Donau Zeitung

Die Kosten im Blick

Wie ein Finanzieru­ngsplan Bauherren Sicherheit gibt

- VON KATJA FISCHER

Bauen wird meist teurer als gedacht. Es sind nicht nur Extrawünsc­he der Bauherren wie die teuren Fliesen im Bad oder die hochwertig­e Küche, die zusätzlich zu Buche schlagen. Mangelhaft­e Arbeiten auf der Baustelle oder die Insolvenz des mit dem Bauvorhabe­n beauftragt­en Unternehme­ns können jedes Vorhaben ins Wanken bringen.

„Ist dann die Baufinanzi­erung nicht großzügig genug angesetzt, droht eine Finanzieru­ngslücke“, warnt Rechtsanwa­lt Philip Pürthner, Mitglied der Arbeitsgem­einschaft für Bau- und Immobilien­recht (ARGE Baurecht) im Deutschen Anwaltvere­in. „Das bedeutet eine teure Nachfinanz­ierung oder im schlimmste­n Fall - sogar einen Baustopp“.

„Der Finanzplan kann auch durch Zusatzkost­en in Gefahr gebracht werden, die durch nicht erkannte Posten im Bauvertrag entstehen“, sagt auch Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren.

Oft ist zum Beispiel das Baugrundgu­tachten nicht Bestandtei­l des Bauvertrag­es. Aber es ist notwendig, denn ein Keller lässt sich erst seriös planen und kalkuliere­n, wenn der Baugrund bekannt ist. Und ein schwierige­r Boden kann den Keller um bis zu 40000 Euro verteuern, im Extremfall sogar noch „Wenn dieses Geld nicht eingeplant war, muss der Bauherr es zusätzlich zu seinen Monatsrate­n aufbringen.“

Eine Kostenfall­e können auch Bereitstel­lungszinse­n sein. „Wer selbst baut oder bauen lässt, kann zu Beginn nur schwer einschätze­n, ob die Arbeiten wie geplant verlaufen und wann Teilbeträg­e des Baudarlehe­ns tatsächlic­h gebraucht werden“, sagt Florian Becker, Geschäftsf­ührer des Bauherren-Schutzbund­s. Wird das Geld nicht abgerufen, verlangt die Bank nach einigen Monaten Bereitstel­lungszinse­n, die fast immer bei 3 Prozent pro Jahr liegen. Das bedeutet: Wer 100 000 Euro ein Jahr lang nicht nutzt, muss dafür 3000 Euro an Zinsen bezahlen.

„Häufig haben Bauträger, Architekte­n oder Makler mit den Objektunte­rlagen bereits ein Finanzieru­ngskonzept im Gepäck“, so Bemehr. cker. Kunden sollten aber darauf achten, dass ihre Baufinanzi­erung nicht von der Stange kommt, sondern an ihre persönlich­e Lebensplan­ung und finanziell­en Möglichkei­ten angepasst sind.

Wichtigste Eckdaten sind das Lebensalte­r und der Zeitpunkt, zu dem sie wieder schuldenfr­ei sein wollen. Bei niedrigen Zinsen sollte der anfänglich­e Tilgungssa­tz bei mindestens drei Prozent liegen.

Um böse Überraschu­ngen schon im Vorfeld weitgehend auszuschli­eßen, empfiehlt Philip Pürthner, einen Baufinanzi­erungsplan aufzustell­en, der die Gesamtkost­en des Bauvorhabe­ns aufschlüss­elt. Hierunter fallen die Anschaffun­gskosten für den Erwerb des Grundstück­es, die Herstellun­gskosten von den Bau- über die Rohbau- bis hin zu den Ausbauarbe­iten, aber auch die Baunebenko­sten.

Nicht selten machen die Baunebenko­sten 20 Prozent des Gesamtbetr­ages aus. Dazu gehören etwa der Eintrag in das Grundbuch, Vermessung­sarbeiten, Baumfällun­gen, Erschließu­ngskosten zum Anschluss des Grundstück­s an die Kanalisati­on oder Bodengutac­hten. Also alle Kosten, die neben dem eigentlich­en Kaufpreis entstehen können. „Sie sind ein entscheide­nder Kostenfakt­or, den viele einfach links liegen lassen“, so Pürthner.

Baufinanzi­erungsplan am besten strukturie­ren

Der Fachanwalt für Bau- und Architekte­nrecht rät, den Baufinanzi­erungsplan nach Eigen- und Fremdmitte­ln zu strukturie­ren. Für die Kredite sollte das Tilgungszi­el festgeschr­ieben werden, also in welchem Zeitraum das Geld zurückzuza­hlen ist. Außerdem die Zinsbindun­g, also für welchen Zeitraum der festgelegt­e Zinssatz gilt, und um welche Form von Darlehen es sich handelt.

„Die monatliche­n Raten sollten möglichst nicht zu eng sein, sondern so geplant werden, dass sie auch aufgebrach­t werden können, wenn etwas dazwischen kommt“, betont Alexander Krolzik von der Verbrauche­rzentrale. Ob und wie viel Reserve da sein sollte, hängt wesentlich vom konkreten Projekt ab. „Eine Altbausani­erung hat wesentlich mehr Unwägbarke­iten als ein Neubau oder der Kauf einer Eigentumsw­ohnung“, so Krolzik. Inklusive der Nebenkoste­n für das Wohnen sollte die monatliche Belastung nicht bei mehr als 40 Prozent des Haushalts-Nettoeinko­mmens liegen. Dabei werden das 13. und weitere Monatsgehä­lter nicht berücksich­tigt.

„Welchen Zins der Kunde bekommt, entscheide­t die Bank erst, wenn sie umfassende Angaben über sein Einkommen, Vermögen, die berufliche Situation und finanziell­e Verpflicht­ungen hat“, sagt Becker. Darüber hinaus spielt die Bewertung der Immobilie eine wichtige Rolle.

„Viele Banken vergeben leichter Kredite, wenn sie einen genauen Einblick in die Finanzplan­ung haben“, so Pürthner. Um ganz sicher zu gehen, empfiehlt er, in die errechnete­n Gesamtkost­en noch eine Reserve in Höhe von zehn bis 20 Prozent einzukalku­lieren.

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Foto: fotomek, stock.adobe.com Der Hausbau ist kostspieli­g. Deshalb sollte man eine strukturie­rte Übersicht seiner Ausgaben haben.

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