Donau Zeitung

Die Marias liegen total im Trend

Eine Lauinger Familie ist voller Marias. Und auch in Höchstädt ist der Name ein Renner

- VON CECILIA WEBER

Landkreis „Es ist zwar ein sehr alter, aber schöner Name“, sagt Maria Zehentmeie­r aus Lauingen und erinnert sich sofort an die Geschichte, wie es zu ihrem Vornamen kam. Die Lehrerin hat den Namen Maria von ihrer Großmutter übernommen, was von großer Bedeutung für die Familie ist. Ihre Großmutter hatte ein kinderreic­hes und schönes Leben, allerdings ist sie sehr früh verstorben und hat auch einen Sohn verloren. Aus diesem Grund hatte sich die Mutter der 59-Jährigen dazu entschloss­en, ihrer Tochter den Namen zu geben. Die wiederum erzählt, dass es früher kein Trendname war. Deshalb hat sie sich schon manchmal überlegt, wie es mit einem anderen Namen wäre. „Mit 14 hätte ich gerne anders geheißen, Jenny oder so.“Aber heute ist sie zufrieden. „Je älter ich werde, desto glückliche­r bin ich mit meinem Namen.“Nicht nur aus diesen Gründen hat auch sie ihre Tochter auf den Namen Maria getauft. „Ich habe den Namen bewusst meiner Tochter gegeben“, erklärt Zehentmeie­r. Sie wollte ihrer 23-jährigen Tochter den bedeutsame­n Familienna­men übertragen, aber vor allem soll ihr Kind Maria unter dem Schutz der Mutter Gottes stehen. Die 59-Jährige wünscht ihrer Tochter nur das Beste für ihr Leben. Ihr soll nicht dasselbe wie der Oma passieren. Vor derartigen Schicksals­schlägen soll die Mutter Gottes die 23-Jährige bewahren. An Mariä Himmelfahr­t, was zugleich der Namenstag der beiden Frauen ist, wird die Familie den Gottesdien­st besuchen und Kräuterbus­chen binden. „Vielleicht machen wir zusammen einen Ausflug an dem Feiertag“, sagt Zehentmeie­r.

Nicht nur Frauen tragen den Namen Maria, auch manche Männer heißen mit Zweitnamen so. Gerhard Maria Tiefenbach­er ist stolz auf seinen Namen. „Ich habe den Namen wohl wegen meiner marienvere­hrenden Familie“, sagt der Rentner. Der Dillinger erinnert sich, dass seine Mutter und sein Vater die heilige Maria anbeteten und zuhause sogar eine Marienstat­ue hatten. „Auch ich selbst verehre Maria“, sagt der 65-Jährige. Tiefenbach­er ist sich sicher, dass er diese starke Verbindung zur Mutter Gottes von seinen Eltern mitbekomme­n hat. Seine Tochter hat er ebenfalls mit Drittnamen auf den Namen Maria getauft und wollte ihr so die enge Verbindung der Familie zu der Mutter Gottes weitergebe­n. An Mariä Himmelfahr­t geht der ehemalige Kämmerer der Stadt Gundelfing­en in den Festgottes­dienst und nimmt an den Marienproz­essionen teil. Tiefenbach­er betont: „Das ist mir persönlich sehr wichtig. Es ist ein katholisch­es Hochfest und soll dementspre­chend geehrt werden. Da gehe ich in die Kirche.“

Stadtpfarr­er Daniel Ertl sieht einen deutlichen Trend beim Namen Maria: „Bei Jungs hört man den Namen inzwischen sehr selten, aber Mädchen werden noch oft auf den Namen getauft.“Häufig wird der Name Maria laut dem Höchstädte­r Stadtpfarr­er als Zweitname gegeben. Allein dieses Jahr waren es in der Gemeinde schon 17 Mädchen, die auf Maria oder Marie in einer Namenskomb­ination getauft wurden. „Es ist der große Renner“, sagt Ertl. Er kann sich denken, dass die Eltern den Namen auswählen, weil er gut klingt und gerade vor allem kurze Namen im Trend sind. „Einige haben noch einen Bezug zu Gottes Mutter Maria“, erklärt der Höchstädte­r Stadtpfarr­er. „Viele zünden Kerzen am Marienalta­r an und bringen ihre Probleme vor, auch wenn sie nicht mehr regelmäßig die Gottesdien­ste besuchen.“Für Ertl ist klar, dass besonders die Nähe zu der Mutter Gottes die Eltern dazu bringt, ihr Kind Maria zu nennen. „Maria hat so was mütterlich­es“, sagt der Stadtpfarr­er. So seien die Gläubigen mit der Mutter Gottes tiefer verbunden, als mit Gott oder Jesus selbst. Maria gibt den Gläubigen Hoffnung. Genau wie die Christen war Maria ein normaler Mensch und wurde von Gott durch sein Erbarmen in den Himmel aufgenomme­n. „Das gibt Hoffnung für die Menschen“, erklärt Ertl.

Aber nicht nur aus diesem Grund ist an Mariä Himmelfahr­t, wie der Stadtpfarr­er berichtet, der Gottesdien­st stets gut besucht. „Es ist ja das vierthöchs­te Fest nach Weihnachte­n, Ostern und Pfingsten.“Zugleich feiert Höchstädt an diesem Tag das Patroziniu­m der Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t. Es lockt zahlreiche Christen in den Gottesdien­st der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche. Ertl ist stolz: „Da kann ich nicht klagen.“

Der Beobachtun­g von Stadtpfarr­er Ertl kann sich Karla Gerlesberg­er, eine Wertinger Hebamme, nur teilweise anschließe­n. „Der Name Maria wird sehr häufig vergeben“, meint Gerlesberg­er. Für viele sei er allerdings weniger mit einer Bedeutung ausgestatt­et als ein klassische­r Vorname. „Ganz lange Zeit war vor allem die Form Marie beliebt“, ergänzt die Hebamme aus Wertingen. Das sei wieder rückläufig. Bei den Franziskan­erinnen ist es üblich, dass sie neben ihren auserwählt­en Namen, Maria heißen. Schwester Clara Mende vom Kloster Maria Medingen erklärt, dass Franziskus die Mutter Gottes verehrt hat. Deshalb haben die Schwestern eigentlich einen Doppelname­n. „Eigentlich heiße ich Schwester Maria Clara“, sagt die gläubige Christin. Bei jedem Gebet bitten die Schwestern Maria Mutter Gottes um Fürsprache und sehen sie als die Vermittler­in Gottes an. An Mariä Himmelfahr­t feiern die Klosterfra­uen einen festlichen Gottesdien­st und weihen ihre eigens gebundenen Kräuterbus­chen. (mit mets)

 ?? Foto: Michael Zehentmeie­r ?? Mutter und Tochter heißen beide Maria Zehentmeie­r, was eine tiefe Bedeutung für die Familie hat. Auf dem Bild sind die beiden Frauen vor der Uspenski-Kathedrale in Helsinki zu sehen.
Foto: Michael Zehentmeie­r Mutter und Tochter heißen beide Maria Zehentmeie­r, was eine tiefe Bedeutung für die Familie hat. Auf dem Bild sind die beiden Frauen vor der Uspenski-Kathedrale in Helsinki zu sehen.

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