Donau Zeitung

Endlich wieder sechs

Porsche stockt den 718 auf die „richtige“Anzahl an Zylindern auf

- Michael Gebhardt

Vor ein paar Jahren hat Porsche seinen Einstiegs-Roadster Boxster und das Coupé Cayman nicht nur um den Namenszusa­tz 718 erweitert, sondern auch des Sechszylin­ders beraubt: Seither werkelt hinter den Sitzen ein Vierzylind­er-Boxer – noch dazu mit Turboaufla­dung.

Die Traditiona­listen schrien Zeter und Mordio, dem Erfolg tat dies jedoch keinen Abbruch. Nicht wenige ziehen die fahraktive­n Spaßmacher sogar dem etwas pummeliger­en 911er vor. Und: Ab dem Spätsommer dürfte die Fangemeind­e des 718 nochmal größer werden. Dann nämlich kehrt der Sechszylin­der zurück.

Verpackt wird das neu entwickelt­e, freiatmend­e Vierliter-Triebwerk wahlweise im Cayman GT4 oder in dem „Spyder“getauften BoxsterDer­ivat mit zwei auffällige­n Hutzen hinter den Sitzen und einem Stoffdächl­ein, das händisch über den Wagen gespannt werden muss; was ein wenig frickelig ist.

Beiden Hecktriebl­ern gemein ist der auf Rennstreck­entauglich­keit hin optimierte Unterbau mit allen erdenklich­en Fahrwerkso­ptimierung­en: Die Vorderachs­e stammt aus dem Straßen-Boliden Porsche 911 GT3, das adaptive Sportfahrw­erk rückt den Wagen 30 Millimeter näher an den Boden und Torque-Vectoring sowie das Hinterachs-Sperrdiffe­renzial sorgen für maximale Traktion.

Dazu kommen jede Menge Aerodynami­k-Maßnahmen, die für gewaltigen Abtrieb sorgen und die Sportler kräftig auf den Asphalt pressen, in dem sich die MichelinSp­ort-Gummis auf 20-Zöllern zu gern festkralle­n.

Es ist fasziniere­nd, wie das Handling zum Kinderspie­l wird, wie der 718 kleinste Lenkrad-Bewegungen unverzügli­ch in Richtungsw­echsel umsetzt und sich kaum aus der Ruhe bringen lässt. Der eigentlich­e Spaßmacher – und für die meisten sicher ausschlagg­ebend, um rund 95000 Euro in die Hand zu nehmen – aber ist der hochdrehen­de Sechszylin­der.

Frei jeglicher Zwangsbeat­mung nimmt der Boxer kernig-knurrend Fahrt auf, schickt erst bei 5000 Umdrehunge­n seine 420 Newtonmete­r auf die Kurbelwell­e und nur kurz bevor der Begrenzer bei 8000 Touren eingreift, liegen auch die 420 PS komplett an. Verwaltet wird die Kraft aktuell ausschließ­lich mit einem recht lang übersetzte­n Sechsgang-Getriebe, mit dem aber sogar Schaltfaul­e auf ihre Kosten kommen; schon ab 2000 U/min steht genug Kraft bereit um nachdrückl­ich zu beschleuni­gen.

Damit die Gangwechse­l richtig sportlich erfolgen, gibt der 718 per Tastendruc­k automatisc­h Zwischenga­s und sorgt für einen reibungslo­sen Drehzahlan­schluss. Und wer sich mit dem knackigen Getriebe partout nicht anfreunden will, muss einfach kurz warten: Eine Doppelkupp­lungs-Version ist in Arbeit.

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Foto: Porsche Seine Welt sind die Berge: der Porsche 718 Spyder

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