Wenn der Sohn Papi anzeigen will
Dass in den vergangenen Jahren die Generationen insgesamt näher aneinandergerückt sind, kann man vielerorten beobachten. Etwa beim Verhältnis Väter und Söhne. Sie werden heute nicht selten gemeinsam auf Rockkonzerten gesichtet. Gehen zusammen ins Stadion. Oder bei entsprechendem Alter des Sohnes zur Whiskyprobe, um dort – ganz auf Augenhöhe – miteinander fachzusimpeln.
Das war vor einigen Jahrzehnten landläufig noch etwas anders. Papa wusste mehr vom Leben und wie man sich entsprechend benimmt. Und ließ das den Sohnemann auch gerne wissen (was dazu führte, dass dieser in vielen Fällen mit Vater weder Rockkonzerte noch Bundesligaspiele noch Getränkeproben besuchen wollte).
Was sich aktuell in Unterfranken ereignete, dreht aber den Generationenkompass in eine ganz neue Richtung. Weil nämlich ein Vater angeblich gleich zweimal bei Rot über die Ampel gefahren sein soll, wählte sein Sohn die Nummer 110, um Papi bei der Polizei anzuzeigen. Der Fünfjährige berichtete in vorwurfsvollem Ton von der Missetat seines Vaters – und dass die Polizei ihn deshalb einsperren solle. Offenbar war die Missetat aber dann doch nicht so schwerwiegend. Jedenfalls überzeugte der Beamte den Buben, dass die Polizei nicht ausrücken braucht. Der Filius muss offenbar noch einiges lernen. So jedenfalls geht man mit Papi nicht um. Selbst heute nicht.