Donau Zeitung

Warum die Wahl in Sachsen bundesweit­e Bedeutung hat

Die AfD könnte stärkste Kraft bei der Landtagswa­hl werden. Noch wehrt sich die CDU gegen ein Bündnis mit den Rechten. Wird sie das durchhalte­n?

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

Sofern sie nicht in der eigenen Heimat stattfinde­n, sind Landtagswa­hlen oft wenig spannend. Warum sollte es einen Bayern oder Baden-Württember­ger kümmern, wer in Niedersach­sen regiert? In drei Wochen sind Landtagswa­hlen in Sachsen sowie in Brandenbur­g, und hier sieht die Sache anders aus. Diese Abstimmung­en gehen alle was an. Denn die Wahlen in den beiden ostdeutsch­en Bundesländ­ern werden das politische Machtgefüg­e in Deutschlan­d nachhaltig verändern.

Die AfD hat gute Chancen, als stärkste Kraft in den Potsdamer und den Dresdner Landtag einzuziehe­n. Aktuellen Umfragen zufolge liegt sie im Freistaat gleichauf beziehungs­weise knapp hinter der CDU. In Brandenbur­g läuft es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD hinaus.

Falls die Alternativ­e für Deutschlan­d am 1. September tatsächlic­h ganz oben auf dem Treppchen steht, wäre das das Ende einer Entwicklun­g, die sich schon seit längerem andeutet. Bereits bei der Bundestags­wahl 2017 war die AfD in Sachsen stärkste Kraft. Diesen Erfolg wiederholt­e sie kürzlich bei der Europawahl. In Brandenbur­g rückte die AfD 2017 auf Platz zwei vor, bei der Europawahl lag sie ganz vorne.

Nur zu lamentiere­n, wird nicht mehr ausreichen. Die anderen Parteien hatten wahrlich genug Zeit, Antworten auf die AfD zu finden. Doch das ist nicht mit dem nötigen Nachdruck geschehen.

Immerhin: Die AfD wird zwar in beiden Bundesländ­ern möglicherw­eise gewinnen, sie wird aber nicht in die Landesregi­erungen einziehen, weil niemand mit ihr koalieren will. Derzeit nicht. Denn die etablierte­n Parteien, sofern man diesen Ausdruck überhaupt noch anwenden kann, werden es sehr schwer haben, untereinan­der tragfähige Bündnisse zu bilden.

In Potsdam wird Rot-Rot mit einiger Sicherheit nicht weiterregi­eren können. Schuld daran sind vor allem die sich abzeichnen­den gewaltigen Stimmverlu­ste für die SPD. Sie werden sich wohl im zweistelli­gen Bereich bewegen – 2014 holten die Sozialdemo­kraten in Brandenbur­g 31 Prozent. Eine Dreier-Koalition muss her, mit all den Schwierigk­eiten, die so ein Polit-Trio mit sich bringt. Rot-RotGrün wäre eine Option. Berlin hat solch eine Regierung – und kommt politisch kaum vom Fleck.

Auch in Sachsen wird es auf drei Regierungs­parteien hinauslauf­en. Derzeit regiert die CDU mit der SPD. Doch die Christdemo­kraten könnten um etwa zehn Punkte auf 27 Prozent abstürzen, den Sozialdemo­kraten steht ein Verlust von etwa vier Punkten auf acht Prozent bevor. Das reicht nicht für eine Fortsetzun­g der Regierung, laut Umfragen würde es auch – außer rechnerisc­h mit der AfD – mit keiner anderen Partei hinkommen. Da die CDU Koalitione­n mit der Linksparte­i grundsätzl­ich ausschließ­t, wird es in Sachsen richtig schwierig. Denn die FDP könnte an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern und die Grünen spüren kaum den derzeitige­n Rückenwind aus der Bundespoli­tik. Sie stehen aktuell bei etwa zwölf Prozent.

Lange Verhandlun­gen stehen in beiden Bundesländ­ern bevor und es bleibt abzuwarten, ob wirklich alle Spitzenpol­itiker standhaft bleiben und sich der AfD verweigern. Bei der CDU gibt es in den zweiten und dritten Reihen ohnehin schon Forderunge­n, Bündnisse mit der Alternativ­e für Deutschlan­d einzugehen. Sollten sich die Koalitions­verhandlun­gen ausdehnen, werden besonders Machtverse­ssene es doch probieren wollen.

Davon wären dann alle Wählerinne­n und Wähler landauf und landab betroffen. Die AfD würde unter anderem erstmals in den Bundesrat einziehen. Vor allem hätten solche Koalitione­n im Land Signalwirk­ung auf den Bund.

Wenn es um die Macht geht, zählen Vorsätze nicht mehr

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