, gesteht der Geschäftsführer. Ab Mittag sei es dort kaum mehr auszuhalten. „Die Patienten schwitzen, und das Personal schwitzt auch“, teilt der Kreiskliniken-Geschäftsführer mit. Und es gebe derzeit noch eine weitere Besonderheit. In den beiden Kreiskrankenhäusern Dillingen und Wertingen seien die Abteilungen der Inneren Medizin so stark belegt, dass Zweibett-Zimmer auch mal mit drei Patienten belegt werden müssen. Auf die Rekord-Hitze sei dieses Phänomen aber nicht zurückzuführen, sagt Prillinger nach der Rücksprache mit den Medizinern.
Mit Sorge betrachtet der Pflanzenbauberater Stephan Haase vom Wertinger Landwirtschaftsamt die Wetterentwicklung, ohne dabei vom Klimawandel zu sprechen. Denn er sei kein Wetterexperte. Es sei aber zu beobachten, dass es auf eng begrenztem Raum ein ganz unterschiedliches Wetter gebe – dass es etwa in Wertingen regne, und zwei Kilometer weiter trocken bleibe. Haase hat die Befürchtung, dass es wieder zu einer Dürre kommen könnte. Im vergangenen Jahr mussten einige Landwirte Dürrebeihilfen in Anspruch nehmen. In diesem Frühjahr sei es über längere Abschnitte zu kühl gewesen, aber dann habe es „gepasst“und auch mal geregnet.
Die jetzige Hitzeperiode sei aber für die Landwirtschaft bedenklich, erläutert der Pflanzenbauer. „Der Mais ist schon ziemlich dürr, die Blätter rollen sich ein“, hat Haase festgestellt. Wenn es so weitergehe, seien Verhältnisse wie 2018 die Folge. Dann müsse der Mais Ende August geerntet werden. Ausfälle beim Mais betreffen seinen Worten zufolge vor allem die Milchviehhalter. „Da fehlt dann die Futtergrundlage für die Tiere“, informiert der Pflanzenbauexperte. Die Lager seien nach der Trockenheit des vergangenen Jahres bei vielen Landwirten leer.
Haase befürchtet, dass es trotz der Abkühlung am Wochenende weiter zu wenig regnen könnte. Ihm sei schon klar, dass Urlauber mit dem Beginn der Sommerferien auf Sonnenschein pur hoffen. Für Bauern sei es aber wichtig, dass es im August auch noch regnet. „Sonst verdorrt alles“, erläutert der Pflanzenbauer.
Mitunter könnte man in diesen Tagen den Eindruck bekommen, dass sich die Hitze auf das Fahrverhalten der Autofahrer niederschlägt. Der Sprecher der Polizeiinspektion Dillingen, Gunther Hetz, kann dies jedoch nicht bestätigen. Das Aufkommen an Einsätzen halte sich bei der Polizei in Dillingen in Grenzen. Verbale Streitigkeiten habe es gegeben, aber die Anzahl sei nicht außergewöhnlich. „Vermutlich ist es untertags zu heiß für Randale“, sagt Hetz. Der Großteil der Bevölkerung sei bei dieser Rekordhitze offensichtlich „schachmatt“. Allerdings hätten Maschinen Feuer gefangen. In Wortelstetten brannte am Samstag voriger Woche eine Ballenpresse, in Fristingen am Mittwochabend ein Mähdrescher. Und auch in Hinterried bei Buttenwiesen fing bereits am Dienstag eine Ballenpresse beim Verarbeiten von Stroh vermutlich wegen eines technischen Defekts Feuer.
„Vermutlich ist es untertags zu heiß für Randale.“
Gunter Hetz, Sprecher der Polizeiinspektion Dillingen