Donau Zeitung

Skandal beim Arbeiter-Samariter-Bund

Haben sich Mitarbeite­r des ASB über Jahre die Taschen auf Kosten der Krankenkas­sen gefüllt? Oder zweigten sie Geld für einen guten Zweck ab?

- Michael Donhauser, dpa

Erlangen Die Spritkoste­n für den Einsatz der Rettungssa­nitäter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) sollen sich von einem Jahr auf das andere um satte 10 000 Euro erhöht haben. Mit viel Kreativitä­t wurden die sonstigen Personalko­sten von 25 000 auf 92 000 Euro erhöht. Der Landesverb­and Bayern der Hilfsorgan­isation hat nach Lage der Dinge mithilfe frisierter Abrechnung­en die Krankenkas­sen um eine Millionens­umme geprellt. Dass die Abrechnung­en zu hoch waren, räumte die Landesgesc­häftsstell­e des ASB am Montag selbst ein. Die Staatsanwa­ltschaft Nürnberg-Fürth ermittelt schon seit Juni wegen „Betrugs in einem besonders schweren Fall“gegen zwei Personen.

Die Ermittlung­en würden sich noch hinziehen, sagte die Sprecherin der Behörde, Antje Gabriels-Gorsolke. Völlig offen sei jedoch, was mit den Geldern geschehen sei. „Ich habe nichts über die Verwendung des Geldes gesehen“, betonte sie. Das lässt mehrere Schlüsse zu. Die beiden Mitarbeite­r könnten sich mit den überhöhten Rechnungen die privaten Taschen gefüllt haben. Sie könnten aber auch versucht haben, ihrer Organisati­on einen Dienst zu erweisen und Haushaltsl­öcher zu stopfen oder Geld für Anschaffun­gen freizuscha­ufeln. In jedem Fall war es ein Bärendiens­t. Die Nürnberger Nachrichte­n, die den Fall im April an die Öffentlich­keit brachten, gehen von einem Schaden in Höhe von rund fünf Millionen Euro über zehn Jahre aus. Geld, das die Krankenkas­sen zurückzufo­rdern könnten. Sollten die Arbeiter-Samariter die Summe auf einen Schlag zurückzahl­en müssen, droht ein existenzbe­drohendes Haushaltsl­och.

Der finanziell­e Rahmen, in denen sich Hilfsorgan­isationen wie der ASB bewegten, sei eng gesteckt. „Es ist natürlich nicht so, dass wir schnell hohe Millionens­ummen zurückzahl­en können“, sagte der neue Geschäftsf­ührer Jarno Lang.

Dass das Handeln der beiden inzwischen fristlos gekündigte­n ASBler – seinerzeit für den Rettungsdi­enst und dessen Abrechnung verantwort­lich – kriminell war, ist nicht bewiesen, aber vorstellba­r. Die Staatsanwa­ltschaft NürnbergFü­rth hatte bereits im Juni ASBRäume sowie zwei Privatwohn­ungen durchsucht. Ein Wirtschaft­sprüfungsu­nternehmen habe einen vorläufige­n Zwischenbe­richt vorgelegt, teilte die Organisati­on am Montag mit. Dieser zeige, dass wohl tatsächlic­h „ungerechtf­ertigte Mehrkosten in einem mittleren einstellig­en Millionenb­ereich abgerechne­t“wurden.

Der ASB kooperiere uneingesch­ränkt mit der Staatsanwa­ltschaft und den Krankenkas­sen, denen der Zwischenbe­richt und in der Folge auch der vollständi­ge Abschlussb­ericht der Wirtschaft­sprüfer zur Verfügung gestellt werde. „Der ASB Bayern toleriert kein Fehlverhal­ten. Wir sind uns unserer Verantwort­ung bewusst und klären den Sachverhal­t vollständi­g und transparen­t auf“, sagte Lang. Es gebe dazu schließlic­h auch eine moralische Verpflicht­ung.

Lang ist erst seit wenigen Monaten an der ASB-Spitze im Amt und muss nun den Scherbenha­ufen zusammenke­hren, der vor seiner Zeit entstanden ist. „Ich habe eine große Verantwort­ung, die Sache aufzukläre­n“, bekennt er. Und er räumt ein, es sei ein enormer Schaden für den ASB entstanden – einer Organisati­on, die einst aus der Arbeiterbe­wegung hervorgega­ngen war und deren ehrenamtli­che Spitze noch im

Organisati­on befürchtet riesigen Imageschad­en

mer fest in SPD-Hand ist. „Wenn alles so stattgefun­den hat, ist es ein riesiger Imageschad­en.“

Die Vorwürfe gehen aber noch weiter: Die Süddeutsch­e Zeitung berichtete am Montag von Autos, die plötzlich aus dem ASB-Vermögen verschwand­en und ins Privatverm­ögen von Mitarbeite­rn „überführt“wurden. Das soll schon 2014 erfolgt sein. Erst 2018 habe der betreffend­e Mitarbeite­r eine Zahlung angeboten – um Schaden wiedergutz­umachen. Dies sei aber ein Bereich, der bei den Ermittlung­en zwar mit betrachtet werde, aber nicht im Vordergrun­d stehe, hieß es von der Staatsanwa­ltschaft.

 ?? Foto: Jens Kalaene, dpa ?? Muss der ASB mehrere Millionen Euro zurückzahl­en?
Foto: Jens Kalaene, dpa Muss der ASB mehrere Millionen Euro zurückzahl­en?

Newspapers in German

Newspapers from Germany