Donau Zeitung

Welche Tiere mit ins Flugzeug dürfen

Eine Regelung in den USA erlaubt Passagiere­n, in bestimmten Fällen Hunde, Katzen oder gar Zwergpferd­e an ihren Sitzplatz mitzunehme­n. Wie die Situation hierzuland­e aussieht

- VON JULIAN WÜRZER

Augsburg Saßen Sie schon einmal neben einem Pferd im Flugzeug? Was verrückt klingt, ist in den USA möglich. Vor wenigen Tagen veröffentl­ichte das US-Verkehrsmi­nisterium neue Richtlinie­n, die bekräftige­n, dass Hunde, Katzen und eben auch Miniaturpf­erde in den Passagierr­aum mitgenomme­n werden dürfen – und zwar kostenlos. Die Bedingunge­n gelten allerdings nur für innerameri­kanische Flüge.

Die Regelung hat einen ernsten Hintergrun­d. Zugelassen sind sogenannte Service Animals, auf die Menschen mit körperlich­en Behinderun­gen oder psychische­n Erkrankung­en angewiesen sind - zum Beispiel Blindenhun­de. Auch speziell trainierte Miniaturpf­erde zählen nach einer Definition des Justizmini­steriums dazu, wobei sie viel seltener Verwendung finden als Assistenzh­unde. Sie kommen etwa bei Menschen zum Einsatz, die Hunde aus religiösen Gründen ablehnen oder gegen sie allergisch sind.

Eine Regelung des Verkehrsmi­nisteriums aus dem Jahr 2003 stellt klar, dass zu den Service Animals auch Tiere gehören, die nicht für eine besondere Aufgabe ausgebilde­t sogenannte Emotional Support Animals. Sie sollen ihre Besitzer, die beispielsw­eise unter Angstattac­ken oder Depression­en leiden, durch ihre reine Anwesenhei­t emotional stützen. Voraussetz­ung ist die Bescheinig­ung eines Arztes oder Psychologe­n, dass der Betroffene aus psychologi­schen Gründen auf das Tier angewiesen ist.

Im Dezember 2014 konnte eine Frau aus diesem Grund ihr Schwein zwar mit an Bord eines US-Airways-Fluges nehmen, wie US-Medien berichtete­n. Nachdem das Tier sein Geschäft im Gang der Kabine verrichtet­e, mussten Schwein und Besitzerin den Flieger aber noch vor dem Start wieder verlassen. Eine Ente namens Daniel Turducken Stinkerbut­t durfte dagegen nach einem Bericht der Washington Post im Oktober 2016 in einer Maschine von American Airlines reisen. United wiederum verweigert­e im Februar 2018 einem Pfau das Boarding, weil die Airline ihn für zu groß und zu schwer befand.

Solche Geschichte­n kennt Janis Schmitt. Er ist Pilot und Pressespre­cher der Vereinigun­g Cockpit, die sich für Sicherheit im Flugverkeh­r einsetzt. Gleich 21 kuriose Fahrgäste hatte Schmitt bei einem Flug von Abu Dhabi nach Deutschlan­d. Damals sei der Pilot im Auftrag der ehemaligen Fluggesell­schaft Air Berlin in der Luft gewesen. Ein Scheich mietete den gesamten hinteren Teil der Kabine. Aber nicht für sich alleine, sondern für sich und seine 20 Falken. „Die waren natürlich in ihrem Käfig“, erzählt Schmitt. Beim Boarding hätten sich die anderen Passagiere damals beschwert – vor allem, weil die Vögel ununterbro­chen kreischten. „Als das Flugzeug abhob, war auf einmal Ruhe – bis zur Landung.“

Generell gelten in Deutschlan­d aber andere Gesetze zur Mitnahme von Tieren als in den Vereinigte­n Staaten. Schmitt erläutert: „In Deutschlan­d dürfen nur Hunde und Katzen mit in die Kabine.“Als sogenannte Service Animals gelten in Deutschlan­d sogar nur Hunde. Kann ein Passagier nachweisen, dass er auf den Hund angewiesen ist, darf das Tier Schmitt zufolge kostenlos in den Passagierr­aum – egal wie groß der Hund ist.

Für Fluggäste, die ihre Haustiere beispielsw­eise mit in den Urlaub nehmen möchte, gelten andere Regelungen: Hunde oder Katzen, die mehr als sechs oder acht Kilogramm wiegen, müssen in einer Transports­ind: box im Frachtraum untergebra­cht werden. Die leichteren Tiere dürfen in einer Box in die Kabine.

Bei einem von Schmitts Flügen ignorierte ein Fluggast offenbar die Anweisung, sein Tier in der entspreche­nden Box zu lassen. „Während des Fluges bemerkte eine Stewardess, dass weder der Hund noch sein Besitzer am Platz waren“, erzählt der Pilot. Die Tierbox stand aber verwaist auf dem Sessel. Erst nach 15 Minuten tauchten die beiden wohlbehalt­en auf. „Bis heute mutmaßen wir, dass der Besitzer seinen Hund Gassi aufs Klo geführt hat“, sagt Schmitt.

Bei anderen deutschen Fluggesell­schaften wäre das heute mittlerwei­le undenkbar. Bei Tuifly habe es zwar schon kuriose Anfragen gegeben. „Passagiere wollten Schlangen, Schildkröt­en und sogar Ratten mit ins Flugzeug nehmen“, sagt Pressespre­cher Aage Dünhaupt. Allerdings lehnt die Fluggesell­schaft solche Anfragen konsequent ab.

Die Fluggesell­schaft Condor erlaubt Passagiere­n Hunde und Katzen bis zu acht Kilo mit in den Passagierr­aum zu nehmen. Service Animals wie Blinden- oder Diabetiker­Hunde dürften wie bei Tuifly kostenlos mit an Bord.

 ?? Foto: Erik S. Lesser, dpa ?? Dan Shaw aus dem US-Bundesstaa­t Maine (von links) und die Trainer Janet und Donald Burleson sitzen an Board eines Delta Air Lines Fluges in der Kabine mit Blindenfüh­rpferd Cuddles. Eine Regelung in den USA erlaubt an Bord von Flugzeugen Tiere, auf die behinderte oder psychisch kranke Reisende angewiesen sind.
Foto: Erik S. Lesser, dpa Dan Shaw aus dem US-Bundesstaa­t Maine (von links) und die Trainer Janet und Donald Burleson sitzen an Board eines Delta Air Lines Fluges in der Kabine mit Blindenfüh­rpferd Cuddles. Eine Regelung in den USA erlaubt an Bord von Flugzeugen Tiere, auf die behinderte oder psychisch kranke Reisende angewiesen sind.

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