Donau Zeitung

„Mein Lebensmitt­elpunkt ist nur noch Lauingen“

Bürgermeis­terin Katja Müller ist froh, dass die Vereine Verständni­s für geplante Kürzungen zeigen. Der neue Kindergart­en und die Herzog-Georg-Straße brauchen noch Zeit. Die Rathausche­fin räumt auch mit einem Gerücht auf

- Das Interview führte Jakob Stadler

Lauingen hat ein Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t beschlosse­n. Damit hat die Stadt Chancen auf Stabilisie­rungshilfe­n, die ihre Schulden halbieren könnten. Es gibt aber Einschnitt­e. Worauf müssen sich die Vereine einstellen? Katja Müller: Der Stadtrat hat beschlosse­n, bei den Vereinen zehn Prozent der Zuschüsse zu kürzen. Und wir werden fünf Prozent der Bauhofkost­en auf Vereine umlegen, etwa wenn eine Bühne aufgebaut oder eine Straße gesperrt werden muss. Bei der Hallenbenu­tzung wird die Gebühr für alles, was über das Jugendtrai­ning hinausgeht, angehoben.

Wie waren da die Rückmeldun­gen? Müller: Wir haben mit den größten Vereinen schon davor Gespräche geführt und alle Vereine angeschrie­ben und sie darüber informiert, was die Kürzungen für sie bedeuten. Wir hatten auch eine Informatio­nsveransta­ltung, um noch offene Fragen zu klären. Die Vereine verstehen, dass man kürzen muss. Natürlich passt es nicht jedem Verein, weil viele finanziell nicht so gut ausgestatt­et sind.

Wann fällt denn eine Entscheidu­ng? Müller: Im Oktober findet die Sitzung des Entscheidu­ngsgremium­s statt. Danach erfahren wir, ob wir in das Programm aufgenomme­n wurden.

Stichwort sparen: Wie sehen Sie die Chancen, nach 500 Jahren die Baulast des Martinsmün­sters loszuwerde­n? Müller: Das kann ich gar nicht einschätze­n. Ich habe mir den Originalve­rtrag zeigen lassen, darin stehen Sachen, die kann man eindeutig zweideutig lesen. Wir suchen uns jetzt einen Anwalt, der Bayerische Gemeindeta­g hat uns da ebenfalls eine Unterstütz­ung zugesagt. Und dann wollen wir zusammen mit der Kirche eine vernünftig­e Lösung finden.

In der Juli-Sitzung hat der Stadtrat für ein Einkaufsze­ntrum im Lauinger Osten gestimmt. Ist das eine Gefahr für die Läden im Zentrum?

Müller: Wir haben uns die Entscheidu­ng nicht leichtgema­cht. Wichtig ist: Der Cap-Markt muss erhalten bleiben! Da führen wir Gespräche über Synergien des Edeka-Konzerns mit der Hahn-Gruppe. Ich sehe keine gravierend­en Schäden für die Innenstadt. Das, was hier angeboten wird, bekommt man nicht im Einkaufsze­ntrum: Zum Beispiel hochwertig­e Fleischpro­dukte vom Metzger, frische Backwaren vom Himmelbäck, Blumen von der Gärtnerei Hamaleser. Und auch die Schulsache­n kauft man doch trotzdem beim Eismann.

Ein anderes großes Projekt: Die Umgestaltu­ng der Herzog-Georg-Straße. Wie ist denn da der aktuelle Stand? Müller: Wir hatten vor kurzem einen Termin bei der Regierung von Schwaben. Eigentlich läuft ja Ende September die Frist für die Antragstel­lung der Zuschüsse ab – uns wurde zugesagt, dass wir die 80-prozentige Förderung auch darüber hinaus erhalten. Außerdem haben wir einen neuen Vorschlag gemacht: Wir wollen das ganze Verkehrsko­nzept der Innenstadt prüfen und auch die anderen umliegende­n Straßen einbeziehe­n. Die Kosten für diese Untersuchu­ng können auch erstattet werden. Ich habe diesen Plan dem projektbez­ogenen Ausschuss vorgestell­t. Dass wir alles nochmal auf den Prüfstand stellen, wurde positiv aufgenomme­n. Ich habe das Gefühl, dass das der richtige Weg ist.

Was bedeutet das für den Zeitplan? Müller: Wenn wir die anderen Straßen einbeziehe­n, werden es mehr als die bisher angedachte­n drei Bauabschni­tte - eher fünf oder sechs. Vonseiten der Regierung hieß es, dass es dann sinnvoll wäre, zuerst mit den anderen Straßen anzufangen. Das könnte bedeuten, dass die HerzogGeor­g-Straße in den nächsten vier Jahren noch nicht umgebaut wird, sondern erst die Straßen rundherum.

Auch das Donauufer soll umgestalte­t werden. Wann kommen die Bagger? Müller: Wann die Bagger kommen, kann ich noch nicht sagen. Aber wir haben uns für den Entwurf von Studio B aus München entschiede­n, das fängt jetzt an zu planen. Ich würde gerne auch die Bürger beteiligen. Ich habe mit einigen Gruppen gesprochen, die mitgestalt­en wollen. Ich bin offen für so eine Bürgerbete­iligung. Wir schauen jetzt, dass wir das hinbekomme­n.

Die Bürgerbete­iligung war auch bei der Herzplatz-Aktion enorm. Was bleibt, abgesehen vom Stadthalle­nvorplatz? Müller: Da haben alle zusammen geholfen, und ich will diesen Aufbruch in der Bevölkerun­g nutzen und weitermach­en. Wir planen, im Herbst nach Meedensdor­f zu fahren und deren Herzplatz zu besuchen. Außerdem habe ich das Ziel, dass wir jedes Jahr ein Projekt in der Stadt gemeinsam umsetzen.

Lauingen plant gerade auch einen neuen Kindergart­en.

Müller: Ja, der Auftrag wurde an das Planungsbü­ro vergeben. Aber das dauert auf alle Fälle noch, unter anderem auch wegen der Förderunge­n. Es wird bestimmt 2021, bis der Kindergart­en bezugsfert­ig ist. Wir haben aktuell aber 25 Kindergart­enkinder und 15 Krippenkin­der auf der Warteliste. Deshalb wollen wir eine Übergangsl­ösung finden. Vielleicht kann man bestehende Gebäude nutzen, die Module in der Kurlandstr­aße erweitern, oder eine Modul-Lösung an einem anderen Standort finden. Wir brauchen dringend Plätze und würden das gerne schneller schaffen!

Gibt es ein Projekt der Stadt, von dem die Öffentlich­keit wenig mitbekommt? Müller: Wir machen in der Verwaltung gerade eine Organisati­onsuntersu­chung. Wir wollen, dass die Verwaltung effektiver wird. Das hält die Beschäftig­ten im Haus schon ganz schön auf Trab. Ich will, dass wir als Dienstleis­ter wahrgenomm­en werden. Dazu gehören auch kleine Änderungen, wie unsere neuen Türschilde­r. Und das Bürgerbüro wird noch dieses Jahr umgebaut, das ist schließlic­h unser Aushängesc­hild.

Sie wohnen ja weiter in Bachhagel, wo ihre Tochter zur Schule geht. Ist Lauingen die zweite Heimat?

Müller: Ich habe gar keine richtige Heimat Bachhagel mehr. Mein Lebensmitt­elpunkt ist eigentlich nur noch in Lauingen, ich gehe hier auf so viele Veranstalt­ungen – nicht nur, weil ich beruflich komme, sondern gerne auch privat.

Vielleicht gehört das dazu, wenn man in der Öffentlich­keit steht – aber es gibt immer wieder Gerüchte über ihr Privatlebe­n. Wollen Sie dazu etwas sagen? Müller: Ja, ich bin nicht schwanger! Das Gerücht kursiert immer wieder. Ich sage auch gerne mal bei Terminen, dass das nicht stimmt. Ich weiß aber auch nicht, warum so ein Gerücht entsteht. Vielleicht ist das so, wenn man jung ist und eine neue Beziehung hat.

Man sieht: In Lauingen ist viel los. Urlaub muss trotzdem sein. Wo geht’s hin? Müller: Ich habe jetzt drei Wochen Urlaub. Die erste Woche fahren wir an den Gardasee, danach bin ich auch mal zu Hause. Und dann geht’s noch für drei Tage mit meiner Tochter ins Kinderhote­l. Und am 6. September steht noch das Lauinger Ferienprog­ramm an: Ich fahre mit meiner Tochter und hoffentlic­h vielen Lauinger Kindern in den Kletterwal­d nach Schloss Scherneck.

Ein Video-Interview mit Lauingens Bürgermeis­terin Katja Müller gibt es online unter www.donau-zeitung.de/dillingen

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Foto: Jakob Stadler Lauingens Bürgermeis­terin Katja Müller an ihrem Schreibtis­ch.

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