High vom grünen Tee
Der Rückruf im Lebensmittelhandel ist längst zur ständigen Einrichtung geworden. Glassplitter in Marken-Desserts, Blausäure in Aprikosenkernen, Plastikteile in Cabanossi, Metallstückchen in Röstzwiebeln, Schwermetalle und Salmonellen im Hundefutter – das sind nur einige Beispiele aus jüngster Zeit, die zeigen, wie gefährlich die Verbraucher und sogar ihre Vierbeiner leben.
Über Erfolg oder Misserfolg von Rückrufaktionen wird in aller Regel nicht berichtet. Ebenso wenig darüber, ob jemand zu Schaden gekommen ist, weil er ausgerechnet an dem Tag nicht in die Zeitung geschaut hat, als er sich das MarkenDessert, die Aprikosenkerne, die Cabanossi oder die Röstzwiebeln nach Hause getragen hat. Ein nachträgliches Controlling wäre auch relativ sinnlos, weil die Sachen halt – im wahrsten Sinn des Wortes – da schon gegessen sind.
Etwas anders freilich liegt der Fall bei der Rückrufaktion eines Biogroßhändlers. Dort hatte man festgestellt, dass in einer Charge „Higher Living Grüntee Hanf“zu viel THC enthalten war. THC steht für Tetrahydrocannabinol. Das hört sich unappetitlich an, ist aber ein biologischer Bestandteil der Cannabis-Pflanze – im Volksmund bekannt als Haschisch.
Nun mag es Verbraucher geben, die Rauschmittel prinzipiell ablehnen und die Teebeutel brav in den Bioladen zurücktragen. Dennoch darf der Erfolg dieser Rückrufaktion bezweifelt werden. Es ist zumindest nicht unwahrscheinlich, dass einige Grüntee-Trinker sich darüber freuten, dass der Name „Higher Living“in diesem Fall kein leeres Versprechen war.