Die Werkself will ganz nach oben
Mit Bayer 04 Leverkusen ist trotz des Abgangs von Julian Brandt zu rechnen
Wie hat und wird sich Bayer Leverkusen verändern?
Mit Peter Bosz hat Leverkusen im vergangenen Herbst wahrscheinlich sehr gezielt jenen Trainer bekommen, der hervorragend passt: Der Werksklub wollte zuerst mit Stars wie Bernd Schuster oder Michael Ballack in die Schlagzeilen, dann wurde daraus der Anspruch, besonders attraktiven und unterhaltsamen Fußball zu spielen – am besten mit jungen Fußballern, die man weiterentwickeln und später teuer weiterverkaufen kann. Bosz hat innerhalb kürzester Zeit vom etwas langweiligeren Stil des Ex-Trainers Heiko Herrlich auf typischen Power-BoszFußball umgestellt: Im 3-2-4-1-System hatte er damit schnell Erfolg und dirigierte Bayer 04 noch in die Champions League. Jetzt will Leverkusen den nächsten Schritt: Es wurde beeindruckend investiert, die Ziele werden nach oben korrigiert. „Wir wollen den DFBPokal, in die Champions League und in diesem Jahr in der Königsklasse eine Topfigur abgeben“, sagt SportGeschäftsführer Rudi Völler. Das hatte man in dieser Deutlichkeit noch nicht gehört unter dem BayerKreuz. Kann Leverkusen den Abgang von Julian Brandt verkraften?
Klar ist, dass Brandt unter Bosz noch einmal einen großen Schritt nach vorn gegangen ist. Als guter Kumpel von Bayer-Megatalent Kai Havertz wird Brandt ebenfalls fehlen: Lange musste man sogar damit rechnen, dass auch der nach Brandts Abgang kurz frustrierte Havertz noch den Klub verlassen würde und sich Richtung FC Bayern orientiert. Aber: Leverkusen hat deutlich gemacht, Havertz jetzt noch nicht ziehen zu lassen, auch, um ein Signal für den ganzen Verein zu setzen: Wir wollen jetzt etwas erreichen.
Ist Leverkusen stärker oder schlechter besetzt als vergangene Saison?
Stärker. Und dafür hat der Verein tief in die Tasche gegriffen. Mittelfeldspieler Kerem Demirbay kostete 32 Millionen Euro – das hätte Bayer 04 bei bisheriger Linie unter Völler und dem ehemaligen Sportdirektor Jonas Boldt niemals für einen 26-Jährigen ausgegeben. Demirbay ist aber nur eines der Versprechen auf eine gute Saison: Auch Moussa Diaby und der Daley Sinkgraven erhöhten wie Nadiem Amiri, U21-Nationalspieler, die Kaderqualität. Allerdings: In den Testspielen lief es bislang gar nicht rund: Nach dem 4:0 gegen Regionalligist Wuppertal zum Auftakt gelang in sechs weiteren Spielen kein Sieg mehr, dabei kassierte das Bosz-Team 14 Gegentore. Das schmerzt den Niederländer, der Zeit seiner Karriere Fragen nach der defensiven Anfälligkeit seines Systems beantworten muss.
Prognose der Sportredaktion
Unter Bosz spielen die Leverkusener eine starke Saison. Diaby, Demirbay und Amiri verstärken die Mannschaft erheblich und bringen Leverkusen den dritten Platz.
Zugänge Demirbay (Hoffenheim/32 Millionen Euro), Amiri (Hoffenheim/9 Millionen), Diaby (Paris St. Germain/15 Millionen), Sinkgraven (Ajax Amsterdam/5 Millionen), Stanilewicz (eigene U19), Lomb (SV Sandhausen/Leihende)
Abgänge Brandt (Borussia Dortmund/25 Millionen), Kohr (Frankfurt/8,5 Millionen), Kirschbaum (VVV-Venlo/ablösefrei), Kucz (Ziel unbekannt), Boller (LASK), Schreck (FC Groningen), Kiese Thelin (RSC Anderlecht/Leihende)