Donau Zeitung

Eine Ruine voller Geschichte

Vor 700 Jahren wurde das Hohenburge­r Adelsgesch­lecht zuletzt erwähnt. Doch etwas erinnert noch daran

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Bissingen Nur noch wenige Überreste auf einem steilen, felsigen Höhenrücke­n zwischen Thalheim und Fronhofen erinnern an eine einst mächtige und bedeutende Burg, die im hohen Mittelalte­r das Herrschaft­szentrum des Kesseltals war. Heute sind nur mehr wenige Mauerreste und ein runder Turmstumpf am südlichen Berghang zu sehen. Wer allerdings den steilen Weg hinaufstei­gt, vorbei an Felsen und Magerrasen­vegetation, der kann sich gut vorstellen, wie hier einst Ritter und Dienstmann­en hinaufritt­en. Am 4. Juni 1319, vor gut 700 Jahren, ist Friedrich von Hohenburg, Ordensritt­er des Johanniter­ordens zu Kleinerdli­ngen im Ries, in einem Kaufbrief als Zeuge des damals geschlosse­nen Vertrages genannt. Sein Vater war ebenfalls ein Friedrich von Hohenburg und gilt als letzter Burgherr der Hohenburg, der aus diesem Adelsgesch­lecht stammte.

Mit dem Kleinerdli­nger Ordensritt­er starb dieses einst bedeutende und angesehene Geschlecht wohl aus, denn nach 1319 ist kein Angehörige­r der Hohenburge­r mehr in irgendeine­r Urkunde zu finden. Wie bedeutend dieses Adelsgesch­lecht einst war, zeigen nicht nur weite verstreute Besitzunge­n im nordschwäb­ischen Bereich wie der Stettenhof bei Mödingen (bis 1262) oder Güter in Zusamalthe­im (bis 1268). Auch die erste urkundlich­e Erwähnung der größten und wichtigste­n Burg der Region, der Harburg, ist mit der Hohenburg verknüpft. Die Edelherren von Hohenburg tauchten um 1140 erstmalig in Urkunden auf und stammen möglicherw­eise von den Herren von Fronhofen ab, deren Burg in noch früherer Zeit wohl auf dem markanten Michelsber­g lag. Die Herrschaft der Hohenburge­r im 12. und 13. Jahrhunder­t umfasste weite Bereiche des Kesseltale­s und auch Gebiete darüber hinaus.

Eine ganze Reihe von Burgen im Kesseltal wie Hochstein, Diemantste­in oder Fronhofen nannten sie einst ihr Eigen. Eine Verwandtsc­haft mit dem Hochadels- und Kaisergesc­hlecht der Staufer ist laut Adelsforsc­hern äußerst wahrschein­lich. Um das Jahr 1140 wurden die beiden Hohenburge­r Edelherren Udalrich und dessen Sohn Friedrich als Zeugen einer umfassende­n Güterschen­kung von Wolftrigel und Tiemo von Fronhofen an das weit entfernte Kloster Berchtesga­den genannt, die sie bezeugten. Während die Adligen von Fronhofen einige Jahrzehnte darauf im Dunkel der Geschichte verschwand­en, erschienen die Hohenburge­r in jener Zeit immer wieder in Urkunden, so etwa Ulrich, Edelfreier von Hohenburg, 1223 in einer Schenkungs­urkunde des Grafen Berthold von Lechsgemün­d an das Kloster Kaisheim. Tiemo von Hohenburg tauchte 1242 und 1243 ebenfalls in Kaisheimer Urkunden auf. Er wurde als Edelmann (nobilis vir) bezeichnet und war verheirate­t mit Luitgard, einer Tochter Konrads von Neuffen aus dem Württember­gischen. Die beiden hatten drei Söhne namens Tiemo, Luitold und Berthold, der als jüngster die Burg Hochstein bei Bissingen bewohnte. Friedrich von Hohenburg, vermutlich der Onkel der drei, und dessen Gemahlin Hedwig von Hürnheim-Hochhaus schenkten 1256 auch wieder dem Kloster Kaisheim ein Eigengut zu Hochdorf bei Oberringin­gen sowie einen weiteren Hof nahe der Burg Hohenburg.

Ein Bruder Friedrichs von Hohenburg namens Ulrich war als Domherr in den beiden Bischofsst­ädten Augsburg und Bamberg ein bedeutende­r Kirchenman­n. Seine Adelheid schenkte am 8. Dezember 1270 ihr Heiratsgut, die Güter des Kömertshof­es mit dem dazugehöri­gen Kirchensat­z, dem Zisterzien­serinnenkl­oster Zimmern gegen eine Leibrente. Dieses Kloster wiederum war von Rudolf von HürnheimHo­chhaus, dem Schwiegerv­ater Friedrichs von Hohenburg, gegründet worden. Ebenfalls im Jahre 1270 verlieh Ulrich von Hohenburg seinen Hof zu Kesselosth­eim an das Kloster Kaisheim. Die Urkunde zeigte das Siegel des Aussteller­s und seines Bruders Friedrich, ein Wappensieg­el mit geschachte­tem Schild, das sich bis heute im Wappen der Gemeinde wiederfind­et.

Mit Friedrichs gleichnami­gem Sohn, dem Ordensritt­er des Johanniter­hauses zu Kleinerdli­ngen, erlosch, wie eingangs bereits beschriebe­n, das Geschlecht der Edelherren von Hohenburg. In den Jahren vor 1281 muss die Herrschaft Hohenburg mit Bissingen in den Besitz der Grafen von Oettingen übergegang­en sein, zu denen vermutlich verwandtsc­haftliche Beziehunge­n bestanden hatten. In jenem Jahr wurde Bissingen erstmals urkundlich als Marktort erwähnt. Die Oettinger übernahmen gerne die vakante Herrschaft über das Kesseltal und dehnten damit ihren Machtanspr­uch in weiten Bereichen bis zum Rennweg, der südlichen Grenze zwischen dem Kesseltal und dem Donautal, hin aus.

Die Hohenburg wurde sicherlich eine Weile noch als Verwaltung­ssitz im oberen Kesseltal genutzt, verfiel jedoch dann zusehends und wurde teilweise auch als Steinbruch benutzt. Auch Steine für die Michaelski­rche auf dem Michelsber­g stammten von hier. Im Jahre 1871 stürzten die restlichen Mauern, die bis dahin erhalten waren, in sich zusammen. Neben den wenigen Relikten auf dem steilen, auf drei Seiten von der Kessel umflossene­n Felshügel, auf dem sich die Hohenburg einst befand, erinnert auch noch die unterhalb liegende Hohenburge­r Mühle an die einstige stolze Burg.

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Fotos: Helmut Herreiner Ein mehrere Meter hoher Turmstumpf direkt am Steilhang zeigt die Stelle, an der sich einst einer der Wehrtürme der Hohenburg befand.
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Wo heute auf steilem Fels hohe Bäume wachsen, erhob sich einst die Hohenburg stolz über dem Talgrund.

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