Donau Zeitung

Mein Kind soll Dinge lernen, die ich sinnlos finde

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG

Schreiben, Lesen, Rechnen – solange es um die Grundbegri­ffe geht, gibt es wenig Diskussion­sbedarf. Aber muss man eigentlich wirklich von oben nach unten rechnen, dann von links nach rechts, dann wieder von unten nach oben und dann zurück das Ganze. Nicht zu vergessen das Blatt mit den Kühen, alle mit zwei Hörnern grün anmalen, alle ohne Hörner blau. Sind Kühe nicht braun? Das verstehen Sie nicht und Ihr Kind auch nicht. Wie soll ich mein Kind motivieren, wenn sich nicht einmal mir der Sinn des Ganzen erschließt?

Also manchmal hat man schon den Eindruck, dass Lehrern nicht bewusst ist, wie wenig Zeit Familien am Nachmittag zur Verfügung steht. Als meine Tochter alle Knochen des Skeletts anmalen, dann ausschneid­en und mit Reißnägeln zusammenhe­ften sollte, wir aber auch noch Plätzchen für den Schulbazar backen mussten, bin ich eingeschri­tten, sonst wären wir bis Mitternach­t gesessen. Also haben wir die Arbeit geteilt und waren ruckzuck fertig. Und nur so viel dazu: Das angemalte Skelett war im Unterricht dann kein Thema mehr.

Sybille, Hotelkauff­rau, eine Tochter (14)

In meiner eigenen Schulzeit erschienen mir viele Dinge auch schon sinnlos (und waren es im Nachhinein auch). Mittlerwei­le denke ich mir aber, es wird schon einen Grund haben, warum meine Kinder etwa Rechenaufg­aben in Pyramidenf­orm lösen müssen. Mathematis­che Rechenform­en haben sich mir in der Regel nicht unbedingt schnell erschlosse­n. Von daher: Wenn es die meisten Kinder nur so begreifen, werden es meine Kinder auch schaffen und auch aushalten können. Sie werden noch öfters im Leben eine Aufgabe erledigen müssen, die ihnen weder sinnvoll noch wichtig erscheint. Ganz ehrlich, das ist für mich keine Diskussion wert. Steffi, Rechtsanwä­ltin,

ein Tochter (8), ein Sohn (9)

Meiner Tochter habe ich sogar schon verboten, die Hausaufgab­en zu machen. Sie benötigt keine Beschäftig­ungstherap­ie. Die Hausaufgab­e zu Beginn der zweiten Klasse bestand darin, Blätter herbstlich anzumalen und ein Gedicht zu lernen: „Abc, ich bin eine Fee…“Also echt nicht! Es gibt sehr viele schöne Gedichte, die man auswendig lernen kann, aber zur Verdummung meiner Kinder trage ich nicht bei. Das Alphabet können Zweitkläss­ler, die ganze Bücher lesen, längst. Ich habe meine Tochter in den Garten geschickt. Margret, Ärztin,

eine Tochter (8), zwei Söhne (9 und 24)

Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(erhältlich bei den Service-Partnern unserer

Zeitung).

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