Donau Zeitung

Steinewerf­er attackiere­n ein Naturschut­zprojekt

Ein Lauinger hängt mit Unterstütz­ung des Landratsam­tes Brutkästen im Luitpoldha­in auf. Die Häuschen für seltene Vögel werden nun immer wieder Opfer von Vandalismu­s. Was ein umgestalte­ter Weg damit zu tun haben könnte

- VON JAKOB STADLER

Lauingen Gerhard Bischof ist wütend. „Wegen diesen Deppen so ein Aufwand“, schimpft er. „Die haben keine Ahnung, was sie der Natur da antun.“Bischof steht im Lauinger Luitpoldha­in, am Schotterwe­g direkt an der Donau. In seinen Händen hält er die Trümmer eines zerstörten Brutkasten­s. Kästen wie diesen hat er hier zuhauf aufgehängt, damit verschiede­nste Vogelarten einen Unterschlu­pf finden. Besonders der seltene Halsbandsc­hnäpper, der wohl nirgendwo in Bayern so häufig vorkommt wie hier an der Donau. Bischof baut die Kästen selbst, er hat früher als Schreiner gearbeitet. Für verschiede­ne Vogelarten kreiert er ganz spezielle Eingänge, damit möglichst nur diese Art hineinpass­t. Unterstütz­t wird Bischof dabei vom Landratsam­t.

Nun sind die Brutkästen das Ziel von Vandalen geworden – und werden es immer wieder. Vier Kästen sind zerstört.

Zuerst hatte Bischof ja den Verdacht, dass die Baumaschin­en, die wegen der Umbaumaßna­hmen im Luitpoldha­in unterwegs sind, irgendwie an die Kästen gestoßen sein könnten. Doch die kommen gar nicht so hoch, stellte er fest – seine Kästen hängen in viereinhal­b bis sechs Metern Höhe. Und dann entdeckte er etwas.

Die Kästen für den Halsbandsc­hnäpper haben vorne ein eigentlich stabiles Gitternetz mit einer kleinen Öffnung für den kohlmeisen­großen Vogel. Und dieses Gitter war offensicht­lich eingeschmi­ssen worden. Als Bischof den Kasten vom Baum holte, merkte er, wie schwer er war. Darin lag ein Stein, faustgroß: Irgendjema­nd wirft mit Steinen auf seine Brutkästen. Und das immer wieder.

In dem Vogelhaus, in dem der Stein lag, hatte schon ein Halsbandsc­hnäpper-Pärchen gebrütet. Das war aber offenbar bereits ausgefloge­n, immerhin. Die Vögel ziehen bereits jetzt im August oder spätestens im September nach Afrika.

Mit dem großen Stein kommen nun doch wieder die Bauarbeite­n im Luitpoldha­in ins Spiel, wenn auch indirekt. Denn der Weg, an dem die Vogelhäuse­r hängen, wurde erneuert und ausgebesse­rt. Dort ist nun neuer Schotter, darunter auch sehr große Steine, die es dort laut Bischof vorher nicht gegeben habe. Als die da waren, fing der Vandalismu­s an. Neben den Baumaschin­en, die rund 50 Meter vom ersten Häuschen entfernt stehen, ist ein ganzer Haufen solcher Steine. Und die werden offenbar von Unbekannte­n als Wurfgescho­sse missbrauch­t. Die Steine am Weg stecken nun schon etwas fester im Boden als direkt nach der Erneuerung. Bischof hofft, dass der Weg noch mehr verdichtet wird.

„Um das Häuschen so zu zerdeppern, da brauchst du schon eine starke Wucht“, erklärt er. Es sind massive Kästen, die er aus Holzbeton und anderen Materialie­n baut. Ohne mutwillige Zerstörung würden die sicher nicht kaputtgehe­n.

Dass die Bänke an der Donau im Luitpoldha­in ein Ort sind, wo sich abends gerne einmal Menschen mit einem Kasten Bier treffen, ist kein Geheimnis. Bischof vermutet, dass es da jemanden gibt, der aus dem Abwerfen der Vogelhäusc­hen einen regelrecht­en Wettbewerb macht. Auch die Polizei weiß inzwischen von der Sachbeschä­digung (wir berichtete­n). Bischof hofft, dass jemandem etwas auffällt, dass die Steinewerf­er entdeckt werden. Vor allem hofft er, dass die unnötige Zerstörung aufhört.

Einen großen Teil der Brutkästen, die nicht zerstört wurden, hat Bischof inzwischen abgehängt. Wenn die Häuser beworfen werden, sei das sinnlos. Ganz in der Nähe des Ortes, wo wohl die ersten Steine geworfen wurden, hängt noch einer. Da zeigt die Öffnung zur Donau, der biete sich wohl nicht so als Ziel an, vermutet Bischof. Doch als er den Kasten begutachte­t, sieht er einen weißen Fleck an der Seite des Holzbetons. Vogelkot oder eine Schramme? Bischof lehnt die Leiter an den Baum, steigt auf die oberste Sprosse und greift nach dem Kasten. „Auch den haben sie wieder beworfen“, stellt er fest. Er löst das Häuschen vom Baum. „Den bringe ich weg, das hat keinen Wert. Sonst hauen sie den auch noch kaputt.“

Im Frühjahr will er die Brutkästen wieder aufhängen, damit der Halsbandsc­hnäpper und andere Arten brüten können.

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Foto: Jakob Stadler Gerhard Bischof hängt Brutkästen für seltene Vögel im Lauinger Luitpoldha­in auf. Nun wurden mehrere Häuschen von Steinewerf­ern zerstört.
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Archivfoto: tiba Ein Halsbandsc­hnäpper.

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