Menschenknochen in brauner Tonne entdeckt
Laugnaerin empört sich über Vorgehen der Gemeinde bei der derzeitigen Umgestaltung des Friedhofs
Laugna Gabriele Roßmanith schaut fassungslos in die braune Tonne auf dem Laugnaer Friedhof. Gemeinsam mit ihrem Sohn war sie dabei, das Grab ihres Vaters zu richten. Ein verwelkter Blumenstrauß sollte in eben dieser Tonne landen. Was sie in der vermeintlichen Biotonne sieht, lässt sie innehalten: zahlreiche Knochen unterschiedlicher Größe. „Die Gemeinde Laugna tritt ihre Verstorbenen also in die Tonne“, schreibt die 53-jährige Laugnaerin empört in einer E-Mail an unsere Zeitung. Deutlich seien ein Schädeldeckenfragment und lange Beinknochen zu erkennen gewesen. „Die Tonne steht vollkommen offen zugänglich da und wird höchstwahrscheinlich am Montag zur Biotonnenabholung auf die Straße gestellt!“, empört sich Gabriele Roßmanith in dem Schreiben.
Dem widerspricht Laugnas Bürgermeister Johann Gebele deutlich. Es handle sich um einen unbenutzten Kunststoffbehälter aus dem Bauhof. Es sei ganz normal, dass beim Umbau eines Friedhofs, wie er gerade in Laugna geschieht, Knochen zum Vorschein kommen. Diese seien oftmals auch nach den Ruhefristen von 20 Jahren noch vorhanden. „Sie werden gesammelt und an den Bestatter übergeben, der sie in einem Sarg verbrennen lässt und die Asche anschließend in einer Urne im Grünbereich begräbt“, erläutert der Laugnaer Bürgermeister. Genau so sei es bereits während des ersten Bauabschnittes geschehen. Damals – 2018 – hatte man alle Knochen, die bei den Umschichtungen der Erde zum Vorschein gekommen waren, in einem größeren Container gesammelt. Dieses Mal habe man sich für einen kleineren, unbenutzten Kunststoffbehälter aus dem Bauhof entschieden. „Die Art des Behälters ist letztendlich irrelevant“, sagt Gebele. Versäumt worden sei allerdings, den Behälter abzuschließen, räumt der Bürgermeister ein. So konnte Gabriele Rossmanith auf die Knochen stoßen. Noch gut eine Woche nach dem Fund löst die Entdeckung im Gespräch mit unserer Zeitung bei der 53-Jährigen heftige Emotionen aus. „Unerträglich, pietätlos und menschenverachtend“findet sie das Vorgehen: „Woanders werden Gebeine archäologisch mit Pinselchen ausgegraben, in Laugna dagegen einfach in die Biotonne getreten.“
Bleibt die Frage zu klären, wo besagte Tonne stand und für wen sie zugänglich war. So verweist der Bürgermeister darauf, dass in Laugna für die Naturabfälle eine riesengroße grüne Tonne im Eingangsbereich des Friedhofs stehe, besagte Tonne sich dagegen in der hinteren Ecke an der Kirchenmauer befunden habe. Gabriele Roßmanith dagegen sieht es als selbstverständlich an, dass eine braune Tonne, die sich nahe des Wasserhahns befinde, für Grünabfälle gedacht ist.
Diese Auseinandersetzung ist nicht die erste, die es in Laugna im Rahmen der Friedhofsneugestaltung gibt, und erst recht nicht die erste zwischen Gabriele Roßmanith und Bürgermeister Johann Gebele. „Sie behindert von Anfang an den Friedhofsumbau und versucht, die Menschen aufzuhetzen“, sagt Gebele, „ihr Grab ist das einzige, das nicht gedreht wird.“Darin liegt Roßmaniths Vater. Im Rahmen des Ehegattenbestattungsrechts darf auch noch die 83-jährige Mutter irgendwann dort neben ihm bestattet werden. Auf dieses Recht haben manch andere verzichtet – im Hinblick auf einen reibungslosen Umbau.