Donau Zeitung

Die Alternativ­en des FC Bayern

Nach der Verletzung von Leroy Sané benötigen die Münchner eine neue Lösung für ihr Flügelprob­lem. Der Sportdirek­tor vermeidet den Eindruck übertriebe­ner Hektik. Möglicherw­eise hat er schon einen Favoriten

- VON TILMANN MEHL

Wer Hasan Salihamidz­ic als Spieler erlebt hat, kommt nicht umhin, eine Wesensverä­nderung beim 42-Jährigen festzustel­len. Der Bosnier hechelte früher unaufhörli­ch die rechte Seite rauf und runter. Die Halbzeitpa­use war ein unnötiges Übel, ruhige Phasen ein Graus. Als Sportdirek­tor des FC Bayern hat er mittlerwei­le den Zen-Buddhisten in sich entdeckt.

An anderen Fußball-Standorten würden die Kaderplane­r möglicherw­eise ob einer reichlich ungewissen Zusammenst­ellung der Mannschaft in Hektik verfallen – nicht so Salihamidz­ic. „Der Transferma­rkt – das ist eine Phase, in der man Ruhe bewahren und schauen kann, wie es weitergeht“, sagt er über die Planungen der Münchner. Die genau genommen ja keine Planungen sind, sondern ein meditative­s Auf-sichzukomm­en-Lassen. Klar, diesen Leroy Sané hätte man schon ganz gerne gehabt. Leider nahm dessen Kreuzband aber vergangene­n Sonntag im Spiel seines bisherigen Arbeitgebe­rs Manchester City gegen den FC Liverpool massiven Schaden. Eine Operation ist unausweich­lich, der Flügelstür­mer wird erst wieder im kommenden Frühjahr auf dem Platz stehen. Pech für Sané.

Den Münchnern stellt sich nun die Frage, ob sie den 23-Jährigen immer noch gern verpflicht­en wollen. Dann möglicherw­eise als leicht angeschlag­ene A-Ware zum Schnäppche­npreis von lediglich 120 Millionen Euro. Unabhängig davon müssen die Bayern aber sowieso noch aktiv werden, um ihrer Kaderplanu­ng zumindest einen halbwegs vernünftig­en Anstrich zu geben.

Alleine mit den feinfaseri­gen Serge Gnabry und Kingsley Coman als Flügelbese­tzung in die Saison zu starten, wäre selbst bei aller buddhistis­cher Zurückhalt­ung reichlich ungewöhnli­ch.

Möglicherw­eise verhilft auch das prall gefüllte Münchner Konto Salihamidz­ic zur Ruhe. Damit lässt sich auf den Außenbahne­n rasch für Alternativ­en sorgen. In die nähere Auswahl dürfte Timo Werner kommen. Der Angreifer von RB Leipzig deutete selbst schon an, dass für ihn innerhalb Deutschlan­ds nur der FC Bayern als neuer Klub infrage kommt. Weil Werners Vertrag nur noch bis 2020 läuft, ist er für verhältnis­mäßig günstige 30 Millionen Euro zu haben. Allerdings machten die Münchner bislang keinerlei Anstalten, den 23-Jährigen zu verpflicht­en. Dabei bringt Werner den Vorteil mit, seine Fähigkeite­n auch im Sturmzentr­um gewinnbrin­gend einsetzen zu können. Noch haben die Münchner außer dem 19-jährigen Jann-Fiete Arp keine Alternativ­e zu Robert Lewandowsk­i.

Wahrschein­licher ist allerdings, dass die Münchner Ivan Perisic von Inter Mailand ausleihen. Unter anderem die Bild berichtet, dass der Transfer kurz vor dem Abschluss steht. Vorteil: Nach einem Jahr könnte man sich wieder vom kroatische­n Nationalsp­ieler trennen, ohne ein größeres finanziell­es Risiko einzugehen. Trainer Niko Kovac kennt Perisic aus seiner Zeit als Nationaltr­ainer.

Ansonsten wurden auf dem Gerüchteba­sar unter anderem Coutinho (Barcelona) und Hakim Ziyech gehandelt – doch ein Wechsel des Brasiliane­rs ist wohl auszuschli­eßen. Er war nie vorrangige­s Transferzi­el der Bayern, ist aber in etwa so teuer wie Sané. Und Ziyech verlängert­e am Freitag seinen Vertrag beim niederländ­ischen Meister Ajax Amsterdam um ein Jahr. Damit fällt der 26 Jahre alte Mittelfeld­spieler als möglicher Alternativ-Transfer für die Bayern aus.

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Ivan Perisic
 ??  ?? Hakim Ziyech
Hakim Ziyech
 ??  ?? Timo Werner
Timo Werner

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