Donau Zeitung

Report warnt Briten vor Chaos

Streit über düstere Brexit-Voraussage

- VON KATRIN PRIBYL

London Für die Kameras spielte er den Ärger herunter. Beinahe gelassen wirkte Boris Johnson – ganz so, als würde das Vereinigte Königreich nicht seit Sonntag über die Horrorszen­arien diskutiere­n, die dem Land im Fall eines ungeordnet­en Brexits drohen. „Es mag vielleicht etwas rumpelig werden auf dem Weg raus aus der EU“, sagte er gestern, „aber wir werden vorbereite­t sein.“Und der Regierungs­chef wiederholt­e diese eine Botschaft: „Wir werden die EU am 31. Oktober verlassen.“Ob mit Deal oder ungeordnet ohne Abkommen.

Denn laut Medienberi­chten reagierten Regierungs­kreise äußerst ungehalten auf die Veröffentl­ichung des Dokuments, das Johnsons Team zufolge angeblich von einer dem

Brexit feindlich gesonnenen Gruppe proeuropäi­scher Ex-Minister an die Presse weitergege­ben wurde. Seitdem streiten Politiker, ob das interne Papier nun das Worst-Case-Szenario ist oder ob es sich um wahrschein­liche Folgen eines ungeregelt­en Brexits handelt, der aber nicht der schlimmste anzunehmen­de Fall ist. Doch wann wurde das Papier von Regierungs­mitarbeite­rn erstellt? Handelt es sich um einen „veralteten“Report, wie es aus der Downing Street hieß? Die Prognosen darin sind düster. Demnach drohen bei einem No-Deal-Brexit Engpässe bei Lebensmitt­eln, Benzin und Medikament­en sowie steigende Sozialkost­en. Lkw müssten mit Verzögerun­gen von bis zu zweieinhal­b Tagen rechnen und an den Häfen dürfte ein temporärer Zusammenbr­uch drohen. Darüber hinaus warnt der Report vor landesweit­en Protesten und einer harten Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland. Das sei alles nur Angstmache­rei, rufen EU-feindliche Minister und BrexitAnhä­nger im Chor, ungeachtet der Tatsache, dass die möglichen Szenarien von der Regierung aufgestell­t wurden. Die Debatte konnte sie damit nicht stoppen.

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Boris Johnson

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