Strompreis könnte bald steigen
Die Ökostrom-Förderung gilt als besonders umstritten. Experten rechnen für das kommende Jahr mit leicht steigenden Kosten, aber bald soll es abwärts gehen
Berlin Seit ihrer Einführung 2010 ist die sogenannte EEG-Umlage meist angestiegen, aber nicht in jedem Jahr – zuletzt blieb sie relativ konstant. Jetzt könnte sie wieder nach oben klettern – und den Strompreis mitziehen. „Unsere Berechnungen zeigen, dass die EEG-Umlage im Jahr 2021 bei rund sieben Cent die Kilowattstunde den Kostengipfel erreicht haben wird“, sagt Patrick Graichen von der Denkfabrik Agora. Dann fielen nach und nach kostenintensive Anlagen aus der Förderung und die Umlage sinke allmählich. Für das kommende Jahr rechnet Agora mit einem Wert zwischen 6,5 und 6,7 Cent pro Kilowattstunde – in diesem Jahr liegt die sogenannte EEG-Umlage bei 6,41 Cent.
Wie hoch der Strompreis ausfallen wird, ist schwer zu sagen – das hat damit zu tun, ob und wie die Stromanbieter die Teuerung weitergeben. Agora geht von einem Cent mehr pro Kilowattstunde aus. Für einen Vier-Personen-Haushalt, der etwa 4000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, würde das bedeuten, dass er 40 Euro mehr zahlt.
Der Strompreis für die Verbraucher setzt sich auch noch aus Netzentgelten, Stromsteuer sowie anderen Abgaben und Umlagen zusammen. Es könnte bald eine große Reform geben – jedenfalls ist das im Rahmen der Klimapolitik im Gespräch. Vor allem in der Union gibt es die Forderung, die EEG-Umlage abzuschaffen und die Stromsteuer zu senken, wenn ein CO2-Preis in den Bereichen Verkehr und Wärme Sprit, Heizöl und Erdgas teurer macht. Alle Stromkunden müssen bisher die Ökostrom-Umlage bezahlen, über die die Ökostrom-Förderung für die Betreiber von Solar-, Windkraft-, Wasserkraft- oder Biogasanlagen finanziert wird. Für bestimmte Industriebranchen und Gewerbe gibt es aber Rabatte.
Die Umlage dürfte den AgoraExperten zufolge steigen, weil neue Windkraftanlagen auf See von der Förderung profitieren. Als zweiten Grund sehen sie schrumpfende Überschüsse auf dem EEG-Konto, auf das die Zahlungen der Verbraucher im Rahmen des ErneuerbareEnergien-Gesetzes fließen: Wenn es dort Überschüsse gibt, werden diese als Rabatt auf die Umlage an die Verbraucher zurückgezahlt.
Dass der Börsenstrompreis 2020 steigen dürfte, begründen die Agora-Experten mit dem Handel mit Zertifikaten für den CO2-Ausstoß, an dem die Energiewirtschaft in der EU teilnehmen muss. Er verteuert Strom aus Kohle und Gas und liegt derzeit ungefähr bei 27 Euro pro Tonne. Steigende Börsenpreise für Strom dämpfen aber zugleich den Anstieg der EEG-Umlage. Denn wenn die Stromproduzenten an der Börse mehr für ihren Strom bekommen, stehen ihnen weniger Subventionen zu. „Ab einem CO2-Preis von 50 Euro bekommen wir eine weitgehend selbsttragende Energiewende, weg von Kohle hin zu erneuerbaren Energien“, sagt Graichen.
Beim Strom liegt der Anteil der erneuerbaren Energien inzwischen bei knapp 40 Prozent. Die Bundesregierung will bis 2030 einen Anteil von 65 Prozent schaffen, aber dafür geht es derzeit nicht schnell genug voran – es hapert unter anderem am Ausbau von Windrädern und Stromleitungen.