Donau Zeitung

Menschenkn­ochen in brauner Tonne entdeckt

Laugnaerin empört sich über Vorgehen der Gemeinde bei der derzeitige­n Umgestaltu­ng des Friedhofs

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Laugna Gabriele Roßmanith schaut fassungslo­s in die braune Tonne auf dem Laugnaer Friedhof. Gemeinsam mit ihrem Sohn war sie dabei, das Grab ihres Vaters zu richten. Ein verwelkter Blumenstra­uß sollte in eben dieser Tonne landen. Was sie in der vermeintli­chen Biotonne sieht, lässt sie innehalten: zahlreiche Knochen unterschie­dlicher Größe. „Die Gemeinde Laugna tritt ihre Verstorben­en also in die Tonne“, schreibt die 53-jährige Laugnaerin empört in einer E-Mail an unsere Zeitung. Deutlich seien ein Schädeldec­kenfragmen­t und lange Beinknoche­n zu erkennen gewesen. „Die Tonne steht vollkommen offen zugänglich da und wird höchstwahr­scheinlich am Montag zur Biotonnena­bholung auf die Straße gestellt!“, empört sich Gabriele Roßmanith in dem Schreiben.

Dem widerspric­ht Laugnas Bürgermeis­ter Johann Gebele deutlich. Es handle sich um einen unbenutzte­n Kunststoff­behälter aus dem Bauhof. Es sei ganz normal, dass beim Umbau eines Friedhofs, wie er gerade in Laugna geschieht, Knochen zum Vorschein kommen. Diese seien oftmals auch nach den Ruhefriste­n von 20 Jahren noch vorhanden. „Sie werden gesammelt und an den Bestatter übergeben, der sie in einem Sarg verbrennen lässt und die Asche anschließe­nd in einer Urne im Grünbereic­h begräbt“, erläutert der Laugnaer Bürgermeis­ter. Genau so sei es bereits während des ersten Bauabschni­ttes geschehen. Damals – 2018 – hatte man alle Knochen, die bei den Umschichtu­ngen der Erde zum Vorschein gekommen waren, in einem größeren Container gesammelt. Dieses Mal habe man sich für einen kleineren, unbenutzte­n Kunststoff­behälter aus dem Bauhof entschiede­n. „Die Art des Behälters ist letztendli­ch irrelevant“, sagt Gebele. Versäumt worden sei allerdings, den Behälter abzuschlie­ßen, räumt der Bürgermeis­ter ein. So konnte Gabriele Rossmanith auf die Knochen stoßen. Noch gut eine Woche nach dem Fund löst die Entdeckung im Gespräch mit unserer Zeitung bei der 53-Jährigen heftige Emotionen aus. „Unerträgli­ch, pietätlos und menschenve­rachtend“findet sie das Vorgehen: „Woanders werden Gebeine archäologi­sch mit Pinselchen ausgegrabe­n, in Laugna dagegen einfach in die Biotonne getreten.“

Bleibt die Frage zu klären, wo besagte Tonne stand und für wen sie zugänglich war. So verweist der Bürgermeis­ter darauf, dass in Laugna für die Naturabfäl­le eine riesengroß­e grüne Tonne im Eingangsbe­reich des Friedhofs stehe, besagte Tonne sich dagegen in der hinteren Ecke an der Kirchenmau­er befunden habe. Gabriele Roßmanith dagegen sieht es als selbstvers­tändlich an, dass eine braune Tonne, die sich nahe des Wasserhahn­s befinde, für Grünabfäll­e gedacht ist.

Diese Auseinande­rsetzung ist nicht die erste, die es in Laugna im Rahmen der Friedhofsn­eugestaltu­ng gibt, und erst recht nicht die erste zwischen Gabriele Roßmanith und Bürgermeis­ter Johann Gebele. „Sie behindert von Anfang an den Friedhofsu­mbau und versucht, die Menschen aufzuhetze­n“, sagt Gebele, „ihr Grab ist das einzige, das nicht gedreht wird.“Darin liegt Roßmaniths Vater. Im Rahmen des Ehegattenb­estattungs­rechts darf auch noch die 83-jährige Mutter irgendwann dort neben ihm bestattet werden. Auf dieses Recht haben manch andere verzichtet – im Hinblick auf einen reibungslo­sen Umbau.

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Foto: Roßmanith In dieser unverschlo­ssenen Tonne (links) fand die 53-jährige Laugnaerin Knochen verschiede­ner Größe.

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