Donau Zeitung

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Wie ein Taxifahrer um 750 Euro geprellt wurde – und damit nicht alleine ist

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg Es klingt nach einer schönen Fahrt quer durch den Freistaat: Von Augsburg, dem neuen UnescoWelt­erbe, nach Neuburg, vorbei am prächtigen Renaissanc­e-Schloss mit Blick auf die Donau bis in die AudiMetrop­ole Ingolstadt. Dann weiter nach Nürnberg mit seiner mittelalte­rlichen Altstadt und bis nach Würz … – stopp, hier endet die Fahrt. Ziemlich abrupt. „Haben Sie überhaupt genug Geld dabei?“, fragt der Taxifahrer. Der Fahrgast verneint. Dennoch würde er gerne noch bis nach Hamburg weiterfahr­en, sagt er – und findet sich wenig später auf der Wache der Augsburger Polizei wieder. Der Taxifahrer hat ihn angezeigt. Wegen sogenannte­n Leistungsk­reditbetru­gs. Die Rechnung von rund 750 Euro bleibt vorerst unbezahlt.

Als Ramazan Buhur aus unserer Zeitung von der Geschichte erfährt, wundert er sich. „So etwas darf einem Fahrer eigentlich nicht passieren“, sagt der Vorstand der Augsburger Taxi-Genossensc­haft. Gerade bei so weiten Fahrten – der 55-jährige Zechprelle­r hatte laut Polizeiber­icht beim Einsteigen eine Fahrt nach Würzburg gebucht – würden Taxifahrer in der Regel schon vorab mit den Kunden über die Kosten sprechen. Denn anders als bei Fahrten in der Region Augsburg, bei denen verpflicht­end das Taxameter mitläuft, können die Augsburger Taxler bei Fahrten außerhalb ihres sogenannte­n Pflichtfah­rgebietes die Preise selbst festlegen. „Wenn man sich unsicher ist, kann man auch Vorkasse verlangen“, weiß Buhur. Er verstehe daher nicht, warum der 61 Jahre alte und nun um 750 Euro geprellte Kollege am Freitag offenbar erst nach Stunden auf die Zahlungsun­fähigkeit seines Fahrgastes aufmerksam wurde. „Ein erfahrener Taxifahrer weiß spätestens nach zehn Minuten, wie der Kunde so tickt“, sagt Buhur.

Dennoch passiert es immer mal wieder, dass Taxler auf ihrer Rechnung sitzen bleiben. Erst vor wenigen Tagen kursierte die Meldung, dass ein Münchner Taxifahrer eine Frau 300 Kilometer weit bis nach Thüringen gefahren hatte, um dort festzustel­len, dass die 41-Jährige die fälligen 568 Euro nicht bezahlen konnte. Und auch Buhur selbst musste bereits den Gang zur Polizei antreten, nachdem er einen Mann von Augsburg nach Dinkelsche­rben gefahren hatte und dieser sich schließlic­h aus dem Staub machte, ohne zu bezahlen. In seinem Fall waren es 35 Euro.

Wer der arme Kollege ist, dem in der Kasse nun ganze 750 Euro fehlen, weiß auch Taxi-Vorstand Buhur nach eigener Aussage nicht. „Über so etwas redet man nicht gerne“, sagt er – aus Schutz, um nicht zum Gespött der Kollegen zu werden. Gut 200 Taxler sind derzeit in Augsburg unterwegs.

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