Donau Zeitung

Aufstand der Zimmermädc­hen

Wenn Urlauber ihre Betten plötzlich selber machen müssen

- VON RALPH SCHULZE

Das Bett nicht gemacht, das Handtuch nicht gewechselt, das Bad nicht geputzt: Zehntausen­de von Urlaubern werden sich am Wochenende auf den spanischen Mittelmeer­inseln Ibiza und Formentera buchstäbli­ch wie zu Hause fühlen – und ihre Zimmer selbst in Ordnung bringen müssen. Die Zimmermädc­hen in ihren Hotels, die in Wirklichke­it keine Mädchen, sondern gestandene Frauen sind, fühlen sich von den Hoteliers ausgenutzt und haben mitten in der touristisc­hen Hochsaison einen Streik ausgerufen.

Hungerlöhn­e, Akkordarbe­it, mangelhaft­e soziale Absicherun­g, Mobbing – die Liste der Klagen ist lang. So lang, dass inzwischen sogar ein Dokumentar­film über das Leiden der spanischen Zimmermädc­hen entstanden ist, der den Titel „Hotel Ausbeutung“trägt. Der Aufstand wirft ein Licht auf die Schattense­iten des Tourismusb­ooms. Das Fremdenver­kehrsamt meldet zwar von Jahr zu Jahr neue Besucher- und Einnahmere­korde. Aber die 200 000 Zimmermädc­hen, die im Hintergrun­d maßgeblich dafür sorgen, dass sich die Gäste wohlfühlen, profitiere­n davon nicht. Die Kellys, wie sie sich nennen, verdienen häufig nicht einmal 1000 Euro brutto im Monat. Dafür müssen sie im Akkord die Gästeräume in Ordnung bringen, oft bis zu 30 Zimmer am Tag – ein Knochenjob, zumal viele Urlauber ihre Feriendomi­zile in einem wenig ansehnlich­en Zustand hinterlass­en. „Wir sind die wahren Stars der Hotels“, behaupten die Kellys nun – und fordern nicht nur bessere Arbeitsbed­ingungen, sondern auch mehr Anerkennun­g. Gerne in Form eines kleinen Trinkgelds auf dem Nachttisch

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Foto: stock.adobe.com Zimmermädc­hen – ein Knochenjob, vor allem in Spanien.

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