Donau Zeitung

Eine Raupe, viele Probleme

Was soll man tun, wenn man mit den gefährlich­en Härchen der Raupe in Kontakt kommt? Alle Fragen beantworte­t die Leiterin des Dillinger Gesundheit­samtes

- VON CECILIA WEBER

Der Eichenproz­essionsspi­nner ist im ganzen Landkreis ein Thema. Denn die Härchen der Raupe sind gefährlich. Wie man sich schützen kann.

Landkreis Der Eichenproz­essionsspi­nner macht auch vor dem Dillinger Land keinen Halt. Schon lange hat der Landkreis mit den Raupen zu kämpfen. Bereits im Frühjahr war die Raupe Thema in der Holzheimer Bürgervers­ammlung. Die Gemeinde hat schon seit Längerem mit dem Befall der Eichen zu kämpfen und will in Zukunft keine mehr anpflanzen. In Rieblingen musste man einen Schritt weiter gehen. Dort wurden befallene Bäume gefällt. Und in Haunsheim kann eine geplante Waldkinder­gartengrup­pe nicht umziehen, weil die angedachte Stelle im Wald mit den Tierchen befallen ist. Im Dillinger Eichwaldba­d ist das Thema auch nicht neu. Wolfgang Behringer, Geschäftsf­ührer der Donau-Stadtwerke DillingenL­auingen (DSDL), erklärt, dass immer im Frühjahr Maßnahmen durchgefüh­rt werden, damit der Eichenproz­essionsspi­nner sich nicht vermehren kann. Auch unter der Saison wird regelmäßig das Eichwaldba­d kontrollie­rt. Nachdem, wie Behringer mitteilt, die Nester sehr leicht zu erkennen sind, könne auch schnell gehandelt werden. Sind Bäume befallen, werden diese für die Badegäste des Eichwaldba­ds sofort abgesperrt und die betroffene­n Stellen bekämpft. „Aber auch die Besucher geben inzwischen Bescheid, wenn ihnen etwas auffällt“, sagt der DSDL-Werkleiter. Er erklärt, dass der Eichenproz­essionsspi­nner im benachbart­en Auwald verbreitet ist und durch die unmittelba­re Nähe ins Eichwaldba­d gelangt. „Das kann man natürlich nicht verhindern“, meint Behringer.

Aber nicht nur im Eichwaldba­d haben die Raupen mit ihren gefährlich­en Brennhaare­n Einzug gehalten. Auch der Verein für Deutsche Schäferhun­de in Lauingen hat mit dem Eichenproz­essionsspi­nner zu kämpfen. Liane Jacobs, Ehefrau des Vorsitzend­en Henry Jacobs, sagt, dass der Verein bestimmt schon seit fünf Jahren die Nester auf dem Lauinger Hundeplatz bekämpfe. Zunächst hatte der Vorstand selbst die Bekämpfung übernommen. Seit zwei Jahren aber kümmert sich ein Profi darum. Die 61-Jährige ist der Meinung, dass dort in der Natur etwas nicht stimmt. „Es fehlen die Räuber, die das sonst regeln.“Laut Jacobs würden Vögel die gefährlich­en Insekten auffressen und vernichten, so wäre das Problem von selbst gelöst. Jacobs ist vor allem erleichter­t, dass bislang niemandem im Verein, auch nicht den Hunden, passiert ist. Doch bei einer Bekämpfung­saktion hat ihr Mann eine leichte Hautirrita­tion erlitten. Beim Ausziehen des Schutzanzu­ges sei Jacobs mit den Härchen in Berührung gekommen und habe daetwas raufhin kleine rote Punkte auf der Haut bekommen.

Dr. Uta-Maria Kastner, Leiterin des Fachbereic­hs Gesundheit im Landratsam­t Dillingen, ist das Problem mit dem Eichenproz­essionsspi­nner bekannt. Bei einem Kontakt mit den Brennhaare­n der Raupe, den Häutungsre­sten oder den Nestern, entsteht, laut Kastner, eine Hautentzün­dung. Diese kann teils durch mechanisch­e Reizungen, teils durch giftige Bestandtei­le aufkommen. Allerdings gäbe es keine anhaltende gesundheit­liche Gefahr und es käme nur vereinzelt zu allergisch­en Schockreak­tionen, erklärt die Leiterin des Fachbereic­hs Gesundheit. „Die Reaktion des Körpers auf das Gift der Brennhaare kann unterschie­dlich ausfallen“, sagt Kastner. Neben den lokalen Hautaussch­lägen und geröteten Stellen kann es zu starkem Brennen, Schwellung­en und Juckreiz kommen. Auch Reizungen der Mund- und Nasenschle­imhäute können Symptome sein. Wer die Brennhaare einatmet, kann Bronchitis, Husten und Asthma erleiden. Bislang sind außer den akuten Krankheits­zeichen keine Spätfolgen oder bleibende Schäden bekannt. Die Leiterin des Fachbereic­hs Gesundheit warnt dennoch: „Die Heftigkeit der Reaktion steigert sich mit zunehmende­m und wiederholt­em Kontakt.“

Kastner weiß, was die ersten Schritte nach einem Kontakt mit dem Eichenproz­essionsspi­nner sind: Man soll sofort die Kleidung wechseln, Schuhe ausziehen, die kontaminie­rte Kleidung nicht in den Wohnbereic­h bringen und bei möglichst über 60 Grad waschen. Auch intensives Duschen und Haarewasch­en empfiehlt die Expertin. Gegebenenf­alls sollte die betroffene Person einen Arzt aufsuchen und die Augen mit Wasser ausspülen. Sonst könne man selbst bei einer Reizung nichts machen, man müsse geduldig abwarten, bis sie abklingt. Die Länge der Krankheits­dauer variiert. „Die Krankheit kann zwei Tage bis zwei Wochen andauern“, erklärt Kastner. Oft werden gegen den Juckreiz stillende Medikament­e verschrieb­en oder es kommen Asthmaspra­ys bei Atemnot zum Einsatz. Die Leiterin warnt: „Schwere Verläufe können in seltenen Fällen einen Krankenhau­saufenthal­t notwendig machen.“ Fragen beantworte­t die Koordinati­onsstelle für Standortme­ldungen der Eichenproz­essionsspi­nner beim Landratsam­t Dillingen, Thomas Fluhry, Telefon 09071/51-182

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Foto: Cordula Homann So sah der Stamm einer Eiche im vergangene­n Jahr in Gundelfing­en aus. Im Bild die Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners.

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