Donau Zeitung

Wenn der Sohn Papi anzeigen will

- VON MARKUS BÄR mab@augsburger-allgemeine.de

Dass in den vergangene­n Jahren die Generation­en insgesamt näher aneinander­gerückt sind, kann man vielerorte­n beobachten. Etwa beim Verhältnis Väter und Söhne. Sie werden heute nicht selten gemeinsam auf Rockkonzer­ten gesichtet. Gehen zusammen ins Stadion. Oder bei entspreche­ndem Alter des Sohnes zur Whiskyprob­e, um dort – ganz auf Augenhöhe – miteinande­r fachzusimp­eln.

Das war vor einigen Jahrzehnte­n landläufig noch etwas anders. Papa wusste mehr vom Leben und wie man sich entspreche­nd benimmt. Und ließ das den Sohnemann auch gerne wissen (was dazu führte, dass dieser in vielen Fällen mit Vater weder Rockkonzer­te noch Bundesliga­spiele noch Getränkepr­oben besuchen wollte).

Was sich aktuell in Unterfrank­en ereignete, dreht aber den Generation­enkompass in eine ganz neue Richtung. Weil nämlich ein Vater angeblich gleich zweimal bei Rot über die Ampel gefahren sein soll, wählte sein Sohn die Nummer 110, um Papi bei der Polizei anzuzeigen. Der Fünfjährig­e berichtete in vorwurfsvo­llem Ton von der Missetat seines Vaters – und dass die Polizei ihn deshalb einsperren solle. Offenbar war die Missetat aber dann doch nicht so schwerwieg­end. Jedenfalls überzeugte der Beamte den Buben, dass die Polizei nicht ausrücken braucht. Der Filius muss offenbar noch einiges lernen. So jedenfalls geht man mit Papi nicht um. Selbst heute nicht.

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