Alte Gitarren sollen in Wertingen wieder klingen
Festival Fritz Karpa würde sich wundern. Die Instrumente des verstorbenen Musikers bekommen neue Geltung. Und auch in den Wirtshäusern soll wieder gezupft und gespielt werden
Wertingen Als wäre er immer noch da: Fritz Karpa hat diese Welt vor fast fünf Jahren verlassen – und dennoch finden sich im Haus an der Alemannenstraße in Wertingen überall seine klingenden Spuren. Erna Karpa, seine nun 95 Jahre alte, tapfere Gattin, die mit Energie ihrem hohen Alter das Leben abtrotzt, öffnet die Tür zum Reich ihres verstorbenen Mannes. Hier reihen sich die Schätze, die Utensilien eines leidenschaftlichen Hobbymusikers und stets fröhlichen, kreativen Menschen, der durch das, was er hinterlassen hat, immer noch spricht.
Fritz Karpa, Malermeister von Beruf, war ein vielseitiges Talent, das in seiner Freizeit viel Gitarre spielte. Seine Instrumente hängen noch in Reih und Glied an einer Stange, die Notenbücher geöffnet auf dem Ständer, die Schubladen voller Musikbücher und Liederhefte – Karpa war lange Jahre Mitglied beim Liederkranz Wertingen.
„Er hat auch Mundharmonika gespielt“, sagt Erna Karpa zu den Gästen, denen sie das Reich ihres Mannes eröffnet. Und das nicht ohne Grund. Wertingens Kulturreferent Dr. Frieder Brändle und Bärbel Schoen, Vorsitzende des Fördervereins Gitarrenfestival Wertingen, sollen die Schätze ihres Mannes begutachten, um sie gegebenenfalls nochmals zum Klingen zu bringen. Vorsichtig nimmt Brändle die lange nicht mehr bespielten Instrumente von der Stange. Hier ist eine Saite gerissen, da hat die Raumtemperatur einen Schaden in der KorpusDecke verursacht. Ein Instrument ist kaputt, andere lassen sich noch zupfen oder schlagen. So vielseitig Karpa war, so unterschiedlich sind auch seine Gitarren: Westerngitarre, Jazzgitarre, klassische Instrumente und sogar ein etwas vorsintflutlich anmutendes elektronisches Instrument, das der Hobbykünstler rockte. In der Ecke steht auch ein Verstärker – Karpa musizierte zusammen mit Freunden im „StreuKa-Trio“auch öffentlich im Ensemble.
Frieder Brändle, selbst versierter Musiker und leidenschaftlicher Gitarrist, kennt die Karpa-Zeit noch ein bisschen und freut sich, dass dem Gitarrenverein nun mit den alten Instrumenten neue Möglichkeiten eröffnet werden. Die Gitarren sollen beim 8. Internationalen Gitarrenfestival, das in Wertingen vom 4. bis 6. Oktober stattfindet, zum Einsatz kommen. Erna Karpa stellt sie dem Verein für diese Zeit als Leihgabe zur Verfügung. Erstmals initiiert der Verein auf Initiative von Bärbel Schoen im Rahmen des Festivals ein Jugendprojekt – einen Aktionstag für Schüler, der vom bayerischen Bildungs- und Kultusministerium über den Kulturfonds Bayern gefördert wird. Beim Aktionstag am 4. Oktober gibt es Gesprächskonzerte für Schüler mit internationalen Künstlern und Workshops von Bodypercussion bis zum Gitarrenbauen und ausprobieren, wie man eigene Musik umsetzt.
Die Gitarren von Fritz Karpa sollen bei diesen Workshops mit Schülern zum Einsatz kommen. Zusätzlich sucht der Verein weitere Gitarren-Leihgaben oder -spenden. Frieder Brändle und Bärbel Schoen freuen sich über Instrumente, die dem Verein kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Sicher gibt es bei vielen Hobbymusikern oder ehemaligen Gitarrenschülern das eine oder andere Instrument, das irgendwo in der Ecke steht und schon längere Zeit nicht mehr genutzt wurde …
Gitarren, die dem Verein gespendet werden und auch die gekauften Instrumente sollen nach dem Festival übrigens noch einem ganz besonderen Zweck dienen. Frieder Brändle denkt daran, die Instrumente in Gaststätten zu deponieren. In fröhlicher Runde können Gäste dann spontan Musik machen – Wirtshausmusik, wie sie früher häufig gepflegt wurde. Das wäre eine schöne Gelegenheit, sich mal vom Wohnzimmersessel und Fernseher wegzubewegen, Freunde zu treffen und eine alte Kultur in den Gasthäusern aufleben zu lassen. Kontakt Wer eine Gitarre spenden oder ausleihen will, kann sich melden beim Förderverein Gitarrenfestival, Telefon 0176/62525843.