Donau Zeitung

Mit dem Zug quer durch die USA

Die Reise dauert zwei Tage und zwei Nächte. Und nebenbei gibt’s viel zu entdecken. Der fünfjährig­e Trevor hat die rund 3900 Kilometer auf Schienen zurückgele­gt

- VON LEA RICHTMANN

Gespannt stehen die Leute am Bahnsteig und warten. Bis ein langer, silberner Zug mit zwei Stockwerke­n in den Bahnhof einfährt. Die meisten Fahrgäste suchen gleich nach einem Platz in einem der oberen Abteile. Von dort aus kann man besser aus dem Fenster sehen.

Der Fernzug mit dem Namen California Zephyr (gesprochen: Kälefornia Säfer) ist auf einer besonderen Strecke unterwegs. Er fährt quer durch die Vereinigte­n Staaten von Amerika. Von seinem Start bis zum Ziel legt er ungefähr 3900 Kilometer zurück!

Er findet die Stockbette­n besonders toll

Auch Trevor und seine Familie sitzen in dem Zug. Es war Trevors Idee, die Zugfahrt zu machen. Die dauert zwar länger, als wenn man die Strecke mit dem Flugzeug zurücklege­n würde. Doch dafür gibt es auch sehr viel mehr zu sehen. Trevor freut sich aber auch auf eine andere Sache. „Was ich hier am meisten an dieser Reise mag, ist, im Stockbett zu schlafen“, sagt der Fünfjährig­e. Denn im California Zephyr kann man Betten buchen. Schließlic­h dauert die gesamte Fahrt mehr als zwei Tage.

Am ersten Tag fährt der Zug erst ein Stück an der Westküste der USA entlang. Aus dem Fenster sieht man das weite Meer: den Pazifik. Um die Landschaft noch besser zu genießen, hat der Zug einen besonderen Wagen. In dem reichen die Fenster bis an die Decke. Die Sitze sind zu den Fenstern gedreht. So haben die Fahrgäste einen tollen Überblick.

Später rollt der Zug durch eine Gebirgsket­te mit grünen Wäldern. „Ich schaue mir am liebsten die Berge an“, erklärt Trevor. Da hat er Glück. Denn Berge gibt es auf der Reise in allen Farben und Formen zu bestaunen. Nach der Übernachtu­ng im Stockbett geht Trevor mit seiner Familie frühstücke­n. Auch beim Essen schaut Trevor aus dem Fenster. Ab und an fährt der Zug auch in die Nähe von Straßen. „Manchmal sind wir schneller als die Autos, manchmal überholen sie uns“, sagt Trevor.

In Chicago steigen die meisten lächelnd aus

Am zweiten Tag führt es den Zug ins hohe Gebirge. Die Gipfel am Horizont sind mit Schnee bedeckt. Ein großer Fluss schlängelt sich entlang der Schienen durchs Tal: der Colorado River. Trevor winkt ein paar Leuten zu, die auf dem Wasser in ihren Booten schippern. An der höchsten Stelle des Gebirges geht es in einen langen Tunnel hinein. Fast zehn Minuten dauert es, bis der Zug ihn durchquert hat. Nach einer weiteren Nacht sieht es draußen ganz anders aus. Die Berge sind vom Horizont verschwund­en. Stattdesse­n fährt der California Zypher durch große Weiten. Man kann unzählige Felder sehen. Und dann Häuser und noch höhere Häuser. Inmitten der riesigen Ebene liegt die Endstation des Zuges: die Stadt Chicago. Alle Fahrgäste steigen aus. Die meisten mit einem Lächeln im Gesicht.

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