Welche Tiere mit ins Flugzeug dürfen
Eine Regelung in den USA erlaubt Passagieren, in bestimmten Fällen Hunde, Katzen oder gar Zwergpferde an ihren Sitzplatz mitzunehmen. Wie die Situation hierzulande aussieht
Augsburg Saßen Sie schon einmal neben einem Pferd im Flugzeug? Was verrückt klingt, ist in den USA möglich. Vor wenigen Tagen veröffentlichte das US-Verkehrsministerium neue Richtlinien, die bekräftigen, dass Hunde, Katzen und eben auch Miniaturpferde in den Passagierraum mitgenommen werden dürfen – und zwar kostenlos. Die Bedingungen gelten allerdings nur für inneramerikanische Flüge.
Die Regelung hat einen ernsten Hintergrund. Zugelassen sind sogenannte Service Animals, auf die Menschen mit körperlichen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen angewiesen sind - zum Beispiel Blindenhunde. Auch speziell trainierte Miniaturpferde zählen nach einer Definition des Justizministeriums dazu, wobei sie viel seltener Verwendung finden als Assistenzhunde. Sie kommen etwa bei Menschen zum Einsatz, die Hunde aus religiösen Gründen ablehnen oder gegen sie allergisch sind.
Eine Regelung des Verkehrsministeriums aus dem Jahr 2003 stellt klar, dass zu den Service Animals auch Tiere gehören, die nicht für eine besondere Aufgabe ausgebildet sogenannte Emotional Support Animals. Sie sollen ihre Besitzer, die beispielsweise unter Angstattacken oder Depressionen leiden, durch ihre reine Anwesenheit emotional stützen. Voraussetzung ist die Bescheinigung eines Arztes oder Psychologen, dass der Betroffene aus psychologischen Gründen auf das Tier angewiesen ist.
Im Dezember 2014 konnte eine Frau aus diesem Grund ihr Schwein zwar mit an Bord eines US-Airways-Fluges nehmen, wie US-Medien berichteten. Nachdem das Tier sein Geschäft im Gang der Kabine verrichtete, mussten Schwein und Besitzerin den Flieger aber noch vor dem Start wieder verlassen. Eine Ente namens Daniel Turducken Stinkerbutt durfte dagegen nach einem Bericht der Washington Post im Oktober 2016 in einer Maschine von American Airlines reisen. United wiederum verweigerte im Februar 2018 einem Pfau das Boarding, weil die Airline ihn für zu groß und zu schwer befand.
Solche Geschichten kennt Janis Schmitt. Er ist Pilot und Pressesprecher der Vereinigung Cockpit, die sich für Sicherheit im Flugverkehr einsetzt. Gleich 21 kuriose Fahrgäste hatte Schmitt bei einem Flug von Abu Dhabi nach Deutschland. Damals sei der Pilot im Auftrag der ehemaligen Fluggesellschaft Air Berlin in der Luft gewesen. Ein Scheich mietete den gesamten hinteren Teil der Kabine. Aber nicht für sich alleine, sondern für sich und seine 20 Falken. „Die waren natürlich in ihrem Käfig“, erzählt Schmitt. Beim Boarding hätten sich die anderen Passagiere damals beschwert – vor allem, weil die Vögel ununterbrochen kreischten. „Als das Flugzeug abhob, war auf einmal Ruhe – bis zur Landung.“
Generell gelten in Deutschland aber andere Gesetze zur Mitnahme von Tieren als in den Vereinigten Staaten. Schmitt erläutert: „In Deutschland dürfen nur Hunde und Katzen mit in die Kabine.“Als sogenannte Service Animals gelten in Deutschland sogar nur Hunde. Kann ein Passagier nachweisen, dass er auf den Hund angewiesen ist, darf das Tier Schmitt zufolge kostenlos in den Passagierraum – egal wie groß der Hund ist.
Für Fluggäste, die ihre Haustiere beispielsweise mit in den Urlaub nehmen möchte, gelten andere Regelungen: Hunde oder Katzen, die mehr als sechs oder acht Kilogramm wiegen, müssen in einer Transportsind: box im Frachtraum untergebracht werden. Die leichteren Tiere dürfen in einer Box in die Kabine.
Bei einem von Schmitts Flügen ignorierte ein Fluggast offenbar die Anweisung, sein Tier in der entsprechenden Box zu lassen. „Während des Fluges bemerkte eine Stewardess, dass weder der Hund noch sein Besitzer am Platz waren“, erzählt der Pilot. Die Tierbox stand aber verwaist auf dem Sessel. Erst nach 15 Minuten tauchten die beiden wohlbehalten auf. „Bis heute mutmaßen wir, dass der Besitzer seinen Hund Gassi aufs Klo geführt hat“, sagt Schmitt.
Bei anderen deutschen Fluggesellschaften wäre das heute mittlerweile undenkbar. Bei Tuifly habe es zwar schon kuriose Anfragen gegeben. „Passagiere wollten Schlangen, Schildkröten und sogar Ratten mit ins Flugzeug nehmen“, sagt Pressesprecher Aage Dünhaupt. Allerdings lehnt die Fluggesellschaft solche Anfragen konsequent ab.
Die Fluggesellschaft Condor erlaubt Passagieren Hunde und Katzen bis zu acht Kilo mit in den Passagierraum zu nehmen. Service Animals wie Blinden- oder DiabetikerHunde dürften wie bei Tuifly kostenlos mit an Bord.