Donau Zeitung

Eine Hobby-Bäuerin mit über 61000 Followern

Für Alina Zacher aus Lauingen ist die Landwirtsc­haft ein absoluter Traumberuf. Ihre Erlebnisse mit Tier und Hof teilt sie mit knapp 61 000 Abonnenten auf dem sozialen Netzwerk und will ein neues Bewusstsei­n schaffen

- VON TANJA FERRARI

Eigentlich ist die 21-jährige Alina Zacher Industriem­echanikeri­n. Doch in ihrer Freizeit wird sie zur Hobby-Bäuerin.

Lauingen Behutsam streichelt sie über das weiche Fell von Kälbchen Samira und tätschelt es dann liebevoll an seiner Flanke. Wenn Alina Zacher im Stall ist, vergisst sie die Welt um sich herum. Für die 21-jährige Lauingerin gibt es nichts Schöneres. Viel frische Luft, moderne Maschinen, Technik und vor allem viele Tiere – die Landwirtsc­haft ist für sie ein absoluter Traumjob. Und das darf auch jeder wissen. Auf ihrem Instagram-Kanal „Alinas Landleben“teilt die 21-jährige Hobby-Bäuerin alle ihre Erlebnisse als Fotos oder Videos. Und den Menschen gefällt, was sie macht. Knapp 61000 Frauen und Männer aller Altersschi­chten verfolgen ihren Alltag. Sie sagt: „Einen eigenen Hof habe ich zwar nicht, ich darf aber bei Simon Schweigard­t mithelfen.“Durch einen Zufall sei sie vor einigen Monaten auf dem Hof in Sontheim gelandet. Weil sie Gülle für den Aussiedler­hof ausgefahre­n hatte, entstand der Kontakt. Dabei hatte es der jungen Frau so gut auf dem Hof gefallen, dass sie sich dazu entschloss, regelmäßig dorthin zu gehen. Wenn sie nicht gerade ihre freie Zeit mit Kälbchenpf­legen, Traktorfah­ren oder Ausmisten verbringt, arbeitet Zacher als Industriem­echanikeri­n bei einem Landmaschi­nenherstel­ler in der Region. „Schon als Kind hatte ich den Traum von einem eigenen Hof“, erzählt sie mit leuchtende­n Augen. Damals war sie regelmäßig auf einem Bauernhof in Lauingen gewesen. Dort hatte sie auch ihre ersten Erfahrunge­n gesammelt und ihre Leidenscha­ft für die Landwirtsc­haft entdeckt. „Zu Hause rumsitzen und Playstatio­n spielen oder fernsehen war nie mein Ding“, sagt sie und muss lachen. Stattdesse­n wollte sie draußen sein, mitanpacke­n und etwas erleben.

Dass sie sich als Frau öfter mal mit Vorurteile­n auseinande­rsetzen muss, weiß die Lauingerin. Sie betont: „Die Landwirtsc­haft ist noch immer eine Männerwelt, und als Frau muss man sich erst einmal beweisen.“Robert Knittel, Abteilungs­leiter vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, kurz AELF, weiß, dass Frauen schon immer eine große Rolle in der Landwirtsc­haft gespielt haben. Er betont: „In keinem anderen Arbeitsber­eich ist das Verhältnis zwischen den Geschlecht­ern so ausgeglich­en.“Das liege auch daran, dass meist die ganze Familie auf einem Hof eingespann­t sei.

Mit ihrem Instagram-Account möchte Zacher deshalb andere junge Frauen motivieren und zeigen, dass man auch als Mädchen bei allen Arbeiten auf dem Hof mithelfen und Vorurteile abbauen kann. Als sie sich im Dezember 2017 beim Onlinedien­st anmeldete, ahnte sie nicht, dass sie knapp zwei Jahre später über 61000 Abonnenten haben würde. „Alles kam ins Rollen, als ich ein Bild von mir an eine landwirtsc­haftliche Seite geschickt hatte, die es teilte.“Daraufhin hatte Zacher auf einmal unzählige Freundscha­ftsanfrage­n. Während sie anfangs noch alle separat bestätigte, entschloss sie sich bald, ihr Profil in ein „profession­elles“umzuwandel­n. Sie erinnert sich: „Mir war es nicht mehr wohl damit, dass mein kompletter Name, Wohnort und meine Handynumme­r von jedem eingesehen werden konnten.“Alle zwei bis drei Tage versorgt sie jetzt ihre Fans mit Bildern und Informatio­nen. Was sie postet, entscheide­t die 21-Jährige spontan. „Ich muss Lust darauf haben – eigentlich arbeite ich lieber, als ständig am Handy zu hängen“, erklärt sie. Ein Vorbild, dem sie in den sozialen Medien nacheifern möchte, hat Zacher nicht. Sie betont: „In erster Linie darf es nicht nackt sein.“Sich extra für ihre Bilder in Szene setzen würde sie nicht. Zwar trägt sie gerne Make-up und achtet auch sonst auf ein gepflegtes Aussehen, ihre Posts versucht sie aber so realistisc­h wie möglich zu halten. „Natürlich mache ich mich zurecht, wenn ich am Wochenende weggehe, auf einem Foto habe ich aber auch mal schmutzige Arbeitskle­idung an“, sagt sie. Ob sich die glamouröse Welt von Instagram mit dem Landleben vereinen lässt, beantworte­t die Hobby-Bäuerin deshalb entschiede­n mit einem Ja. „Die Anzahl meiner Abonnenten spricht für sich und zeigt, dass Interesse besteht.“

Und das nutzt die 21-Jährige. Sie möchte mit ihren Beiträgen nämlich nicht nur möglichst viele Fans gewinnen, sondern ein Verständni­s für die Landwirtsc­haft schaffen. Erst vor wenigen Wochen hatte es einen Zwischenfa­ll gegeben, der Zacher wütend machte. Sie erzählt: „Wir waren beim Dreschen und wurden angegangen, da es vorbeifahr­enden Autofahrer­n und einer Nachbarin zu sehr staubte.“Dass die Leute ihre Arbeit nicht zu schätzen wüssten, macht sie besonders traurig. Als Verbrauche­r esse man zwar täglich Brot, dass der Landwirt dafür aber das Getreide ernten müsse, vergäßen viele Verbrauche­r. „Gerade bei Skandalen wird gerne mit dem Finger auf alle Landwirte gezeigt und verallgeme­inert“, betont Zacher. Die 21-Jährige wünscht sich deshalb, dass die Menschen sich ein eigenes Bild machen. Auf dem Hof von Simon Schweigard­t beispielsw­eise holten die Leute aus dem Dorf ihre Milch noch selbst. Dabei könnten sie auch einen Blick in den Stall werfen und sich davon überzeugen, dass es den Kühen gut gehe. Dass die Kommunikat­ion mit den Verbrauche­rn immer wichtiger wird, findet auch Robert Knittel vom AELF. Er sagt: „Man muss Konsument und Erzeuger näher zusammenbr­ingen, und wenn das über soziale Medien gelingt, ist das großartig.“Alina macht vor, wie es geht.

Diese Woche

 ?? Foto: Tanja Ferrari ?? Am liebsten verbringt Alina Zacher ihre Zeit mit dem Kälbchen Samira. An der Landwirtsc­haft gefällt ihr besonders gut, dass jeder Tag eine Überraschu­ng ist und die Arbeit vielseitig und abwechslun­gsreich bleibt. Mit ihrem Instagram-Account möchte sie andere Frauen motivieren und Vorurteile abbauen.
Foto: Tanja Ferrari Am liebsten verbringt Alina Zacher ihre Zeit mit dem Kälbchen Samira. An der Landwirtsc­haft gefällt ihr besonders gut, dass jeder Tag eine Überraschu­ng ist und die Arbeit vielseitig und abwechslun­gsreich bleibt. Mit ihrem Instagram-Account möchte sie andere Frauen motivieren und Vorurteile abbauen.

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