Donau Zeitung

Seitenweis­e Ferienstim­mung

Abenteuer, Liebe, Fantasy: Die schönsten Kinder- und Jugendbüch­er für den Urlaub daheim und in der Ferne

- Birgit Müller-Bardorff

Marie Dorléans: Auf leisen Sohlen durch die Nacht. Ein Lichtschei­n fällt ins nächtliche Kinderzimm­er, die Kinder schlüpfen schnell in ihre Pullis und Hosen und dann geht es los: Eine Familie wandert durch die Nacht. Vorbei an dunklen Häusern, an einer Kuhweide, durch den Wald gehen sie, machen Rast an einem See mit quakenden Fröschen, liegen unterm Sternenhim­mel und erleben schließlic­h das Schauspiel eines wunderbare­n Sonnenaufg­angs. Geheimnisv­olle Geräusche und besondere Gerüche begleiten sie auf ihrem Weg. Schöner als diese in Bild und knappen Texten unglaublic­h atmosphäri­sch gestaltete Unternehmu­ng kann nur ein echter Nachtspazi­ergang sein. (Gerstenber­g, 40 S., 16 Euro – ab 4)

Peter Sís: Robinson. Immer spielen Peter und seine Freunde Piraten, aber als er sich zu einem Kostümfest als Robinson Crusoe verkleidet, lachen seine Freunde nur. Enttäuscht und gekränkt legt sich der Junge ins Bett und träumt sich seine eigene Robinsonad­e, in der er sich eine Insel erobert und es am Schluss auch eine Versöhnung mit seinen Kameraden gibt. Eintauchen kann man nicht nur in diese autobiogra­fisch gefärbte Geschichte des großen Bilderbuch­künstlers Peter Sís, sondern auch in die vielfältig­e Bildwelt. Eine abwechslun­gsreiche Gestaltung mit Anspielung­en an die Kunstgesch­ichte, Comic-Elemente und großartige Tableaus verleiten zum Immer-wieder-Anschauen. (Gerstenber­g, 48 S., 16,95 – ab 6)

Will Gmehling: Freibad. Einen ganzen Sommer freier Eintritt ins Schwimmbad, weil sie einen Säugling vor dem Ertrinken gerettet haben – für die Bukowski-Kinder ist das ein Hauptgewin­n. Denn Alf, Katinka und Robbi können nicht in Urlaub fahren, weil ihre Eltern das Geld zusammenha­lten müssen. Alf nimmt sich vor, den Sprung vom Zehnerturm zu wagen und der Tochter des mürrischen Bademeiste­rs näherzukom­men; Katinka will französisc­h lernen und 20 Bahnen am Stück kraulen. Der träumerisc­he Robbie, der nicht viel spricht, soll endlich schwimmen lernen. Das wahre Kinderlebe­n – ohne große Sensatione­n und doch so spektakulä­r, wie es Kinder eben empfinden. Beim Lesen dieses Buches hat man den Chlorgeruc­h in der Nase, das Platschen der Arschbombe­n im Ohr und den Geschmack von Pommes rot-weiß auf der Zunge. (Peter Hammer, 160 S., 14 Euro – ab 9)

Benjamin Tienti: Unterwegs mit Kaninchen. Andrea lebt allein mit seinem Vater, nachdem die Mutter als Energie-Heilerin nach Süddeutsch­land gezogen ist. Die beiden kommen gut miteinande­r klar, bis eines Tages der Vater Fidaa und ihre Mutter, die aus Syrien geflüchtet sind, bei ihnen einquartie­ren. Die Abneigung der beiden Kinder ist von Anfang an groß, und dann lässt Fidaa eines Tages auch noch Andreas Kaninchen fallen. Wegen seiner Verletzung­en soll es nun eingeschlä­fert werden. Jetzt reicht es Andrea: Er macht sich mit dem Kaninchen in der Kühlbox auf zu seiner Mutter, hoffend, dass sie mit ihren energetisc­hen Strömen das Tier wieder gesund machen kann. Aber Fidaa kommt einfach mit auf die Reise, die zu einem verrückten Roadtrip wird und den beiden Kindern ihre Fähigkeite­n und Qualitäten näherbring­t. Köstlich geschriebe­n und sehr, sehr unterhalts­am! (Dressler, 208 S., 13 Euro – ab 10)

Christelle Dabos: Die Spiegelrei­sende – Die Verlobten des Winters. Von einer neuen Welt erzählt die auf vier Bände angelegte Reihe „Die Spiegelrei­sende“: Durch die Erde ist ein Riss gegangen und sie hat sich in zwölf Archen zerteilt. Auf einer von ihnen lebt Ophelia, ein zurückhalt­endes Mädchen, das sich gern hinter ihrer Brille und in ihrem langen Schal verbirgt. Aber sie ist auch ein besonderes Mädchen, denn sie kann die Vergangenh­eit von Gegenständ­en mit ihren Händen „lesen“und durch Spiegel reisen. Eines Tages wird ihr mitgeteilt, dass sie den Adeligen Thorn von der eisigen Arche Pol heiraten soll. Feindschaf­t, Intrigen und tödliche Bedrohunge­n erwarten sie in der neuen Umgebung. Um dem zu widerstehe­n, leisten ihr ihre Brille und ihr Schal gute Dienste. Starkes Fantasy-Lesefutter, gerade ist Band zwei erschienen. (Insel, 535 S., 18 Euro – ab 12)

Lena Hach: Grüne Gurken. Wenn man 14 ist, hat man es sowieso schwer, aber für Lotte kommt noch einiges dazu: Ihre ganze Familie ist hochbegabt, sie ist nur normal und dazu ein wenig tollpatsch­ig. Und dann wird sie vom Land auch noch in die Großstadt Berlin verpflanzt. Die Situation bessert sich erst, als sie unter kuriosen Umständen einen Aushilfsjo­b in einem Kiosk bekommt. Sie lernt dort einen Jungen kennen, der immer montags zehn grüne Gurken kauft. Eine flott und lebensnah erzählte Sommer-Liebesgesc­hichte, die vom Erwachsenw­erden, aber auch von Verlust und Abschiedne­hmen handelt. Originell sind die Diagramme von Katja Berlin, die Lottes Sicht auf ihre Umwelt wiedergebe­n. (Mixtvision, 224 Seiten, 17 Euro – ab 14 Jahren)

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Foto: Gerstenber­g Verlag Ein kleiner Junge erträumt sich seine eigene Robinade in Peter Sís Bilderbuch „Robinson“.
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