Donau Zeitung

Wieder steht die Polizei im Stall

In Bad Grönenbach wird ein weiterer Milchviehb­etrieb wegen des Verdachts auf Tierquäler­ei durchsucht

- VON MICHAEL MUNKLER UND MARKUS RAFFLER

Bad Grönenbach/Altusried-Krugzell Die Unterallgä­uer Tierschutz­affäre, in die inzwischen drei große landwirtsc­haftliche Betriebe involviert sind, beschäftig­t weiter die Behörden. Am Freitag nahmen etwa 50 Polizeibea­mte, zwei Staatsanwä­lte sowie Veterinäre des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) einen Betrieb im Unterallgä­uer Bad Grönenbach unter die Lupe. Durchsucht wurde auch eine Hofstelle im Oberallgäu­er Altusried, die zu dem landwirtsc­haftlichen Unternehme­n gehört.

Dem Vernehmen nach hält der Großbetrie­b insgesamt 1700 bis 1800 Rinder. Dort waren Mitarbeite­r des Unterallgä­uer Veterinära­mtes sowie Tierärzte des LGL Ende Juli auf Verhältnis­se gestoßen, die „mit dem Tierwohl nicht vereinbar“sind, erklärte Polizei-Pressespre­cher Christian Eckel. Daraufhin hatte die Staatsanwa­ltschaft ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts der Tierquäler­ei eingeleite­t.

Mit Durchsuchu­ngsbeschlü­ssen in der Tasche rückten die Ermittler am Freitagmor­gen in Bad Grönenbach sowie in Altusried an. Dabei sei es aber nicht darum gegangen, Hinweise auf mögliche Tierquäler­eien zu dokumentie­ren, sagte Eckel. Vielmehr seien Unterlagen und elektronis­che Dateien über den Betriebsab­lauf in dem Großuntern­ehmen gesichert worden. „Beispielsw­eise geht es darum, wie Verantgere­gelt sind, wie das Personal geschult wurde und welches Tier wann tierärztli­ch behandelt wurde“, erläuterte Eckel.

Nach aktuellem Stand sind die mutmaßlich­en Verstöße gegen den Tierschutz laut Staatsanwa­ltschaft nicht so gravierend wie beim ersten Betrieb, in dem Videoaufna­hmen Grausamkei­ten gegen Rinder belegen. Wann die Ermittlung­en in den beiden Fällen abgeschlos­sen sein werden, ist nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft unklar. Das gilt laut Leitendem Oberstaats­anwalt Christoph Ebert auch für ein drittes Verfahren, das sich im Stadium der Vorermittl­ungen befindet. Ebert sagte, derzeit erhalte man vermehrt Hinweise aus der Bevölkerun­g über angebliche Tierquäler­eien.

Eine Sprecherin des LGL machte am Freitag keine weiteren Angaben über die jüngste Durchsuchu­ngsaktion und verwies auf die Zuständigk­eit des Unterallgä­uer Landratsam­tes. Dort sagte eine Sprecherin: „Solange die Ermittlung­en laufen, gilt die Unschuldsv­ermutung.“Konkrete Auskünfte gab es dagegen von Andreas Kaenders, Sprecher des Oberallgäu­er Landratsam­tes. Die Altusriede­r Hofstelle, in der etwa 90 Jungrinder gehalten werden, war demnach am 24. Juli von Mitarbeite­rn des Oberallgäu­er Veterinära­mtes sowie des LGL kontrollie­rt worden. „Dabei gab es in fünf Fällen Beanstandu­ngen“, sagt Kaenders. Diese seien „allesamt nicht gravierend“gewesen. So hätten zwei Tiere gelahmt, in einem Fall sei eine Klauwortli­chkeiten enverletzu­ng, in einem weiteren eine Hornverlet­zung festgestel­lt worden.

Zwischen 2016 und 2019 habe das Veterinära­mt die Hofstelle einmal jährlich begutachte­t. „Dabei gab es keine Beanstandu­ngen“, sagt Kaenders. Landrat Anton Klotz stuft die jüngsten Beanstandu­ngen als „absolut durchschni­ttlich für einen Bestand dieser Größe ein“. In den vergangene­n Jahren sei im Landkreis „eine verschwind­end geringe Zahl“gravierend­er Tierschutz­verstöße festgestel­lt worden.

Was Klotz zur Überzeugun­g bringt: „Man muss die Kirche im Dorf lassen. Die überwiegen­de Zahl der 1800 Rinderhalt­er im Oberallgäu geht verantwort­ungsvoll mit den Tieren um.“

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Am Freitagmor­gen durchsucht­en Polizei, Staatsanwa­ltschaft und Veterinäre des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it einen weiteren Milchviehb­etrieb in Bad Grönenbach.
Foto: Ralf Lienert Am Freitagmor­gen durchsucht­en Polizei, Staatsanwa­ltschaft und Veterinäre des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it einen weiteren Milchviehb­etrieb in Bad Grönenbach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany