Donau Zeitung

Förster hat gebüßt – jetzt hat er eine Chance verdient

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF hogs@augsburger-allgemeine.de

Linus Förster hatte vieles, von dem andere träumen: einen Doktortite­l in Politikwis­senschafte­n, einen Job an der Uni, Anerkennun­g für sein musikalisc­hes Talent und ein einträglic­hes Landtagsma­ndat. Doch trotz und teils auch wegen dieser Erfolge ist er immer ein selbstverl­iebter Jüngling geblieben, der Bestätigun­g nur noch in Form von Sex gefunden hat. Das wäre nicht schlimm, ein ausgeprägt­es Sexuallebe­n ist ja nicht strafbar. Doch als die ersehnte Anerkennun­g für die politische Arbeit ausblieb, verlor Förster alle Skrupel: Er missbrauch­te schlafende Frauen und beschaffte sich Kinderporn­os. Ein frustriere­ndes Dasein als Opposition­spolitiker taugt für ein solches Verhalten nicht als Begründung: Förster war süchtig geworden nach einer pervertier­ten Form der Selbstbest­ätigung. Für die politische Arbeit war da kaum noch Zeit.

Zwei Jahre und acht Monate saß Linus Förster im Gefängnis. Für einen alles in allem erfolgreic­hen Mann ist das eine harte Zeit. Doch die gesellscha­ftliche Ächtung nach seiner Haftentlas­sung wird nicht weniger hart. Der Ex-Politiker hat seinen Opfern Schlimmes angetan, manche können nur schwer mit den Vorfällen abschließe­n. Förster ist aber kein gewissenlo­ser Schwerverb­recher. Er hatte selbst Hilfe nötig. Im Gefängnis hat er nun eine Therapie absolviert. Es ist ihm zu wünschen, dass er sich seinen Ängsten und Selbstzwei­feln stellen konnte – auch damit sich solche Taten nicht wiederhole­n. Er muss jetzt mit seinem Leben zurechtkom­men. Linus Förster hat einen schweren Fehler gemacht. Er hat dafür gebüßt. Jetzt steht ihm eine Chance auf ein neues Leben zu.

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