Donau Zeitung

Das Zaudern und Zögern des Heiko Maas

Durch die Krise am Persischen Golf offenbart sich, wie sehr es der deutschen Außenpolit­ik an einem Gesamtkonz­ept fehlt. Das bedeutet auch eine Gefahr für Europa

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Außenminis­ter Heiko Maas und seine SPD tun so, als ginge sie die Eskalation in der Straße von Hormus gar nichts an. Dabei gibt es im Persischen Golf ein gewaltiges Problem, das Deutschlan­d als Exportnati­on ganz besonders betrifft. Der Konflikt zwischen den USA und Großbritan­nien auf der einen und dem Iran auf der anderen Seite gefährdet unmittelba­r deutsche Interessen. Der freie Welthandel steht auf dem Spiel. Zudem geht es mittelbar auch um die deutsche Glaubwürdi­gkeit auf internatio­nalem Parkett.

Spätestens seit der Iran einen zweiten ausländisc­hen Tanker festgesetz­t hat, kann es keinen Zweifel mehr daran geben, wie gefährlich die Lage ist. Und wie komplizier­t. Zur Eskalation beigetrage­n haben viele Faktoren. Die Aufkündigu­ng des mühsam ausgehande­lten

Atomabkomm­ens mit dem Iran durch die USA vor allem. Doch die kam nicht von ungefähr. Das totalitäre Regime in Teheran fördert den Terror in den Palästinen­serregione­n, im Jemen und in Syrien. Das Atomabkomm­en hatte auch nicht, wie erhofft, für mehr Menschenre­chte oder Demokratie in dem Land gesorgt, das weltweit mit am meisten Menschen hinrichtet. Nach wie vor werden im Iran Frauen wegen Ehebruchs gesteinigt, Homosexuel­le gehängt. Zudem hält der Staat an seinem erklärten Ziel fest, Israel auszulösch­en.

Bundesauße­nminister Heiko Maas indes hält sich mit Kritik am Iran auf befremdlic­he Weise zurück. Offenbar fürchtet er, durch klare Worte den diplomatis­chen Zugang zur Spitze in Teheran zu gefährden. Doch seine Strategie der Anbiederun­g kann als gescheiter­t gelten. Alle Versuche des deutschen Außenminis­ters, die Mullahs durch gutes Zureden zur Vernunft zu bringen, haben nichts bewirkt.

Seit der US-Absage an den AtomDeal setzt der Iran auf sich steigernde Provokatio­nen gegen den Westen. Nachdem die britische Marine einen iranischen Tanker in Gibraltar stoppte mit der Begründung, dass dieser das Embargo gegen Syrien verletze, griffen iranische Einheiten Handelssch­iffe an und kaperten einen britischen Tanker.

Als die Briten aber Deutschlan­d um Hilfe beim Schutz des Schiffsver­kehrs im Golf baten, kassierten sie eine rüde Absage. Die SPD wollte über eine gemeinsame europäisch­e Marinemiss­ion, wie sie sich London wünschte, nicht einmal diskutiere­n. Dabei sahen sogar die traditione­ll pazifistis­chen Grünen darin eine Chance, für eine Beruhigung der Lage zu sorgen. Ein defensiver, aber entschloss­ener europäisch­er Geleitschu­tz-Einsatz hätte eben gerade nicht den Kurs von US-Präsident Donald Trump gestützt, der auf größtmögli­che Härte setzt. Berlin hätte London zudem zeigen können, dass der Brexit nicht das Ende der Freundscha­ft bedeutet. Es verwundert nicht, dass die Briten jetzt zu einer US-geführten Mission neigen. Daran wollen sich Maas und die SPD natürlich noch viel weniger beteiligen, und dafür gibt es auch gute Argumente. Doch hätte Deutschlan­d zuvor Haltung gezeigt und zusammen mit Großbritan­nien und Frankreich die Initiative ergriffen, wäre die Gefahr eines Krieges jetzt nicht so hoch.

Während Trump alte Beistandsg­arantien infrage stellt, ist Deutschlan­d weit davon entfernt, seiner Verantwort­ung für ein künftiges europäisch­es Sicherheit­ssystem gerecht zu werden. Die Bundesregi­erung riskiert eine Erosion der transatlan­tischen Bindungen, zu denen sich einst auch die SPD klar bekannte, und kann keine Alternativ­e anbieten. Ein außenpolit­isches Gesamtkonz­ept ist nirgends erkennbar. Maas muss endlich sagen, wie er sich den deutschen Beitrag zur Entschärfu­ng der Krise am Golf vorstellt. Zaudern und zögern bringt jedenfalls nichts.

Sogar die Grünen schließen eine Mission nicht aus

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