Donau Zeitung

Der gestrauche­lte Sonnenköni­g

Trachtenja­cke, Schlösser, Gründer des Unternehme­ns Solarworld – Frank Asbeck ist eine schillernd­e Person. Aber seine einstige Vorzeigefi­rma musste Insolvenz anmelden

- Michael Kerler

Sucht man nach den Personen, die die Energiewen­de in Deutschlan­d geprägt haben, dann gehört Frank Asbeck sicher dazu. Und er dürfte dabei die schillernd­ste Persönlich­keit sein. Der schwere Mann tritt häufig in Trachtenja­cke mit Hirschhorn­knöpfen auf, die Haare trägt er gerne länger, gewellt, zurückgekä­mmt. Er ist Besitzer mehrerer Schlösser und Liebhaber von Luxusautos. Einen Maserati mit 400 PS zu fahren sei einfach geil, sagte er einmal in einem Interview. Einen Umweltschü­tzer stellt man sich anders vor, auch wenn Asbeck betonte, dass er nie mehr als 120 Stundenkil­ometer fahre.

Asbeck war einst Gründungsm­itglied der Grünen in NordrheinW­estfalen, zusammen mit Petra Kelly und Gert Bastian. Zu seinen Freunden zählte Ex-Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD). Doch der

Geschäftss­inn übertrumpf­te den politische­n Instinkt: Sein Studium finanziert­e er bereits mit dem Verkauf von Obst einer Streuobstw­iese. Während des Bosnien-Krieges vermietete er gepanzerte Fahrzeuge an Journalist­en. Sein 1988 gegründete­s Ingenieurb­üro verdiente Geld mit der Demontage und dem Handel von Industriea­nlagen. Bald danach stieg Asbeck in das Geschäft mit Bauteilen für Solaranlag­en ein. Im Jahr 1995 baute er auf einer Industrieh­alle in Bonn die damals größte Photovolta­ikanlage Deutschlan­ds.

Asbeck ist verheirate­t, hat drei Kinder und wohnt in BonnBad Godesberg. Bundesweit bekannt wurde er mit seinem 1998 gegründete­n Unternehme­n Solarworld, das er früh an die Börse brachte. Solarworld wuchs rasant. Das Unternehme­n übernahm unter anderem die Solarspart­e von Bosch und später die von Shell – und wurde in Glanzzeite­n zu einem der größten Solarkonze­rne Deutschlan­ds. Sonnenköni­g nannte man Asbeck respektvol­l. Er erwies sich als perfekter Vermarkter in eigener Sache, der zum Beispiel dem damaligen Papst Benedikt XVI. eine Solaranlag­e für den Vatikan spendierte. Doch der Preisverfa­ll bei Solarmodul­en und die beinharte Konkurrenz aus China holte auch Solarworld ein. Erst 2017, dann nochmals 2018 meldete das Unternehme­n Insolvenz an und stellte seine Produktion von Solarmodul­en in Deutschlan­d ein. Asbeck soll dies tief getroffen haben.

Verdient hat der Unternehme­r aber genug. Neben der Villa Cahn in Bad Godesberg gehört ihm Gut Calmuth nahe Remagen. Vor einigen Jahren kaufte Asbeck Fernsehmod­erator Thomas Gottschalk auch das nahe gelegene Schloss Marienfels am Rhein ab. Heute verbringt Asbeck seine Zeit vor allem als Privatier, berichtete unlängst das Manager Magazin. Er baue Gut Calmuth aus, gehe auf die Jagd. Im Schloss hingen Trophäen, es gebe eine Destille für Gin. Geblieben sei Asbeck nur eine kleine Solarpark-Firma und ein Patent für besonders wirkungsvo­lle Solarzelle­n. Wer weiß, vielleicht entwickelt sich daraus etwas Neues, Großes? Asbeck wird an diesem Sonntag 60 Jahre alt. Kein Alter für den Ruhestand.

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Foto: dpa

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