Steinewerfer attackieren ein Naturschutzprojekt
Ein Lauinger hängt mit Unterstützung des Landratsamtes Brutkästen im Luitpoldhain auf. Die Häuschen für seltene Vögel werden nun immer wieder Opfer von Vandalismus. Was ein umgestalteter Weg damit zu tun haben könnte
Lauingen Gerhard Bischof ist wütend. „Wegen diesen Deppen so ein Aufwand“, schimpft er. „Die haben keine Ahnung, was sie der Natur da antun.“Bischof steht im Lauinger Luitpoldhain, am Schotterweg direkt an der Donau. In seinen Händen hält er die Trümmer eines zerstörten Brutkastens. Kästen wie diesen hat er hier zuhauf aufgehängt, damit verschiedenste Vogelarten einen Unterschlupf finden. Besonders der seltene Halsbandschnäpper, der wohl nirgendwo in Bayern so häufig vorkommt wie hier an der Donau. Bischof baut die Kästen selbst, er hat früher als Schreiner gearbeitet. Für verschiedene Vogelarten kreiert er ganz spezielle Eingänge, damit möglichst nur diese Art hineinpasst. Unterstützt wird Bischof dabei vom Landratsamt.
Nun sind die Brutkästen das Ziel von Vandalen geworden – und werden es immer wieder. Vier Kästen sind zerstört.
Zuerst hatte Bischof ja den Verdacht, dass die Baumaschinen, die wegen der Umbaumaßnahmen im Luitpoldhain unterwegs sind, irgendwie an die Kästen gestoßen sein könnten. Doch die kommen gar nicht so hoch, stellte er fest – seine Kästen hängen in viereinhalb bis sechs Metern Höhe. Und dann entdeckte er etwas.
Die Kästen für den Halsbandschnäpper haben vorne ein eigentlich stabiles Gitternetz mit einer kleinen Öffnung für den kohlmeisengroßen Vogel. Und dieses Gitter war offensichtlich eingeschmissen worden. Als Bischof den Kasten vom Baum holte, merkte er, wie schwer er war. Darin lag ein Stein, faustgroß: Irgendjemand wirft mit Steinen auf seine Brutkästen. Und das immer wieder.
In dem Vogelhaus, in dem der Stein lag, hatte schon ein Halsbandschnäpper-Pärchen gebrütet. Das war aber offenbar bereits ausgeflogen, immerhin. Die Vögel ziehen bereits jetzt im August oder spätestens im September nach Afrika.
Mit dem großen Stein kommen nun doch wieder die Bauarbeiten im Luitpoldhain ins Spiel, wenn auch indirekt. Denn der Weg, an dem die Vogelhäuser hängen, wurde erneuert und ausgebessert. Dort ist nun neuer Schotter, darunter auch sehr große Steine, die es dort laut Bischof vorher nicht gegeben habe. Als die da waren, fing der Vandalismus an. Neben den Baumaschinen, die rund 50 Meter vom ersten Häuschen entfernt stehen, ist ein ganzer Haufen solcher Steine. Und die werden offenbar von Unbekannten als Wurfgeschosse missbraucht. Die Steine am Weg stecken nun schon etwas fester im Boden als direkt nach der Erneuerung. Bischof hofft, dass der Weg noch mehr verdichtet wird.
„Um das Häuschen so zu zerdeppern, da brauchst du schon eine starke Wucht“, erklärt er. Es sind massive Kästen, die er aus Holzbeton und anderen Materialien baut. Ohne mutwillige Zerstörung würden die sicher nicht kaputtgehen.
Dass die Bänke an der Donau im Luitpoldhain ein Ort sind, wo sich abends gerne einmal Menschen mit einem Kasten Bier treffen, ist kein Geheimnis. Bischof vermutet, dass es da jemanden gibt, der aus dem Abwerfen der Vogelhäuschen einen regelrechten Wettbewerb macht. Auch die Polizei weiß inzwischen von der Sachbeschädigung (wir berichteten). Bischof hofft, dass jemandem etwas auffällt, dass die Steinewerfer entdeckt werden. Vor allem hofft er, dass die unnötige Zerstörung aufhört.
Einen großen Teil der Brutkästen, die nicht zerstört wurden, hat Bischof inzwischen abgehängt. Wenn die Häuser beworfen werden, sei das sinnlos. Ganz in der Nähe des Ortes, wo wohl die ersten Steine geworfen wurden, hängt noch einer. Da zeigt die Öffnung zur Donau, der biete sich wohl nicht so als Ziel an, vermutet Bischof. Doch als er den Kasten begutachtet, sieht er einen weißen Fleck an der Seite des Holzbetons. Vogelkot oder eine Schramme? Bischof lehnt die Leiter an den Baum, steigt auf die oberste Sprosse und greift nach dem Kasten. „Auch den haben sie wieder beworfen“, stellt er fest. Er löst das Häuschen vom Baum. „Den bringe ich weg, das hat keinen Wert. Sonst hauen sie den auch noch kaputt.“
Im Frühjahr will er die Brutkästen wieder aufhängen, damit der Halsbandschnäpper und andere Arten brüten können.