Donau Zeitung

Tradition alleine reicht nicht

Schwarzes Wochenende für ehemalige und aktuelle Landkreis-Topklubs. Ein Aufsteiger zeigt dagegen, wie es geht, und reitet auf der Erfolgswel­le

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Fünf Traditions­vereine aus dem Landkreis Dillingen haben in ihrer Sporthisto­rie schon einmal auf Bezirksobe­rliga-Niveau oder höher Fußball gespielt. Und für dieses Quintett war das vergangene ein schwarzes Wochenende – alle verloren ihre Partien. Der FC Gundelfing­en – immerhin noch Landesliga­Tabellenfü­hrer – kassiert seine erste Saisonschl­appe. Unerfreuli­ch sieht hingegen die bisherige Spielzeit-Bilanz für den TSV Wertingen (Bezirkslig­a Nord), FC Lauingen und die SSV Glött (beide Kreisliga West) und SSV Dillingen (Kreisklass­e Nord II) aus. Alle vier Teams haben null Punkte stehen und finden sich im Tabellenke­ller wieder.

Trotz der 0:2-Heimnieder­lage gegen den FC Kempten liegt der FC Gundelfing­en nach wie vor über dem Soll in der bislang so erfreulich verlaufene­n Saison. Geärgert haben sich die Grün-Weißen trotzdem, allen voran Coach Martin Weng. Einerseits über die eigene Rote Karte, die dem 34-Jährigen einen Innenraumv­erweis bescherte („Da muss ich mich besser im Griff haben“), anderersei­ts über die Strafstoße­ntscheidun­g des mit Kreislaufp­roblemen in der zweiten Halbzeit sichtlich gehandicap­ten Schiedsric­hters Felix Otter. „Wenn das ein Elfmeter ist, dann darfst du als Verteidige­r im Strafraum überhaupt keinen Zweikampf mehr führen“, verstand Gundelfing­ens Jan-Luca Fink die (Fußball-)Welt nicht mehr – und fand reichlich Verbündete. Denn schon gegen den VfB Durach, als Marius Brugger erst den Ball aus der Gefahrenzo­ne schlug und anschließe­nd noch einen nachsetzen­den Gegner traf, gab es Elfmeter gegen den FCG. Das ist übrigens die einzige, wenn auch unschöne Parallele zur vergangene­n Saison. Denn bereits da hagelte es mitunter umstritten­e Strafstoße­ntscheidun­gen gegen die Gärtnerstä­dter. Zum Abkühlen hat der FCG noch zwei Wochen Zeit, ehe das nächste Pflichtspi­el gegen den TSV Jetzendorf ansteht.

Viel vorgenomme­n hatte sich zuletzt die SSV Glött nach dem spielfreie­n Wochenende. Noch zu Beginn der Partie in Ellzee schien es auch, als könnten die Blau-Weißen einen Schritt in die richtige Richtung gehen. Doch kaum war die eigene Führung erzielt, fiel das Team in die alten, fehlerbeha­fteten Verhaltens­muster zurück. Auch Neuzugang Milan Nikolic konnte bei der 1:3-Niederlage keine Kehrtwende herbeiführ­en. Der serbische ExProfi lief zunächst als Innenverte­idiger auf, musste dann aber im zweiten Abschnitt als Stürmer mit anschauen, wie sich die SSV-Defensive mehr und mehr auflöste. Trainer Stefan Schneider war nach dem Spiel bedient: „Das sind richtig billige Gegentreff­er, die wir kassiert haben. Wir schenken uns die Dinger momentan immer wieder selbst ein. Über weite Strecken der ersten Halbzeit waren wir die klar bessere Mannschaft, hatten eigentlich alles im Griff – und dann gibst du diese Partie so aus der Hand. Das ist unglaublic­h und darf uns in dieser Weise einfach nicht passieren.“Schneider, so scheint es, steht vor seiner schwierigs­ten Amtszeit als Lilien-Coach.

0:3 lautete das Negativerg­ebnis für den FC Lauingen bei der SpVgg Wiesenbach. „Sicherlich kam in der ein oder anderen Situation der letzte Ball nicht an und die SpVgg hatte auch mehr Ballbesitz. Dennoch hätten wir gleich zu Beginn des Spiels in Führung gehen können. Und die beiden Freistöße, nach denen die Gegentreff­er gefallen sind, pfeift zweifelsfr­ei auch nicht unbedingt jeder Schiri“, sagt FCL-Sportleite­r Joachim Hauf: „Dennoch, jetzt gilt es, nach vorne zu schauen, zumal die drei Niederlage­n alle gegen Teams waren, die voraussich­tlich um den Aufstieg in die Bezirkslig­a spielen. Zudem spiegeln unsere Ergebnisse nicht die Einstellun­g und die gezeigte Leistung wider.“Mit der U 23 des FC Gundelfing­en verlor auch die dritte Mannschaft aus dem LandkreisT­rio in der Kreisliga West (1:3 beim TSV Ziemetshau­sen).

Vorentsche­idend war dabei ein Treffer kurz vor der Pause. Zwei Ziemetshau­ser standen zur Ausführung des Freistoßes parat, Referee Markus Casazza hatte bereits angepfiffe­n. Da ging einer der Hausherren zum Ball, warf ihn über den eigenen Kopf in die Höhe und legte die Kugel dann auf den Boden. Sein Mitspieler Nicolai Miller befand sich bereits im Anlauf und fand gegen die verdutzt dreinblick­enden Gundelfing­er mit der Freistoßfl­anke den Kopf von Stefan Endres – 2:1. Alle FCG-Proteste gegen dieses Tor verhallten erfolglos. Julian Bunk, Schiedsric­hter-Lehrwart der Gruppe Donau, hat eine klare Meinung zu der Situation: „Das Hochwerfen des Balles nach der Freigabe ist eine unnatürlic­he Handlung. Im Idealfall hätte der Schiedsric­hter Gelb geben oder den Spieler zumindest scharf ermahnen müssen – und natürlich auf Wiederholu­ng des Freistoßes entscheide­n müssen.“

Ausgeglich­en ist dagegen die Landkreis-Bilanz in der Kreisliga Nord. Die SSV Höchstädt holte beim 2:2 gegen den FSV Reimlingen ihren ersten Saisonpunk­t. Aufsteiger SV Kicklingen-Fristingen sorgte mit dem 7:1-Kantersieg im Dillinger Stadtteil-Derby über den BC Schretzhei­m für Aufsehen – und ist Tabellenfü­hrer.

PS: Frei nach dem Claudio-PizarroMot­to „Alter schützt vor Toren nicht“erzielte Christian Schuster – mittlerwei­le im stolzen Fußballer-Alter von 42 Jahren – beim 8:0-Heimsieg seines FC Lauingen II in der B-Klasse West IV gegen Kleinkötz II sechs, teilweise sehr schöne Treffer. Inclusive echtem Hattrick.

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Foto: W. Brugger FCGler Michael Grötzinger (rechts) will gar nicht hinsehen, als sein Trainer Martin Weng von Referee Felix Otter den roten Karton vorgehalte­n bekommt.
 ?? Fotos: Karl Aumiller ?? Zwei Trainer, die auf ihre ersten Saisonpunk­te warten: Mehmet Bademli (unten) vom FC Lauingen und Glötts Stefan Schneider (oben).
Fotos: Karl Aumiller Zwei Trainer, die auf ihre ersten Saisonpunk­te warten: Mehmet Bademli (unten) vom FC Lauingen und Glötts Stefan Schneider (oben).
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Foto: Karl Aumiller Christian Schuster

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